An Rhein und Ruhr. Die Nachfrage nach Kohle steigt im Zuge der Energiekrise stark an, berichten Anbieter. Das macht sich auch bei Preisen bemerkbar. Ein Überblick.
Eine totgeglaubte Branche meldet einen Ansturm auf ihre Produkte. Der drohende Gasmangel im Winter und die seit Monaten steigenden Energiekosten sorgen für eine stark angestiegene Nachfrage nach Braunkohlebriketts. Und auch Kohle und Holz werden jetzt knapp.
Mit Braunkohlebriketts heizten einst Oma und Opa ihren Ofen. Im Zuge der Energiekrise erlebt der Kohlehandel einen unerwarteten Aufschwung. „Die Nachfrage bei uns ist extrem angestiegen“, berichtet André Spill, Geschäftsführer des Kohlehandels KFK Kohlen- und Frachtenkontor aus Duisburg. „Das liegt aber auch an Kunden, die vorher ihre Kohle im Baumarkt gekauft haben, wo sie jetzt aber nichts mehr bekommen.“
Das zahlen Kunden aktuell für Kohlebriketts
Bei den Baumärkten, die ihre Kohle zwischenzeitlich zu Kampfpreisen angeboten hatten, wie Spill sagt, ist es aktuell in der Tat schwer, an den schwarzen Brennstoff zu kommen. Wer 25 Kilogramm Briketts kauft, zahlt bei den meisten Baumärkten dafür 8,49 Euro. Aufgrund der hohen Nachfragen seien aber „an fast allen Marktstandorten keine Reservierungen mehr möglich“, teilt Hornbach mit. In den ersten sechs Monaten des Jahres sei der Absatz um 35 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. „Wenn neue Lieferungen in den Märkten eintreffen, sind sie 24 Stunden später auch schon wieder verkauft“, so ein Unternehmenssprecher. Gleiches gelte für Pellets, Kaminholz und Holzbriketts.
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Doch nicht nur die hohe Nachfrage treibt die Preise, sondern auch das gesunkene Angebot. Denn vor einigen Monaten stoppte der Energiekonzern RWE die Produktion von gebündelten 7-Zoll-Briketts der Marke „Union“ für den reinen Hausgebrauch im Kohleveredelungsbetrieb Frechen bei Köln. Lediglich 3-Zoll-Briketts für die Industrie werden noch bis Ende des Jahres produziert.
Da man nun selbst keine Braunkohlebriketts für den Hausgebrauch mehr produziere, habe man auch keinen Einfluss auf die Preise, erklärt ein RWE-Sprecher. Grund für den Produktionsstopp sei einerseits der Kohleausstieg. Doch auch weil die Produktion sehr personalintensiv sei, habe man vor einigen Monaten die Herstellung der 7-Zoll-Briketts vorzeitig beendet.
Unternehmen glaubt: Die hohe Nachfrage wird anhalten
Wenn im Rheinischen Braunkohlerevier die Brikettherstellung endgültig beendet ist, dann habe die LEAG eine Monopolstellung, sagt Kohlehändler André Spill. Das Unternehmen aus dem Lausitzer Kohlerevier betreibt unter anderem den Veredelungsbetrieb „Schwarze Pumpe“, der Briketts der Marke „Rekord“ herstellt. Dort habe man mit dem Ende der Herstellung im Rheinland die letzte aktive Brikettfabrik in Europa, so die LEAG. Bereits seit Januar produziere man in der Lausitz im Vergleich zum Vorjahr um 60 Prozent mehr Briketts. Die LEAG rechnet damit, dass die hohe Nachfrage anhält.
Das Unternehmen habe bereits in den letzten Monaten die Preise angezogen, sagt Spill. „Die Rekord-Briketts kosten 50 bis 70 Prozent mehr. Union ist da moderater bei den Preisen und ist um etwa 30 Prozent teurer geworden.“ Und obwohl die 3-Zoll-Briketts von Union eigentlich für die Industrie bestimmt sind, finden sie jetzt auch reißenden Absatz bei Privatkunden. „Früher wollte die keiner haben. Jetzt nehmen die Leute, was sie kriegen können“, so Spill. „Kohle ist heiße Ware, im wahrsten Sinne des Wortes.“
Auch „Bauhaus“ stellt eine hohe Nachfrage fest und verweist angesichts hoher Preise auf die angespannte Versorgungslage. „Die gestiegenen Preise lassen sich auf die massive Nachfrage aus der Industrie zurückführen. Hinzu kommen weitere Faktoren wie allgemein gestiegene Rohstoffpreise sowie gestiegene Abbau- und Transportkosten.“
Auch Brennholz ist stark gefragt
Besonders teuer sind Briketts derweil im Internet. Händler auf Amazon bieten besonders die nicht mehr produzierten 7-Zoll-Union-Briketts zu hohen Preisen an. Für 10 Kilogramm zahlt man hier mehr als 30 Euro. Auf Ebay indes kann man die Briketts ersteigern. Der Einstiegspreis liegt bei 12 Euro.
Doch auch andere Heizmittel sind im Zuge der Krise sehr gefragt, wie der „Toom“-Baumarkt mitteilt. Neben Öfen und Radiatoren kaufen die Leute verstärkt Brennholz. Aktuell könne es dabei zu Lieferverzögerungen kommen.
Das gilt auch für kleinere Holzhändler, bei denen es wegen fehlendem Nachschub aus den Sägewerken lange Wartezeiten für Kunden gibt. Vereinzelt kommt es auch bereits zu Holzdiebstählen im Wald (die NRZ berichtete).
Wer zu Hause einen Kamin oder Ofen hat, der kann mit Kohle oder Holz heizen. Dauerbrandöfen, die durchgehend heizen, werden mit Kohle versorgt. Neben den üblichen Briketts aus Braunkohle kann aber auch mit klassischen Eierkohlen oder mit Kokskohle geheizt werden. Beide Varianten werden aus Steinkohle gewonnen. Doch auch in Holzöfen und Kaminen kann theoretisch Kohle verwendet werden. Wer für diese Öfen aber lieber beim Holz bleibt, der hat auch da eine große Auswahl. Neben klassischem Brennholz, können auch Holzbriketts oder -pellets verwendet werden. Diese bestehen aus gepresstem Sägespänen oder Holzmehl. Am Ende ist die Kohle kostengünstiger, da sie effektiver heizt. Holz heizt dafür schneller und ist weniger klimaschädlich als Braun- und Steinkohle.