Sonsbeck. Christian Holz führt als „Original Sonsbecker Grillmeister“ eine Eventmetzgerei. Was das genau bedeutet – und wieso es nicht nur um Fleisch geht.

Die Glastür öffnet sich und ein Ehepaar betritt den Laden des „Original Sonsbecker Grillmeisters“. Sie werfen einen kurzen Blick auf die Auslage, kommen dann aber schnell zur Sache. „Hallo Beate“, hier an der Theke kennt man sich, „müssen wir noch was wegen Samstag klären?“ 20 Personen sind zum Grillen im Garten eingeladen – Nackensteaks, Bauchfleisch und Hähnchenspieße soll es geben. „Aber es sind auch fünf Vegetarier dabei!“ Kein Problem, für die gibt’s Quinoa-Taler, Bulgur-Burger oder Süßkartoffel-Sticks. „Müssen wir noch irgendwas vorbereiten?“ Nee, nee. Nur genug Platz brauchen sie, damit der Kollege in ihrem Garten den Grill aufbauen kann.

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Ja, beim „Original Sonsbecker Grillmeister“ läuft alles etwas anders als bei der Konkurrenz, hier geht’s um mehr als „nur“ ums Fleisch. „Eventmetzgerei“ nennt Christian Holz sein Konzept, das er an einem seiner schicken Holztische vor der schwarzen Wand näher erläutert. Wobei, eigentlich muss er früher anfangen, am besten bei seiner Kindheit. „Meine Urgroßeltern hatten schon eine Metzgerei“, erzählt er. „Ich habe immer als kleiner Junge im Laden ausgeholfen.“ Deshalb stand für ihn auch schnell fest, dass er den gleichen Weg einschlagen würde wie die drei Generationen vor ihm. Dat kannste, dat machste, dachte er sich. „Aber ich wollte keine klassische Metzgerei führen.“

Eventgrillen auf der Hochzeit

Der Sonsbecker wollte nicht nur hinten im Laden „Wurst produzieren“, wie er sagt, sondern auch sehen, wie seine Produkte bei den Kundinnen und Kunden ankommen. Und damit den aussterbenden Beruf des Metzgers auf gewisse Weise revolutionieren. „Ich verdiene mein Geld mit Emotionen“, erklärt er. „Wenn man auf einer Hochzeit war, wird zuerst gefragt: Wie sah das Kleid der Braut aus? Und die zweite Frage lautet: Wie war das Essen?“ Damit die Antwort auf letztere „richtig lecker“ ist, hat er 2015 sein eigenes Geschäft mit Grillservice und Catering eröffnet. „Ich wollte mein Ding durchziehen und es nicht so machen, wie es schon immer gemacht wurde.“

Wurst vom „Original Sonsbecker Grillmeister“.
Wurst vom „Original Sonsbecker Grillmeister“. © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

Und „sein Ding“, das ist der perfekte Fleischgenuss. Deshalb hat der 29-Jährige nach seiner Ausbildung noch eine Fortbildung zum Fleisch-Sommelier absolviert, ist nun also „Botschafter des guten Geschmacks“. Und als solcher stellt er eine These auf, die im ersten Moment überrascht: „Für mich steht Qualität vor Regionalität.“ Das muss er dann doch mal etwas genauer erklären. Macht er auch: „Die Leute trinken morgens Kaffee mit irischer Weidenmilch, essen französischen Camembert oder italienischen Mozzarella. Das ist alles nicht regional, aber das Fleisch muss aus der Nachbarschaft kommen.“ Das sei Quatsch, findet er. Immerhin wirken sich Herkunft, Futter oder auch das Wetter immer auf das Endprodukt aus.

Freilandgeflügel statt Massentierhaltung

Das Freilandgeflügel beispielsweise bezieht Christian Holz aus Frankreich, nur dort ist die alternative Haltungsform möglich. „Hier ist das Wetter dafür zu rau, die Hühner würden sich erkälten.“ Denn, das ist ihm wichtig zu betonen, „ohne Tierwohl geht’s nicht.“ Aber natürlich arbeitet er auch mit regionalen Landwirtinnen und Landwirten zusammen, einige von ihnen haben schon seine Großeltern beliefert. Seit einiger Zeit besteht zudem eine Kooperation mit der Kreisjägerschaft, um mit Wildfleisch eine weitere Alternative zur Massentierhaltung zu eröffnen. Und weil vielleicht nicht alle wissen, wie sich Wild am besten zubereiten lässt, können Interessierte bei ihm direkt ein „Wildgrillseminar“ buchen.

Denn auch das ist Teil seines Konzepts: Der Sonsbecker bietet regelmäßig Grillkurse mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten und „Papp-Satt-Garantie“ an. Dort erfahren Teilnehmende dann beispielsweise, wie sich Rinderbrust – das vor allem als eher langweiliges Suppenfleisch bekannt ist – in ein ziemlich hippes Pastrami-Sandwich verwandeln lässt. Genau, ebenjener Snack, der durch den Filmklassiker „Harry und Sally“ berühmt wurde. „Wir vermitteln ein Stück weit auch Kulturgeschichte“, hält Christian Holz fest. Ein Bewusstsein für leckeres Essen zu schaffen, das ist sein selbsterklärtes Ziel. Aber, auch das eine vielleicht überraschende Aussage eines Metzgers: „Fleisch ist kein Grundnahrungs-, sondern ein Genussmittel.“

Vegetarische Alternativen

Deshalb: Lieber seltener, dafür besseres Fleisch kaufen. Oder auch gern mal auf die vegetarischen Alternativen zurückgreifen, rund 20 davon hat der „Original Sonsbecker Grillmeister“ Angebot. Dass sie alle auf pflanzlicher Basis wie Süßkartoffel, Bohnen oder Kichererbsen hergestellt sind, unterscheidet sie von vielen industriellen Produkten. „Bei vegetarischen Alternativen ist oft Hühnereiweiß mit drin, das wiederum aus der Massentierhaltung stammt“, erklärt Christian Holz. Aufklärungsarbeit leisten, auch das gehört für ihn dazu. „Aber wir sind nicht die Erzieher unserer Kunden.“ Am Ende soll’s dann eben doch vor allem gut schmecken.

Und deshalb kommt das Ehepaar, das an der Theke nun alles für die Grillparty am Samstag geklärt hat, nicht umhin, noch einmal einen Blick auf die Auslage zu werfen. Das sieht aber auch gut aus… „Wir nehmen noch etwas Fleischwurst und Kochschinken mit!“

>>> Original Sonsbecker Grillmeister

Christian Holz führt seit 2015 seine Eventmetzgerei, seit 2021 befindet sich sein Geschäft an der Dresdener Straße 6 in Sonsbeck.

Geöffnet ist mittwochs von 10 bis 14 Uhr, donnerstags und freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags von 9 bis 13 Uhr. Mittwochs bis Freitags, von 11 bis 14 Uhr, gibt’s einen wechselnden Mittagstisch.

Weitere Informationen zu den Produkten, Grillkursen und Veranstaltungen sind auf der Homepage www.sonsbecker-grillmeister.com zu finden.