Aus der Grenzregion. Freddy Heinzel ist niederländischer Honorarkonsul in Kleve. Warum die Grenzregion so besonders ist und was er sich für deren Zukunft wünscht.
Keine 20 Kilometer sitzt Anwalt Freddy Heinzel von der Grenze des Nachbarlandes entfernt. Mit Niederlande-Redakteurin Madeleine Hesse hat der 2010 von Königin Beatrix ernannte Honorarkonsul in Kleve darüber gesprochen, was die Grenzregion so besonders macht und was genau seine Aufgaben sind.
Herr Heinzel, woher kommt Ihre enge Beziehung zum Nachbarland?
Freddy Heinzel: Meine Mutter ist Niederländerin und ich habe immer mehr Zeit bei niederländischen Verwandten verbracht als bei deutschen. Ich habe die Mentalität im Nachbarland immer gemocht. Man kann es so zusammenfassen: In den Niederlanden sind Beerdigungen so lustig wie Geburtstage in Deutschland. Das ist eine andere Kultur. Früher sprachen die Niederländer auch viel mehr Deutsch, da war die Verständigung nicht schwer. Heute ist es leider nicht mehr der Fall, dass junge Menschen aus den Niederlanden so einfach Deutsch sprechen.
Sie haben, teils in Nimwegen, Recht studiert. Wie und warum wird man dann Honorarkonsul?
In der Regel, indem man wegen seines Engagements in der Grenzregion vorgeschlagen wird. Warum habe ich dann Ja gesagt? Weil ich als Anwalt beruflich auch nichts anderes tue, als niederländische Interessen zu vertreten. Insofern war das eine gute Ergänzung.
Wie setzen Sie sich in Ihrem Amt für die Grenzregion ein?
Ein Konsul setzt sich im Gegensatz zu einem Diplomaten nicht für politische Interessen, sondern eher für Bevölkerung und Wirtschaft eines Landes ein. Wenn niederländische Privatpersonen oder Firmen hier im Gastland NRW keine Ansprechpartner für Anliegen finden, kann man sich an den Konsul wenden. Das kann ein geschäftliches oder privates Anliegen sein oder die Suche nach Ansprechpartnern oder Interessenvertretungen. Meine Aufgabe ist es, Verbindungen herzustellen und Hindernisse zu überwinden.
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Apropos Hindernisse: Wo spüren Sie die Grenze noch deutlich?
Eine Grenze, wenn sie auch nicht mehr sichtbar, ist noch immer eine Scheidemauer zwischen zwei inkompatiblen Systemen. Dadurch ergeben sich im grenzüberschreitenden Verkehr auf allen Ebenen auch Probleme und Unstimmigkeiten. Das hat sich in der Coronapandemie anhand der unterschiedlichen Maßnahmen oder wie beim Kurzarbeitergeld für Grenzpendlerinnen und Pendler gezeigt.
Was ist Ihre Zukunftsvision für die Grenzregion?
Man muss sich zunächst von dem Gedanken verabschieden, dass auf beiden Seiten der Grenze einmal alles vereinheitlicht wird. Politisch will das auch niemand. Es ist gerade deshalb so spannend, in der Grenzregion zu wohnen, weil es für ein Problem wenigstens zwei Lösungen gibt. Das ist ein Vorteil. In Grenzregionen blickt man immer mit einem Auge auf die Lösungen auf der anderen Seite.
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Also ließe sich noch besser zusammenleben, in dem man noch mehr voneinander lernt?
Die Niederlande machen das schon ganz gut. Beim Erlassen von Gesetzen in Den Haag müssen auch immer die Effekte für die Grenzregion miteinbezogen und besprochen werden. Die Niederlande bestehen zur Hälfte aus Grenzregion. Dass die Bundesrepublik mit neun Nachbarn da ein anderes Empfinden hat, ist klar. Aber wenn man in Düsseldorf, Berlin und auch Den Haag besser draufschauen würde, ist schon ein großer Schritt gemacht.
Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Wo sind Sie denn am liebsten in der Grenzregion unterwegs?
In den Niederlanden, weil ich leidenschaftlich gerne Fahrrad fahre. Ich bewundere das Knotenpunktsystem, von dem aus man seine Route immer wieder neu entwickeln kann. Ich finde es generell spannend, auf beiden Seiten der Grenze unterwegs zu sein und zu sehen, wie interessant doch die Unterschiede sind. Auch das Knotenpunktsystem im Kreis Kleve wurde dank der Wirtschaftsförderung schon mit großem Erfolg eingeführt.