An Rhein und Ruhr. Löschteiche, Kameras und Mischwälder sind nur drei Maßnahmen gegen Waldbrände in NRW. So will die Landesregierung der erhöhten Gefahr vorbeugen.
Im Sauerland brannte der Wald, und der Deutsche Wetterdienst stuft das Waldbrandrisiko für ganz NRW wegen der Hitze und wegen der extremen Trockenheit in den nächsten Tagen auf die Warnstufe vier (hohe Gefahr) von fünf. Wissenschaftler warnen, dass die Gefahr in Zukunft wegen des Klimawandels weiter zunehmen wird. Die Landesregierung stellte am Dienstag ,9. August, ihr 60-seitiges Konzept zur „Waldbrandvorbeugung und Waldbrandbekämpfung in Nordrhein-Westfalen“ vor. Ein Kernpunkt: Breite Schneisen im Wald sollen das Überspringen von Flammen stoppen.
„Seit 2017 ist die Anzahl der Waldbrände in NRW kontinuierlich gestiegen“, erklärt die neue Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU). Zusammen mit Innenminister Herbert Reul (CDU) und dem Leiter des Landesbetriebs Wald und Holz NRW, Thomas Kämmerling, stellte sie in einem Wald bei Wermelskirchen die gemeinsamen Ideen vor, um Nordrhein-Westfalen besser auf die steigende Waldbrandgefahr vorzubereiten.
Kämmerling fasst zusammen, dass sich die Waldbrandflächen in NRW seit den 2010er-Jahren verfünffacht haben. Zuletzt seien jährlich immer etwa 70 Hektar betroffen gewesen, was einer Größe von knapp 100 Fußballfeldern entspricht. „Waldbrände sind nicht neu in NRW, aber die Dimension und Qualität sind neu“, sagt Thomas Kämmerling. Er gehe aber davon aus, dass mit dem neuen Konzept ein besserer Schutz der Wälder möglich ist.
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Inhaltlich soll es dabei vor allem darum gehen, Waldbrandschutzstreifen auszubauen, die die Ausbreitung von Feuern verlangsamen und verhindern sollen. Heißt: 30 Meter breite Schutzstreifen sollten entweder mit schwerentflammbaren Bäumen bepflanzt werden oder in Form von ebenso breiten Schneisen ganz frei von Bepflanzung bleiben.
Zudem soll die Wasserversorgung durch die Anlage und Sanierung von Löschteichen verbessert werden. Dafür stellt das Land Fördermittel in Aussicht, die es seit den 1970er-Jahren nicht mehr gab, was dazu führte, das viele bestehende Teiche verlandet sind.
Breite Wege für große Fahrzeuge
Weitere Punkte: Viele Waldwege sollen auf 3,5 Meter verbreitert werden, um die Durchfahrt von großen Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr zu ermöglichen. Darüber hinaus soll das Personal in den Feuerwehren und in Forstbetrieben besser auf die Extremsituationen vorbereitet werden.
„Es geht um gute und enge Zusammenarbeit“, sagt Minister Reul, der auch die Wichtigkeit der ehrenamtlichen Freiwilligen Feuerwehrleute hervorhebt, die rund 90 Prozent des Personals bei den Feuerwehren ausmachen. In erster Linie sei natürlich die Feuerwehr für die Brandbekämpfung da, doch nur in Zusammenarbeit mit Forstwirtschaft und Waldbesitzern könne man die vorbeugenden Maßnahmen vorantreiben.
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Auch die Ausrüstung der Feuerwehren soll durch Fahrzeuge und Schutzkleidung modernisiert werden. Extra Hubschrauber oder Löschflugzeuge sind erstmal nicht vorgesehen, da Hubschrauber der Polizei NRW bereits seit zwei Jahren mit Löschbehältern ausgestattet sind. Kameras auf Mobilfunkmasten sollen helfen, Rauchsäulen frühzeitig zu erkennen. Dazu soll am Niederrhein demnächst ein Pilotprojekt starten. In Niedersachsen habe man mit diesen Kameras laut der Landwirtschaftsministerin schon gute Erfahrungen gemacht. Weitere Informationen über das Pilotprojekt wollten die
Konzept ist nur eine Handlungsempfehlung
Gorißen nannte auch ein langfristiges Schutzkonzept: „Wir müssen viel stärker auf Mischbewaldung und einen klimaresistenten Wald setzen.“ Auf diese Weise lasse sich auf natürlichem Wege die Waldbrandgefahr reduzieren. Außerdem sprach sie von den vielen schützenswerten Funktionen des Waldes: „Er ist lebenswichtiger CO2-Speicher, Lebenswelt für Tiere und Pflanzen, Erholungsort für viele Menschen und er liefert auch den wertvollen Rohstoff Holz.“
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Das Konzept ist nicht gesetzlich bindend und ist als Handlungsempfehlung der Landesregierung zu verstehen. Da knapp zwei Drittel der Waldflächen in Nordrhein-Westfalen allerdings Privatwaldbesitzern gehört, muss die Regierung auf gute Kooperation setzen. „Da muss vor Ort die Kommunikation zwischen Waldbesitzern und Förstern intensiviert werden,“ sagt Ministerin Gorißen. Es sollen alle gut beraten werden und niemand mit den Aufgaben alleine dastehen. In Notfallsituationen und bei Gefahrenlagen habe man aber auch rechtliche Möglichkeiten Maßnahmen anordnen zu können.
Der Mensch ist die größte Gefahr
Die Umsetzung des Konzeptes benötigt allerdings Zeit: „Natürlich wünschen sich alle immer, dass man am besten morgen schon fertig ist, so funktioniert es aber nicht“, erklärt Innenminister Reul. Und es brauche auch Aufklärung in der Bevölkerung über das richtige Verhalten im Wald. „99 Prozent der Waldbrände werden vom Menschen verursacht“, sagt Thomas Kämmerling, von Wald und Holz NRW. Die Sensibilisierung in der Bevölkerung soll gezielt durch mehr Öffentlichkeitsarbeit fokussiert werden.
Ein Thema welches zudem für Schwierigkeiten führen kann ist die Balance zwischen Waldbrandvorbeugung und Naturschutz. „Da muss man nicht leugnen, dass es da gegensätzliche Situationen gibt“, so Kämmerling. Der Naturschutz sei aber natürlich im Konzept beachtet worden und es werde individuell an den Standorten geschaut, dass Brandschutz und Naturschutz im Einklang miteinander ist.