Kerken. Das kann doch in den Müll? Von wegen! Susanne Derrix aus Kerken zeigt, wozu selbst Corona-Stoffmasken und leere Milchkartons noch gut sind.

Ausgelatschte Gartenschuhe, leere Milchkartons oder eingestaubte Stoffmasken – wissen Sie noch, damals, zu Beginn der Pandemie? – das kommt doch alles in den Müll. Nee, Stopp! Nicht bei Susanne Derrix. Die 60-jährige Kerkenerin kann aus all diesen alten Dingen noch etwas Neues werkeln, basteln oder nähen. Was genau, das zeigt sie bei einem Rundgang durch ihren Garten, in dem es hinter wirklich jeder Ecke etwas Spannendes zu entdecken gibt. Dort drüben am Schuppen, da hängen sie ja auch schon! Die blauen Gartenschuhe, aus denen kleine Blümchen wachsen. Und was ist auf dem Zaun befestigt? „Ein Fleischwolf“, erklärt sie. Eignet sich ebenfalls wunderbar als Blumentopf.

Im Garten von Susanne Derrix aus Kerken gibt’s so einiges zu entdecken…
Im Garten von Susanne Derrix aus Kerken gibt’s so einiges zu entdecken… © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Zwischen Hochbeeten (die im früheren Leben Transportkisten waren) und Vogelhäuschen (einst ein Briefkasten) erzählt Susanne Derrix, wie alles begann. Handwerklich begabt war sie schon immer, aber so richtig mit dem „Upcycling“ – so der Fachbegriff – hat sie sich erst beschäftigt, als sie nach dem Tod ihres Vaters im vollen Elternhaus stand und sich dachte: „Das kann man doch nicht alles wegwerfen!“ Aber was sollte sie dann damit anstellen? „Mich hat es schon immer gereizt, endlich schweißen zu lernen“, erklärt sie. Also belegte sie einen Kurs, lernte die wichtigsten Grundlagen und schnappte sich dann das Schweißgerät ihres Vaters. Eines der Ergebnisse steht natürlich ebenfalls im Garten: eine Harke, die zum Kunstobjekt wurde.

Strandliege wird zur Puppenschaukel

„Aber ich arbeite auch gern mit Holz“, erklärt Susanne Derrix. Ihr neustes Projekt ist gerade erst fertig geworden und dürfte vor allem ihre Enkelkinder beglücken. „Die beiden Mädchen spielen gerade so gern mit ihren Puppen“, erzählt sie. Und als sie morgens mit ihrer Tasse Kaffee auf der Terrasse saß, ihre Gedanken wandern ließ, kam ihr plötzlich die verstaubte Strandliege in den Sinn. Daraus lässt sich doch sicher noch etwas zaubern, dachte sie sich. Nee, einen Bauplan gab’s nicht. „Man lernt durchs Tun“, sagt sie. Zur Not kramt sie auch schon mal Handwerkerbücher hervor oder fragt den Nachbarn, der Zimmermann ist. Aber in diesem Fall legte sie einfach los. Mit Erfolg, wie die wippende Puppenschaukel beweist.

Manche Objekte von Susanne Derrix aus Kerken haben nur einen einzigen Zweck: Sie bringen einen zum Schmunzeln, so wie dieser Bürsten-Gabel-Messer-Holz-Vogel.
Manche Objekte von Susanne Derrix aus Kerken haben nur einen einzigen Zweck: Sie bringen einen zum Schmunzeln, so wie dieser Bürsten-Gabel-Messer-Holz-Vogel. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Mittlerweile hat es sich längst herumgesprochen, dass Susanne Derrix Altes „vor dem Mülleimer rettet“. Immer wieder kommen Leute vorbei und bringen ihr Ausrangiertes. Darunter altes Geschirr von der Oma, aus denen sie schicke Etageren herstellt, oder die Stofftaschentücher des Papas, die sie zu Kosmetikbeuteln näht. „Für manche sind das tolle Erinnerungsstücke“, weiß sie. Seit rund zehn Jahren hat sie ein Kleingewerbe angemeldet, wobei es ihr nicht darum geht, viel Geld zu verdienen. „Der Lohn für mich ist das Tun“, betont sie. Und wenn sie dann auch noch anderen Menschen damit eine Freude machen kann, freut sie sich umso mehr.

Upcycling statt Wegschmeißen!

Doch nicht nur der Spaß am Handwerk, auch das Bewusstsein für die Umwelt treibt Susanne Derrix an: „Die Wertschätzung für vieles geht verloren.“ Erst ganz allmählich, gerade mit Blick auf die steigenden Holzpreise, werde vielen bewusst, wie wertvoll besonders Möbelstücke sind. Dabei lässt sich auch der hässliche Kleiderschrank mit wenigen Handgriffen verschönern – „zum Beispiel mit Kreidefarbe“, sagt sie. „Grundsätzlich sollte man sich davon lösen, dass beispielsweise ein Hocker nur ein Hocker sein kann.“ Was denn sonst? „Ich hatte neulich tatsächlich einen alten Hocker vom Sperrmüll und habe ihn einfach mal umgedreht und gesehen, dass sich daraus ein Platz für die Katze bauen lässt.“

Nanu, wer grinst denn da? Pinselmännekes.
Nanu, wer grinst denn da? Pinselmännekes. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Dazu unten ein kleines Kissen einarbeiten, oben einen festen Stoff als Hängematte einspannen und um die Beine ein dickes Seil für die Kratzstäbe wickeln. Fertig ist der neue Lieblingsplatz für die Katze! „„Manchmal muss man einfach mal den Blickwinkel verändern!“, hält Susanne Derrix fest. So wie bei den leeren Milchkartons. Dazu geht’s aber nun vom Garten ins Haus, genauer gesagt, „in meine wilde bunte Welt“, erklärt sie. Wenn das Wetter die Arbeit an der frischen Luft nicht zulässt, bastelt oder näht sie hier in ihrem Kreativraum. Milchkartons werden zu Blumenvasen, Schuhbürsten zu Vogelfiguren und dort, im Regal, grinsen einem doch tatsächlich Pinselmännekes entgegen?

Das zweite Leben der Corona-Stoffmasken

„Vieles ist auch sinn- und zweckfrei“, gibt Susanne Derrix lachend zu. „Oft reicht es doch, jemandem ein Schmunzeln zu entlocken.“ Das klappt übrigens auch mit einem alten Wasserhahn, der mit klobigen Schuhen über die hölzerne Platte zu rennen scheint! Aber was lässt sich denn nun mit den alten Stoffmasken, von denen wahrscheinlich in jedem Haushalt noch ziemlich viele Exemplare herumliegen, anstellen? „Mir hat eine Mutter eine ganze Tasche voll mit Kindermasken gebracht und gefragt: Haste ‘ne Idee?“, erzählt sie. Hatte sie natürlich. Denn für kunterbunte Kissen und Turnbeutel braucht es nicht immer teuren Stoff, manchmal reichen auch eingestaubte Stoffmasken.

>>> Die Sachenmacherin aus Kerken

Susanne Derrix öffnet auf Anfrage ihr Atelier in Kerken. Telefonisch ist sie erreichbar unter 02833/2979, per E-Mail über die-sachenmacherin@gmx.de

Die Sachenmacherin, so nennt sie sich selbst, nimmt auch Aufträge entgegen. Wer beispielsweise noch auf der Suche nach einer kreativen Verpackung für ein Geldgeschenk ist, kann sich bei ihr melden.