Rees. Simone Schneider und Olaf Müllers verwandeln alte Möbel in einzigartige Wohnkunstwerke. Click & Collect bei MoSiMo im Lockdown.
Kommoden im Shabby-Chic, Ledersessel mit Jack Daniels-Aufdruck oder Lampen aus Jägermeister-Flaschen stehen in dem Laden an der Emmericher Straße in Rees. Doch Simone Schneider und Olaf Müllers verkaufen nicht einfach Möbel, sondern echte Wohnkunstwerke. „Und jedes ist ein Einzelstück“, betont Schneider. Damit bleiben die beiden ihrer Liebe zur Kunst treu, auch wenn sie das Konzept von MoSiMo geändert haben.
Schneider und Müllers haben 2017 die Galerie MoSiMo eröffnet, die im ersten Jahr nach eigener Aussage „bombig“ lief. Alle fünf Wochen präsentierten sie eine neue Ausstellung, wobei sie die Kunstwerke ganz nach eigenem Ermessen aussuchten. „Nicht jeder, der ein Bild malt oder Kunst studiert hat, ist ein Künstler“, betont Schneider. „Uns ging es immer um Kunst der Kunst wegen.“
Upcycling für die Nachhaltigkeit
Als jedoch immer weniger Besucher und Künstler Interesse an MoSiMo zeigten, versuchten die beiden es erst mit Lesungen und später mit kleinen Lounge-Konzerten. Damit einher gingen allerdings neue Auflagen der Stadt, die Schneider bis heute nicht nachvollziehen kann: „Für 15 bis 20 Leute brauchen wir kein Sicherheitspersonal und keine vier Toiletten.“ Bei früheren Veranstaltungen sei das schließlich auch nie ein Problem gewesen.
Und so standen Schneider und Müllers vor der entscheidenden Frage: „Was machen wir dann?“ Upcycling lautete schließlich das Lösungswort. Denn das habe sie schon immer interessiert, so Schneider. Doch die gelernte Immobilienkauffrau ist keine Handwerkerin, musste sich deshalb erst einmal in das Thema einarbeiten. Aber, das sagt sie auch: „Geht nicht, gibt’s nicht.“
Möbel vom Sperrmüll
Ihr erstes Projekt war ein gebrauchter Beistelltisch, den Schneider erst einmal abschliff und dem sie anschließend einen neuen Anstrich im Shabby-Chic verpasste. „Am Anfang hat das noch ziemlich lange gedauert“, gibt Schneider zu. Immerhin wollte sie nicht einfach andere Projekte aus dem Internet nachahmen, sondern ihren ganz eigenen Weg gehen. Mit etwas Übung klappte das aber schon bald ganz gut.
Die alten Möbel finden Schneider und Müllers übrigens bei Hausauflösungen oder auf dem Sperrmüll, einige bekommen sie auch geschenkt. „Alle Möbel haben eine Geschichte und neu gestaltet können sie vielleicht noch mal 20 Jahre irgendwo stehen“, erklärt Schneider. Ihnen gehe es vor allem um Nachhaltigkeit. „Wir wollen weg von der Wegwerfpolitik.“ Denn selbst wenn sie nicht den kompletten Schrank gebrauchen können, so sind vielleicht zumindest die Schrankfüße fürs nächste Projekt nützlich.
Luftentkeimungsgerät im Laden
Mit der Zeit hat sich Schneider sogar an das nicht ganz so leichte Aufpolstern von Sesseln und Co. herangetraut und dabei eine neue Berufung für sich entdeckt. „Mir macht es einfach Spaß, Sachen neu zu gestalten“, hält sie fest. Ihr aktuelles Lieblingsstück ist übrigens der Ledersessel mit Jack Daniels-Aufdruck, doch auch hier gilt: „Wenn einem der Sessel gefällt, kann ich so etwas ähnliches machen. Aber genau dasselbe wird es nicht noch einmal.“
Seit Ende 2019 bieten Schneider und Müllers nun schon ihre Wohnkunstwerke an und nach einem schleppenden Start waren die vor allem im ersten Lockdown sehr gefragt. Vor dem zweiten Lockdown ließen die beiden dann extra ein Luftentkeimungsgerät in ihrem Laden einbauen, in der Hoffnung damit weiterhin öffnen zu dürfen. Doch selbst das half nicht und sie mussten so wie alle anderen auch schließen.
Click & Collect-Service
Dafür bieten die beiden nun aber einen Click & Collect-Service an, bei dem Kunden ihr gewünschtes Wohnkunstwerk bestellen und anschließend kontaktlos bezahlen sowie abholen können. Auch ein Versand ist mittlerweile möglich und Schneider erklärt auch wieso: „Die Reeser sind nicht unbedingt das Publikum, die meisten Kunden kommen von außerhalb.“
Dass der Online-Handel immer mehr boomt, nicht zuletzt in ihrer Branche, bekommen Schneider und Müllers gerade während der Pandemie zu spüren. Ein teures Ladenlokal lohne sich deshalb aus ihrer Sicht kaum noch, so dass sie sich schon mal nach Alternativen umschauen. Vorerst aber bleiben sie mit MoSiMo gut sichtbar an der Emmericher Straße in Rees, damit der ein oder andere Spaziergänger neugierig am Schaufenster stehen bleiben und die neusten Wohnkunstwerke betrachten kann.
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