An Rhein und Ruhr. Durch die Inflation wird das Eis in NRW teurer, Hersteller müssen steigende Kosten weitergeben. So viel kostet eine Kugel Eis im Sommer 2022.

Ein Eisbecher aus Düsseldorf hat zuletzt großes Aufsehen erregt. Doch es sind nicht seine ausgefallenen Geschmacksrichtungen oder die besondere Größe der Kugeln, die in der Landeshauptstadt und darüber hinaus für Gesprächsstoff sorgten. Es ist der stolze Preis von 23,90 Euro, den das Lokal für seinen Hausbecher aufruft. Während Kritiker von Wucherpreisen sprechen, argumentiert der Betreiber – neben der hohen Miete in exklusiver Lage an der Rheinuferpromenade – auch mit den allgemeinen Preiserhöhungen.

Auch wenn dies natürlich ein Extrembeispiel darstellt, leidet die Eisbranche stark unter der momentanen Inflation. Zum einen sind es die Zutaten wie Milch oder Sahne, deren Kosten zuletzt um gut ein Drittel angestiegen sind. Zum anderen machen den Eisherstellern die steigenden Energiekosten schwer zu schaffen, wie Annalisa Carnio, Pressesprecherin der Union der Italienischen Speiseeishersteller (Uniteis), schildert: „Wenn ich eine 40 Prozent höhere Stromrechnung als noch vor sechs Monaten bezahlen muss, komme ich nicht drumherum, die Kosten weiterzugeben.“

Inflation: Hersteller „schämen sich“ für steigende Preise pro Eiskugel

Deswegen befänden sich momentan viele Eiscafé-Inhaber in einem Dilemma zwischen verärgerten Kunden, denen sie steigende Preise vermitteln müssen, und der Perspektive, auf den Kosten sitzen zu bleiben. „Wenn die Eishersteller die aktuellen Kosten nicht weitergeben würden, müssten sie am Ende der Saison die Läden dichtmachen. Das ist unsere große Sorge als Verband“, erklärt Carnio.

„Ich schäme mich, wenn ich solche Preise nehmen muss“, hatte Riccardo Polo-Friz, Inhaber der Düsseldorfer „Eisschmiede“, jüngst im Gespräch mit der NRZ-Lokalredaktion Düsseldorf geklagt. 1,50 Euro verlangt er mittlerweile pro Kugel, 10 Cent mehr als noch 2021. Weitere Preiserhöhungen kann er nicht ausschließen: „Ein Desaster.“

Eispreise 2022: Deutschland hat trotz Inflation das „beste Preis-Leistungs-Verhältnis“

Dabei sind 1,50 Euro für eine Portion Speiseeis mittlerweile keine Seltenheit mehr, vor allem in Großstädten wie Düsseldorf, Essen oder Köln. Trotz allem habe das deutsche Eis im internationalen Vergleich weiterhin „das beste Preis-Leistungs-Verhältnis“, wie Annalisa Carnio betont.

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Im Ursprungsland des Speiseeises Italien werden Uniteis zufolge wie auch in Spanien üblicherweise Preise von 2,50 Euro und mehr aufgerufen. In Frankreich müssen Eisliebhaber mit mindestens 3 Euro pro Kugel sogar noch tiefer in die Tasche greifen.

Inflation macht sich bei Industrie-Eis im Supermarkt bislang nicht bemerkbar

Wer sein Eis lieber im Supermarkt statt in der kleinen Eisdiele vor Ort kauft, bekommt die Auswirkungen der Inflation bislang hingegen kaum zu spüren. „Vergleicht man den April dieses Jahres mit dem April 2021, ist der Verbraucherpreis für Speiseeis sogar um 1,0 Prozent rückläufig“, sagt Ernst Kammerinke, Fachspartenchef für Markeneis beim Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie mit Sitz in Bonn. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum ist der allgemeine Verbraucherpreis-Index für alle Waren in Deutschland um 7,4 Prozent gestiegen.

„Mit steigenden Rohstoffpreisen hatte die Branche vor einem Jahr bereits zu kämpfen. Außerdem gab es wegen Corona lange Schwierigkeiten bei der Lieferung von Zutaten.“ Derzeit befänden sich die industriellen Hersteller von Markeneis in Verhandlungen mit den Händlern, wie sich Kostensteigerungen auf den Preis auswirken sollen. Ob und wann das beim Endkonsumenten spürbar wird, ist laut Kammerinke noch unklar.