Am Niederrhein. Die Spargelernte war erfolgreich: Das Wetter stimmte, Personal gab es genug - Was nun aber fehlt, seien laut Betrieben die Kundinnen und Kunden.
Spargel gehört für die Deutschen einfach zum Sommer dazu – könnte man meinen. Doch wenn die Preise für das Gemüse durch hohe Produktionskosten und Lohnausgaben steigen, sinkt bei den Bürgerinnen und Bürger am Niederrhein auch die Kaufbereitschaft.
Das spürt auch der Betrieb Kisters in Walbeck. „Das Geld, das wir in der Produktion ausgeben, muss natürlich wieder verdient werden. Bei der Erlössituation ist das nicht möglich. Ich kenne auch einige Betriebsleiter, die darüber nachdenken, ihren Hof einzuschränken oder ganz aufzugeben“, sagt Hofleiter Stephan Kisters, der auch im Vorstand der Spargelbauer Genossenschaft Walbeck und Umgegend ist. Die Konkurrenz der ausländischen Produkte in den Supermärkten sei zudem so groß, dass die regionalen Betriebe nicht mithalten können.
Auch der Schulte-Drevenacks Hof in Hünxe hat die Flächen für seinen Spargel eingeschränkt. Spargel wächst im Schnitt zehn Jahre. Auf den Flächen, die ohnehin bald nicht mehr genutzt werden könnten, würde nun nur eine, statt fünf Wochen geerntet werden. So lasse sich die verringerte Nachfrage zumindest ein wenig ausgleichen.
Dabei sei die Ernte gut ausgefallen. Auch Erntehelferinnen und -helfer gab es genug, statt den polnischen Arbeitskräften wurden vermehrt Menschen aus Rumänien oder Flüchtlinge aus der Ukraine eingesetzt. „Wir hatten über Ostern einen guten Start, haben dann aber gemerkt, dass die Leute sehr vorsichtig mit ihrem Geld umgehen“, so Kisters. Um die Produktionskosten zu decken sind die Verbraucherpreise für Spargel etwa um das Doppelte gestiegen.
Verkauf in Coronazeit erfolgreich
Noch vor zwei Jahren, zu Beginn der Coronazeit hätten die Betriebe ordentlich Profit gemacht. „Die Direktvermarktung lief gut, die Leute konnten ja nicht Essen gehen oder in den Urlaub fahren. Da haben viele von ihnen selbst gekocht“, erinnert sich Dirk Buchmann vom Schulte-Drevenacks Hof. Dieser Trend sei aber zum Ende des Lockdowns und durch neue Urlaubsmöglichkeiten zurückgegangen. Die Nachfrage sei in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um etwa 25 Prozent gesunken.
„70 Prozent des Spargels werden direkt am Hof verkauft, zum Beispiel in der eigenen Gastronomie. Die spontanen Restaurantbesuche und Fahrten zum Hofmarkt sind aber stark zurück gegangen“, bestätigt auch Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW.
Hinzu kämen die steigenden Lohnkosten für die Mitarbeitenden, die für Betriebe in der aktuellen Situation nur schwierig zu meistern seien. Buchmann sei eigentlich „nicht der Typ Bauer, der nach finanziellen Hilfeleistungen fragt“, sagt er. „Aber die Politik müsste sich mal Gedanken machen, wie Betriebe das meistern sollen. Sonst gibt es irgendwann vielleicht kein regionales Obst und Gemüse mehr in Deutschland“, sagt der Hofleiter.
Vor allem sei die Planung für das kommende Jahr herausfordernd. „Wird sich das normalisieren oder werden die Preise steigen und die Nachfrage weiter sinken? Und welchen Preis sind die Verbraucher am Ende bereit, für Spargel zu zahlen?“, seien Fragen, die sich Buchmann und andere Betriebsleiter stellen müssen.