Emmerich. Der Absatz von Spirituosen in NRW ist wegen Corona eingebrochen. Nicht so bei einer Brennerei vom Niederrhein: Verkauf über Online-Handel boomt.
Der würzig-herbe Duft des Bieres empfängt den Besucher der Niederrhein Destille direkt an der Haustür. Kein Wunder, denn: „Heute machen wir Bierbrand“, sagt Andre de Schrevel. Der Emmericher besitzt seit 2008 seine eigene Brennerei und produziert seit dem, gemeinsam mit seiner Frau Ingeborg, edle Brände aus hochwertigem, handverlesenem, regionalem Obst – oder eben mit Bier von Brauereien aus der Region, wie von Walter Bräu in Wesel-Büderich.
„Das Bockbier, was wir zum Brennen verwenden, wird extra für uns hergestellt“, erklärt Ingeborg de Schrevel und zeigt auf den kupferfarbenen Kessel, in dem das Bier bereits erhitzt wird, um im weiteren Prozess destilliert werden zu können. Der Brenndurchgang dauert insgesamt ungefähr vier Stunden. Heraus kommen dabei neun Liter brauchbaren Feinbrand mit ungefähr 85 Prozent Volumenalkohol, der einige Zeit später mit entmineralisiertem Wasser auf eine Trinkstärke von 40 Prozent Volumenalkohol herabgesetzt wird.
Brennerei vom Niederrhein verkauft Spirituosen auch über Online-Handel
Das edle Getränk danach sofort verzehren könne man aber nicht. Der Brand muss im Fass reifen, denn: „Erst mit der Zeit wird er besser“, weiß de Schrevel aus Erfahrung. Und auch dann ist nicht gesagt, dass die Familie die Brände direkt zum Verkauf anbietet. „Mein Mann ist da sehr akribisch und sehr präzise“, so Ehefrau Ingeborg. Zwischendurch werde immer wieder probiert und erst, wenn für die de Schrevels der perfekte Geschmack erreicht ist, gehen die Spirituosen in den Verkauf, wie zum Beispiel der Zwetschgen- oder Birnenbrand, die auch über den Onlineshop des Heimatladen Niederrhein zu erhalten sind.
Und der Online-Verkauf der Niederrhein Destille boomt, gerade in den vergangenen zwei Jahren Pandemie, sagt Ingeborg de Schrevel: „Die Leute konnten nicht ins Restaurant, wollten aber dennoch hochwertige Produkte essen sowie trinken und haben dann bei uns gekauft.“
Absatz von Spirituosen in NRW durch Corona gesunken
Lockdown und Gastroschließungen scheinen dem kleinen Betrieb in Emmerich in die Karten gespielt zu haben, aber insgesamt hat die Pandemie der Branche geschadet: Der Absatz von Spirituosen in NRW ist während der Corona-Zeit stark gesunken. Die jüngsten Zahlen aus dem ersten Quartal 2021 zeigen: Gegenüber dem ersten Quartal 2019 verringerte sich die Absatzmenge um 10,7 Prozent und der Absatzwert um sieben Prozent. Immerhin: 8,8 Prozent des gesamtdeutschen Produktionswertes wurden von nordrhein-westfälischen Betrieben erzielt – dabei zählt die Niederrhein Destille noch nicht mal dazu, denn die Angaben beziehen sich auf Betriebe von Unternehmen über 20 Beschäftigten.
Die Niederrhein Destille ist ein reiner Zwei-Personen-Betrieb: Er, der die Spirituosen herstellt, sie, die für die Befüllung der Flaschen und den Verkauf zuständig ist. Die Idee eine eigene Brennerei zu eröffnen, ist durch ein Hobby entstanden. „Mich hat das Brennen schon immer fasziniert“, sagt de Schrevel. Mit 16 Jahren versuchte der heute 66-Jährige seinen eigenen Wein herzustellen. „Das hat aber gar nicht geschmeckt und ich wollte schon alles wegkippen, da meinte mein Vater, dass man doch einen Brand daraus machen könnte.“ Das Hobby Anfang 20 dann aber erst mal aus den Augen verloren, sei er im Jahre 2004 durch ein Buch zum Thema wieder auf das Herstellen von Bränden aufmerksam geworden.
Vom Zahntechniker zum Brennereibesitzer
Noch während er einen Brennereilehrgang belegt hatte, war ihm klar, sein Dentallabor, mit dem er als Zahntechniker selbstständig war, aufzugeben und sein Hobby zum Beruf zu machen. Mittlerweile produziert das Ehepaar in seiner kleinen Brennerei unter anderem mehrere Sorten Brände, Liköre, Gin und auch Whisky. Bald soll auch noch eine „kleine Charge“ Weinbrand in den Verkauf gehen, sagt Ingeborg de Schrevel: „Ich glaube, der wird noch mal richtig, richtig gut.“ Wann er genau zu erhalten ist, kann das Ehepaar jedoch noch nicht sagen: Das Herstellen eines edlen Getränks brauche eben seine Zeit.