An Rhein und Ruhr. Der VdK berät Pflegende und Supermarktmitarbeiter, die sich im Job mit Corona infiziert haben und an Long-Covid leiden. Diese Probleme haben sie.

Zu Beginn der Corona-Pandemie waren sie die „Helden des Alltags“, wurden beklatscht: Beschäftigte im Supermarkt, in der Pflege, im Krankenhaus. „Heute werden viele von ihnen zum Problem für den Arbeitgeber, wenn sie aufgrund einer Ansteckung bei der Arbeit an Long-Covid leiden“, sagt Horst Vöge. Der Vorsitzende des Sozialverbandes VdK NRW berichtet anlässlich der Bilanz-PK für 2021 des VdK am Niederrhein von zunehmenden Fällen in der Rechtsberatung, die sich um Covid-Folgen drehen.

Vöge nennt das Beispiel einer Krankenschwester, die im Frühjahr 2020 nach einer Covid 19-Infektion einen Antrag bei der Berufsgenossenschaft gestellt hat. Bis heute sei nicht entschieden, welche Folgen anerkannt werden, wer die Behandlung zahlt. Etwa 10.000 Long-Covid-Patienten gibt es nach Schätzungen in NRW. Genau Zahlen zu bekommen ist schwierig, auch weil Post-Covid-Symptome für Ärzte schwer zu diagnostizieren sind.

Dennoch „sind viele Aspekte ungeklärt, wie die Covid-Folgen bei einer Schwerbehinderung, bei der Erwerbsminderungsrente, beim Antrag auf einen Pflegegrad zu berücksichtigen sind“, mahnt der VdK, der erneut steigende Mitgliederzahlen melden kann.

Ehrenamtler brechen weg

Rund 30.000 Mitglieder zählt der Verband am Niederrhein Ende 2021, dies entspricht einer Steigerung im Jahr 2021 von 1,59 Prozent. Dies zeige: „Wir bleiben der Anker im sozialen Dickicht der Gesetze“, sagt Horst Vöge. 13.679 Frauen und Männer sind im Kreis Wesel, 8.575 im Kreis Kleve, 8.756 in Duisburg im Sozialverband.

Der Altersdurchschnitt liegt bei 61 Jahren, die meisten Mitglieder, etwa 60 Prozent, sind zwischen 46 und 65 Jahre alt. Stark zugenommen habe die Altersgruppe der 46 bis 55 Jährigen. Neumitglieder kommen über die Rechtsberatung und – wohl auch pandemiebedingt – über das Internet. Fast 491.000 Klickzahlen der Homepage für den VdK am Niederrhein im vergangenen Jahr zeigen, dass auch beim Sozialverband vieles mittlerweile online läuft. Laufen muss. Dies sei einerseits gut. „Aber es lässt sich auch nicht alles online erledigen“, sagt Horst Vöge.

Ehrenamtler brechen weg

Rechtsberatungen finden unter 2G-Plus nach wie vor persönlich nach Terminabsprache statt. Vieles andere aber sei ausgefallen. Und dies habe Folgen auch für die Ehrenamtsarbeit. Zwar habe der Verband in den vergangenen Monaten keine größeren Verluste durch Austritte verbuchen müssen. Aber: „Es brechen uns viele Ehrenamtler weg, weil sie nichts machen können. Es findet einfach zu wenig statt. Viele Aktivitäten wie Stammtische, Grillfeste, Jahresabschlussfeiern lassen sich nicht einfach durch Zoom-Konferenzen ersetzen“, schildert Horst Vöge die Entwicklung.

Er hofft, dass dieses Jahr wieder mehr in Präsenz möglich sein wird. Denn: „Trotz aller Vorteile, die die digitalen Formate mit sich bringen, zeigen unsere Erfahrungen jedoch, dass zwischenmenschliche Begegnungen durch Technik nie ersetzt werden können.“

Auch interessant

Für 2022 hat sich der VdK vor allem zwei Themen auf die Agenda gesetzt: Er fordert die Kreise Kleve und Wesel sowie die Stadt Duisburg auf, eine Sozialbilanz zur vorläufigen Bewältigung der Coronapandemie zu erstellen, um Schlussfolgerungen für die künftige Gestaltung der Gesundheits- und Sozialpolitik ziehen zu können.

Weiter in den Fokus der Öffentlichkeit rücken will der VdK zudem „pflegende Angehörige“. Im Mai will der Verband eine entsprechende Kampagne starten. Eine Untersuchung für den VdK NRW, an der sich über 12.000 Personen beteiligt haben, habe gezeigt, „dass sich viele Pflegepersonen von der Pflege überfordert fühlen“, erklärt Horst Vöge. Stress, Spannungen, Aggressionen, Überforderungen, Gesundheit, berufliche wie auch finanzielle Ängste prägen den Pflegealltag.

Politische Forderungen des VdK sind unter anderem die Einführung einer Pflegevollversicherung, eine bessere Rentenabsicherung sowie eine jährliche Erhöhung der ambulanten Leistungen.