Essen. Nach dem Riss in Hünxe sollen auch Ponybesitzer beim Schutz gefördert werden. Bisher fielen die Tiere nicht unter die Richtlinien des Landes.

Ob ein Wolf hinter dem Ponyriss in Hünxe steckt, der sich vor wenigen Tagen ereignet hat, ist weiterhin unklar. Das Tier des Besitzers Uwe Münzer ist durch einen Kehlenbiss getötet worden, dabei wurden knapp 40 Kilogramm Fleisch vom Kadaver gefressen, Münzer und seine Familie stehen nach dem Tierriss unter Schock.

Auch wenn die Hinweise darauf deuten, dass sich hinter der blutigen Attacke ein oder mehrere Wölfe aus dem Rudel in Schermbeck verbergen, steht die offizielle Bestätigung noch aus. Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) entfachte dennoch die Debatte zur Entnahme des Wolfes.

Pferde und Ponys fallen nicht unter die Richtlinien des Herdenschutzes

Noch werden die nach dem Tierriss vom Wolfsmonitoring des Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) entnommenen DNA-Proben von den Bissspuren ausgewertet. „Bisher steht noch nicht fest, dass das ein Wolf war, auch wenn vieles daraufhin deutet. Deswegen wird der tierischer Angreifer bisher noch als „unbestimmt kategorisiert“, erklärt Wilhelm Deitermann, Sprecher des LANUV.

Der Hünxer Ponybesitzer ließ sein Huftier über Nacht auf der Weide. Und dass, obwohl es in der Region in den letzten zwölf Monaten bereits zwei Angriffe auf Ponys gegeben hat. Noch werden Pferde- und Ponybesitzer beim Herdenschutz nicht von den Bezirksregierungen und dem Land NRW gefördert, bestätigt Deitermann. „Die Förderrichtlinien für den Herdenschutz gibt die Landesregierung vor. Pferde und Ponys fielen da bisher nicht runter.“ Das wirft nun die Frage auf: Warum eigentlich nicht?

Über die zuständigen Bezirksregierungen stellte das Land allen Tier- und Weidenzuchthaltern seit 2019 insgesamt 4,1 Millionen an Förderungen zur Verfügung. Im Frühjahr 2020 wurde die Obergrenze von 20.000 Euro bei Förderanträgen aufgehoben. Abgerufen wurde von den Besitzern dabei für den Herdenschutz vor Wölfen im Jahr 2020 etwa 1,6 Millionen der zur Verfügung gestellten Fördermittel, teilte des Landesumweltministerium auf Nachfrage der NRZ mit.

Entschädigungen müssen beantragt werden

Wer sich bislang mehrere Pferde oder Ponys hielt, schaute dabei aber in die Röhre und musste den Schutz seiner Tiere aus eigener Tasche bezahlen. Dies solle sich nach Angabe von Umweltministerin Heinen-Esser ändern. Nach dem jüngsten Ponyriss kündigte die CDU-Politikerin nun erneut an, die Förderrichtlinien auf Pferde und Ponys auszuweiten. Dabei sollte bereits im Februar nach zwei Ponyrissen im Wolfsgebiet Schermbeck geprüft werden, inwieweit die Förderrichtlinien auch auf Ponys ausgeweitet werden können. Ergeben hat sich bislang jedoch nichts. Warum? Diese Frage lässt das Ministerium offen.

Nutztierhalter, die Opfer eines Tierrisses geworden sind, bekommen vom Land eine Entschädigung. Auch Uwe Münzer aus Hünxe soll wegen seines toten Ponys Geld vom Land erhalten. Dies muss jedoch über den bürokratischen Weg beantragt werden, teilt das Ministerium mit. Nach Angaben des Ministeriums wurden im Jahr 2020 bislang etwa zwei Prozent (rund 32.000 Euro) des Gesamt-Förderbetrages als Entschädigung an Betroffene von Tierrissen ausbezahlt.

Doch auch, wenn Tierbesitzer für Angriffe von Wölfen entschädigt werden und auch die Richtlinien für den Herdenschutz auf Pferde und Ponys ausgeweitet werden sollten, wird die Debatte um eine mögliche Entnahme nicht abreißen. Erst im Mai scheiterte die Klage eines Hünxer Schäfers, der vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf die Entnahme von Wölfin Gloria forderte, nach dem die Wölfin mehrere Schafe vom Schäfer gerissen hat.

Klage eines Schäfers aus Hünxe auf Entnahme des Wolfes scheiterte im Mai

Das Gericht argumentierte, dass dem Schäfer keinen ernsthaften finanziellen Schäden drohen. Außerdem stehen Wölfe in Deutschland unter Artenschutz. Nur in Ausnahmefällen dürfen Wölfe zum Abschuss freigegeben werden, beispielsweise, wenn Wölfe in ihrem Jagd- und Fressverhalten verhaltensauffällig sind. Nach der Ansicht des Gerichtes sei dies bei der Wölfin und ihrem Rudel in diesem Fall nicht zutreffend gewesen.

Nach dem Ponyriss in Hünxe schlägt Wilhelm Deitermann vom LANUV in die gleiche Kerbe: „Wenn ein Wolf auf die Jagd geht, nimmt er das was er am leichtesten bekommen kann. Das Pony stand über Nacht auf der Weide und ein Wolf unterscheidet nicht, ob es sich um ein Schaf oder ein Pony handelt. Und wenn eine Weide nicht oder nur unzureichend geschützt ist, hat ein Wolf natürlich leichtes Spiel.“