Hünxe. Die Familie von Uwe Münzer aus Hünxe hat eine Reihe von Tieren. Seit 20 Jahren auch ein Pony. Das ist nun offenbar von Wölfen getötet worden.
Der Anruf erreichte Uwe Münzer am Montagvormittag auf der Arbeit. Er solle nach Hause kommen, ein Wolf oder mehrere Wölfe hätten das Pony gerissen. Was der 52-Jährige dann auf der Weide, die unweit des Wohnhauses liegt, sehen musste, sei erschreckend gewesen, sagt er. Das 20 Jahre alte Pony war durch einen Kehlbiss getötet worden, dann haben offenbar Wölfe rund 40 Kilogramm Muskelfleisch und Innereien gefressen. Es wäre der dritte Riss eines Ponys in der Region, der zweite am Bergschlagweg. Dort wurde im Januar ein Pony gerissen, von Wölfen, wie das Lanuv nach Untersuchungen bestätigte.
Der neue Vorfall sei für alle schwierig, berichtet Münzer, der mit Tieren aufgewachsen, selbst geritten ist. Tiere gehören zur Familie, Kaninchen, ein Hund, Katzen, Meerschweinchen und halt das Pony, an dem besonders die 14-jährige Tochter, die ein Handicap hat, gehangen hat. Sie sei mit dem Pferd aufgewachsen, habe eine besondere Bindung zu dem Tier gehabt. Es gehe nun darum, mit diesem Verlust, mit dieser Trauer umzugehen.
Der Wolf ist nicht so präsent
Auf der Weide befindet sich ein offener Stall, dort hätte er das Pony unterbringen können. Vielleicht habe man nicht richtig eingeschätzt, dass von den Wölfen auch für ein Pony eine Gefahr ausgehe. Der letzte Vorfall im Januar liegt lange zurück, daher habe er sich in Sicherheit gewogen, sagt Uwe Münzer. Der Wolf sei nicht so präsent gewesen, vielleicht habe man ihn auch verdrängt. Man sei ja nicht betroffen gewesen, fügt er hinzu. Nun sind er und seine Familie betroffen.
„Sehr, sehr erschreckend ist es, auf so eine Art und Weise das Pony zu verlieren“, sagt Münzer. Solche Szenen kenne er sonst nur aus Naturfilmen. Nachdem er das tote Tier gesehen hatte, ging es ihm vor allem darum, wie er es seiner Tochter beibringen könne. Sie sei jeden Tag auf der Weide gewesen, habe das Pony gefüttert, gestriegelt.
Lanuv-Mitarbeiter haben Proben genommen
Uwe Münzer ergreift nach diesem Vorfall für keine Seite Partei. Weder für diejenigen, die den Wolf verteidigen, noch für diejenigen, die eine Entnahme fordern. „Der Wolf ist der Wolf. Und es bringt das Pony nicht zurück.“
Am Montagnachmittag waren Mitarbeiter des Lanuv vor Ort. In einer Pressemitteilung, die am Dienstagabend veröffentlicht wurde, heißt es, dass nach einer ersten Bewertung die Anzeichen darauf hindeuten, dass das Pony durch einen Kehlbiss getötet wurde. Es wurden Abstrichproben für eine DNA-Untersuchung genommen, die nun analysiert werden. Darüber hinaus wurde das Pony am Dienstag zur veterinärpathologischen Untersuchung nach Krefeld gebracht.
Ministerin hat sich persönlich gemeldet
Der Vorfall hat für Aufsehen gesorgt, mehrere Medien meldeten sich bei Uwe Münzer. Und er erhielt auch einen Anruf von Ministerin Ursula Heinen-Esser. Sie habe ihr Beileid ausgedrückt und ihre Unterstützung zugesichert. Das habe gut getan, sei ein Zeichen der Wertschätzung, so Münzer. „Man bekommt ja nicht jeden Tag einen Anruf von einer Ministerin.“
Es ist ein schrecklicher Verlust. Er werde aber trotzdem nicht sagen, dass der Wolf weg müsse. „Da bin ich ziemlich neutral“, betont der 52-Jährige. Es werde etwas dauern, bis man den Verlust des Ponys überwunden habe, meint Münzer. Wenn es soweit ist, werde wieder ein Pferd angeschafft.
Die Sicht des Landes
Aus Sicht von Ministerin Ursula Heinen-Esser müsse man die Lage neu bewerten, wenn die Untersuchungsergebnisse vorliegen. Die Frage einer Entnahme sei erneut zu stellen, wenn die Wölfin GW954f (Gloria) an dem Vorfall beteiligt war und die Gefahr besteht, dass verstärkt Pferde Opfer von Übergriffen werden.
Vor dem Hintergrund des aktuellen Vorfalls hat die Ministerin die Landwirtschaftskammer gebeten, eine Hotline einzurichten, um individuell auf aktuelle Fragen eingehen zu können. Zur Vorsorge sollten, sofern logistisch möglich, einzelne kleinere Pferde nicht über Nacht auf ungeschützten Weiden gehalten werden.