Hamminkeln. Wilhelm Kloppert will mit seiner Braumanufaktur die Bierkultur am Niederrhein neu aufleben lassen. Sein Bier Pilskultur passt genau ins Konzept.
Etwas neidisch ist Braumeister Wilhelm Kloppert aus Hamminkeln schon, wenn er so auf die Konkurrenz schaut. Dabei denkt er aber nicht etwa an andere Brauereien, vielmehr geht’s ihm um Winzer und Weinsommeliers. „Die zelebrieren ihr Produkt richtig“, sagt er. „Der Kunde wird auf jeden Wein vorbereitet.“ Sei’s über Infoschildchen im Supermarkt oder die Weinkarte im Restaurant. Beim Bierkauf dagegen gilt häufig ein ganz anderes Motto: „Egal, was in der Pulle ist. Hauptsache billig.“
Dabei hat Bier gerade am Niederrhein Tradition, wie Kloppert bestätigt: „Wir hatten hier früher viele Brauereien mit unterschiedlichen Ansätzen.“ Die meisten aber sind längst verschwunden, wurden vertrieben von „Fernsehbieren“. So nennt sie der Braumeister. „Durch die sogenannten Markenbiere sind Regionalität und Bierkultur flöten gegangen.“ Das ist ihm noch einmal bewusst geworden, als er sich 2013 zum Biersommelier ausbilden lassen hat. Genau, den gibt’s eben auch.
Export – der Klassiker am Niederrhein
Und so ein Biersommelier beschäftigt sich intensiv mit verschiedenen Marken, aber vor allem mit unterschiedlichen Stilen. So war der Klassiker am Niederrhein … „Export“, sagt Kloppert. Tatsächlich? Er nickt. „Dann kam aber das hochwertigere Pils und hat das Export abgelöst.“ Hopfig und eher herb schmeckt so ein Pils. Eigentlich. Mittlerweile aber hat der Experte einen neuen Trend entdeckt: „Viele sind milder geworden, über den Umweg Helles geht’s also wieder in Richtung Export.“
Damit ist jetzt der richtige Zeitpunkt, regionale Spezialitäten wieder auf den Markt zu bringen! Sagte sich Kloppert und gründete im Jahr 2016 die Niederrhein-Westfälische Braumanufaktur. Dabei handelt es sich um ein Unternehmen unabhängig vom Familienbetrieb Feldschlösschen, das natürlich weiterhin sein beliebtes Malzbier braut. Die Braumanufaktur aber hat auch schon ihr erstes Bier auf den Markt gebracht: Pilskultur. Mit Gerste vom Niederrhein, gebraut in einer befreundeten Brauerei am Niederrhein.
Pilskultur mit regionaler Gerste
„Das ist ein einzigartiges Konzept der Regionalität“, sagt Kloppert mit sichtlichem Stolz. Lecker schmeckt’s natürlich auch noch, schiebt er direkt hinterher und lacht. „Eine schöne Ausgewogenheit von Malzkörper und Hopfenaromen“, nennt er es. Aber die Braumanufaktur will nicht nur regionales Bier verkaufen, sondern auch die Tradition des Hausbrauens wieder aufleben lassen. Deswegen finden regelmäßig Braukurse statt – mit einer „Küchenmaschine für Arme“ sagt er mit einem Augenzwinkern.
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Denn fürs Bierbrauen braucht es nicht immer direkt eine teure Brauanlage, wie Kloppert aus eigener Erfahrung weiß. Als seine Frau eines Tages eine Küchenmaschine anschleppte, „habe ich sie mir direkt am ersten Tag geentert und Bier gebraut“. Das klappte so gut, dass er seitdem mit einer ähnlichen Maschine andere für seine Leidenschaft begeistern möchte. Gut 500 Menschen hat er bereits das Bierbrauen beigebracht, hat ihnen den aufwendigen Prozess gezeigt und Tipps fürs Nachkochen zuhause gegeben.
Biertastings mit „Bütterken“
Außerdem bietet Kloppert Biertastings an, gerne auch mal mit „Bütterken“, bei denen sich Teilnehmende durch allerlei Marken und Stile probieren können. Einen kleinen Seitenhieb in Richtung Konkurrenz kann sich der Braumeister dabei übrigens nicht verkneifen: „Bier hat mehr Aromen als Wein.“ Und damit ist spätestens allen klar: Es ist ganz bestimmt nicht egal, „was in der Pulle ist“.
>>> Geheimtipp vom Biersommelier
Biersommelier Wilhelm Kloppert gibt noch einen kleinen Geheimtipp mit, der zunächst vielleicht etwas verrückt klingt: Malzbier („natürlich von Feldschlösschen“) mit einem Espresso mischen. Aber der Experte ist überzeugt: „Das wird garantiert das Sommergetränk 2022.“
Im Shop der Niederrhein-Westfälischen Braumanufaktur, Brauereistraße 4 in Hamminkeln, gibt’s neben diversen Bieren auch noch andere Produkte zu kaufen. Darunter Biernudeln, Biersenf und Bierschokolade, aber auch Käse mit Malzbier von Feldschlösschen oder Brotaufstriche mit Bockbier von Walter Bräu.