Hamminkeln. Braumeister Wilhelm Kloppert aus Hamminkeln bringt mit einer befreundeten Brauerei ein Pils auf den Markt – und das als Malzbier-Marktführer

Der erste Schluck überrascht, der zweite bestätigt den guten Eindruck. Und der dritte sorgt gleich für ein Wohlgefühl. Schmeckt richtig lecker, das neue Werk namens Pils Kultur aus der Brauereistraße in Hamminkeln. Auch Wilhelm Kloppert, Chef der Niederrheinisch-Westfälischen Braumanufaktur, lächelt zufrieden. „Wir haben bis jetzt nur positive Resonanz erhalten, den Leuten schmeckt’s.“ Seit zwei Wochen sind die ersten Flaschen erhältlich, ab kommender Woche geht es in die Lebensmittelmärkten weiter.

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Regional, naturbelassen, blond – das sind die Attribute der neuen Kreation aus dem Hause Kloppert. Und dass Pils in dieser Region längst ein Kulturgut ist, muss man am Niederrhein niemandem erklären. Aber nach vier Jahrzehnten mit dem Verkaufs-Hit Malzbier ist der Schritt in die Welt des Pilsners nicht unbedingt ein vorgezeichneter.

Die Idee ist jahrelang gereift

Und so hat es auch seine Zeit gedauert - von der ersten Idee bis zur Markteinführung. 2014 war es, bei der „Grünen Woche“ in Berlin, wo die Feldschlösschen-Brauerei seit einigen Jahren die Genussregion Niederrhein vertritt. Wilhelm Kloppert tauschte sich da mit dem Betriebsleiter des Gutsbetriebs Kalbeck in Weeze aus – über allerlei Getreidesorten. „Können Sie mir ein paar Proben schicken“, fragte Kloppert. Um die Gerste als Braugerste zu testen. Es gingen einige Jahre ins Land, der lose Kontakt blieb, doch ein Ergebnis ließ noch auf sich warten.

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Bis 2019 auf Gut Kalbeck eine größere Menge der Gerstensorte Planet angebaut wurde. Der Ertrag nach den beiden trockenen Sommern 2019 und 2020 war in Ordnung. Und die Idee, aus regionaler Gerste ein Bier zu machen, lebte bei Wilhelm Kloppert wieder auf.

Mit der Mälzerei Rhön-Malz in Nordbayern fand sich auch eine kleine Familienmälzerei, die eben mit kleineren Mengen arbeiten konnte. „Dort gibt es die Möglichkeit, mir mein Getreide separat zu vermälzen“, erklärt Braumeister Wilhelm Kloppert. Fast zeitgleich entwickelte der Biersommelier mit dem Brauprojekt 777 in Voerde das untergärige Landbier „Gerstenglück“ , das im vergangenen Sommer auf den Markt kam. Das „Kollaborationsbräu“, wie es Kloppert nennt, spricht aber eher die Freunde der Craftbeerszene an.

Besonderer Hopfen mit feinem Aroma

Wilhelm Kloppert geht mit seinen beiden Biersorten neue Wege.
Wilhelm Kloppert geht mit seinen beiden Biersorten neue Wege. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Auch deshalb blieb der Wunsch, ein eigenes Pils zu kreieren, weiter im Kopf. „Wir haben uns immer auf Malzbier konzentriert, sind da der Marktführer“, erklärt Wilhelm Kloppert, „da ist es erstmal schwierig, seine Kompetenz im Pils-Bereich zu beweisen. Der Kunde hat zunächst ein Problem damit, wenn da plötzlich ein ganz anderes Bier kommt.“

Aber das „Helle“ ist im Kommen - weiß auch der Braumeister. Die Wahl des Hopfens fiel auf den Hallertauer Mittelfrüh, eine alte Hopfensorte mit feinem, mildem Aroma. „Eine schöne Pilsnote, für ein schönes rundes Pils“ , findet der Fachmann. Gebraut wird der gute Tropfen in einer befreundeten, linksrheinischen Brauerei.

Bei der Namensfindung für das neue Pils ging es schneller, natürlich bei einem Brainstorming-Bierchen mit Sohn Jan Wilhelm. Da Bier zum ältesten Kulturgut am Niederrhein gehört, packte das Duo einfach beide Begriffe zusammen - Pils Kultur war geboren. Für das Layout des Flaschenetiketts hatten die Klopperts einen Aufruf auf Facebook gestartet: Das Rennen machte schließlich Grafikdesign-Studentin Hannah Frieling aus Bocholt, die den Rhein mit den angrenzenden Kommunen der Region in den Mittelpunkt stellte.

Auch künftig würde Wilhelm Kloppert gerne auf Braugetreide aus der Region setzen – wie beispielsweise die am Weißenstein im Rahmen des EU-geförderten Projekts angebauten alten Getreidesorten.