An Rhein und Ruhr. Weil die Anschaffung von Drohnen bezuschusst wird,nutzen mehr Jäger die Flieger. So konnten mehr Kitze vor dem grausamen Mähtod geschützt werden.
Sie surren durch die Lüfte, mit ihrer Wärmebildkamera immer auf der Suche nach weißen Flecken auf der Wiese: In dieser Mahdsaison haben Jäger mehr Drohnen zur Rehkitzrettung eingesetzt, unter anderem weil das Land NRW und der Bund die Anschaffung finanziell fördert. Doch die Drohne allein rettet die Kitze nicht, dafür müssen Helfer aus Fleisch und Blut tatkräftig mit anpacken. Das scheint eine erfolgreiche Kombination zu sein, wenn man auf die Zahlen blickt: Mehr als 1000 Rehkitze sind in den Frühjahrsmonaten vor dem Tod durch den Mähdrescher gerettet worden.
Andreas Kohn, Betreiber der Internetseite kitzrettung.nrw und selbst Jäger seit dem 16. Lebensjahr, hält die Zahl für „sehr beeindruckend“. Er hat Jäger in NRW befragt, wie viele Kitze sie in dieser Saison durch den Drohneneinsatz gerettet haben. Noch habe er nicht von allen Kreisjägerschaften Rückmeldungen, bis Dienstagabend waren es 850. Dazu kommen rund 250 gerettete Rehe allein aus Wuppertal. In Mönchengladbach haben die ehrenamtlichen Drohnenpiloten und Kitzretter 77 Jungtiere vor dem Mähdrescher gerettet, dazu etliche Enten- und Fasanengelege. Und die Kitzretter in Hamminkeln konnten ihre Zahlen im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln – von 55 geretteten Kitzen auf 101.
Die Folge könnte ein Anstieg der Rehpopulation sein
Andreas Kohn, selbst Jäger und Drohnenpilot, rechnet durch die Rettung der vielen Kitze mit einem Anstieg der Population. Sein Rechenexempel: Angenommen dass von 850 geretteten Kitzen die Hälfte weiblich und im Jahr 2023 das erste Mal trächtig ist und im Schnitt 1,5 Rehkitze zur Welt bringt, und in den Jahren 2022-24 weiterhin mindestens 850 Kitze gerettet werden, werden im Jahr 2025 knapp 8000 Stück Rehwild zusätzlich in Wäldern und Feldern zu sehen sein – inklusive der männlichen Rehkitze. Nicht einberechnet sind die Abschuss- und Unfallzahlen des Wildes.
Allerdings erwartet Kohn sogar einen weiteren Anstieg der Kitzrettung per Drohne, da die Förderprogramme von Bund und Land erst angelaufen seien und sich nach und nach herumsprechen. So könne es auch durchaus sein, dass sich Jägerschaften in diesem Jahr Drohnen anschaffen, diese aber noch nicht zum Einsatz gekommen seien. Das Umweltministerium NRW hat nach eigenen Angaben in dieser Saison die Anschaffung von 33 Drohnen zur Kitzrettung gefördert.
Tierschutzgesetz nimmt Landwirte in die Pflicht
Auch bei den Landwirten sei die Rehkitzrettung populärer geworden, meint der Jäger. Sie melden sich bei den Kitzrettern, wenn die Mahd bevorsteht. Sie sind qua Tierschutzgesetz verpflichtet, den Mähtod zu vermeiden. Außerdem liegt es ein Stück weit auch im Eigeninteresse der Landwirte. Im schlimmsten Fall kann der Kadaver eines Rehkitzes in der Silage landen und das Futter verderben.
Die Kitzrettung ist ehrenamtlich. Bevor es die Drohnen gab, war es Usus, dass Läufer, auch mit Hunden, die Felder abgegangen sind, um Kitze aufzuspüren und vor dem Mähdrescher in Sicherheit zu bringen.
Das Problem: Die jungen Rehe geben keine Witterung ab, so dass Hunde sie nur schlecht finden können. Zudem dauert das Abgehen eines Feldes um ein Vielfaches länger als ein Drohnenflug, der pro Sekunde rund fünf Meter Feld überfliegen kann.