Düsseldorf. Die Ostpark-Siedlung in Düsseldorf ist stark von dem Unwetter betroffen. Ganze Häuser stehen unter Wasser. Die Menschen vor Ort verzweifeln.
Marina Hoffmeister steht barfuß in dem braunen Wasser, ihren elf Wochen alten Sohn hält sie in einer Babytragetasche vor dem Bauch. „Er ist total entspannt. Wir nicht“, sagt sie und lacht. In dieser Situation scheint den Anwohnern der Ostpark-Siedlung in Düsseldorf-Gerresheimnur noch Galgenhumor zu helfen. Mit mehr als 25.000 Sandsäcken versuchten Einsatzkräfte und Anwohner, einen rund 700 Meter langen Damm zwischen Wohnsiedlung und Düssel zu halten. Trotz größter Bemühungen ist der Sandsackwall in der Nacht zu Donnerstag aber überspült worden.
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„Mein Mann hat mich heute Morgen mit den Worten geweckt: ,Wir müssen hier weg’“, berichtet die junge Mutter. Bereits gestern war die Lage in der Siedlung kritisch. Der Krisenstab der Landeshauptstadt forderte die Bürgerinnen und Bürger auf, das Gebiet freiwillig zu verlassen. Familie Hoffmeister entschied sich zu bleiben. Bis jetzt. „Wir werden nun aber wohl bei meiner Schwester in Essen übernachten müssen“, lautet der Plan von Marina Hoffmeister, ihrem Mann und den drei Kindern.
Düsseldorfer Wohnungen stehen unter Wasser
Man hätte zusehen können, wie das Wasser vom Keller aus, in die Wohnung stieg, „wie ein Wasserglas, das man füllt“, beschreibt die dreifache Mutter die Situation. Wie sie sich fühle? „Ohnmächtig und hilflos. Wir haben keine Idee mehr, was wir machen können. Wir können nur zusehen und abwarten“, klagt sie. Die Feuerwehr sei am Morgen da gewesen, um die Lage zu inspizieren: „Frühestens in einer Woche können sie erst anfangen hier alles abzupumpen“, so Hoffmeister.
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Die Nachbarn seien jedoch eine große Hilfe. Mit Eimern und Schubkarren helfen sie sich gegenseitig das Wasser aus den Garagen, Gärten, Kellern und Wohnungen zu schüppen. Überall liegen Schläuche auf den Straßen - die Verbindung vom Keller bis zum nächsten Gulli. Ingo Kelpe hat glücklicherweise über seine Arbeit noch ein Stromaggregat ergattern können, um das Wasser mit einer elektronischen Pumpe aus seinem Keller zu pumpen, denn: Der Strom wurde zur Sicherheit in der gesamten Siedlung abgestellt. „Ich bin froh, dass das noch geklappt hat. Die Aggregatoren sind in dieser Situation in Düsseldorf überall sehr gefragt“, sagt er. Wann der Strom wieder eingeschaltet wird, konnten die Mitarbeiter, die von der Düsseldorfer Netzgesellschaft vor Ort waren, nicht sagen.
Waschmaschine und Tiefkühlschrank von Düsseldorfer schwimmen im Keller
„Ich habe sowas in den gesamten 70 Jahren, die ich hier wohne, noch nie erlebt“, sagt der 88-jährige Klaus-Werner Welp. Bei ihm sei „glücklicherweise nur der Keller“ überschwemmt. Waschmaschine, elektrische Heckenschere und Tiefkühlschrank würden „jetzt da unten rumschwimmen“. Er habe jedoch vor zwei Jahren eine Starkregenversicherung abgeschlossen und hoffe, dass diese die Schäden deckt.
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„Die werden wir, wenn das hier alles vorbei ist, auch abschließen, aber damit haben wir einfach nicht gerechnet“, sagt Nachbarin Andrea Ranz. Sie steht kopfschüttelnd vor ihrem überschwemmten Garten. „Wir haben erst im Keller geschaut, da war nichts. Dann sind wir raus in den Garten, der wie ein Teich aussieht. Heute Morgen sind bereits Enten darin geschwommen. Als wir dann zehn Minuten später nochmal in den Keller wollten, war dieser plötzlich auch vollgelaufen“, berichtet sie.
Feuerwehr Düsseldorf: „Wasserpegel muss sinken“
Gemeinsam mit ihrem Ehemann habe Andrea Ranz noch versucht das Wasser mit Eimern aus dem Garten und dem Keller zu schöpfen. „Das war aber wenig hilfreich“, sagt sie. Auch ihr konnte niemand sagen, wann das Wasser aus dem Garten abgepumpt werden kann. Ein vorbeilaufender Feuerwehrmann gibt zu bedenken: „Wo soll das Wasser auch derzeit hin? Wir müssen erstmal warten, bis der Pegel sinkt.“ Andrea Ranz lässt sich ihren Optimismus jedoch nicht nehmen: „Ich gehe jetzt einfach davon aus, dass es das war. Vielleicht bin ich auch zu naiv, aber am Wochenende soll es ja schon wieder besser werden.“
Bis dahin hoffe sie, dass das Wasser nicht in die Wohnung läuft. „Ohne Strom kommen wir schon klar. Der Kaffee am Morgen kommt von der Bäckerei um die Ecke und der Gasgrill auf dem Balkon bereitet unser Abendessen vor. Trübsal blasen bringt doch nichts“, sagt sie und zuckt mit den Schultern.