An Rhein und Ruhr. Der Klimawandel hat ganz direkte Auswirkungen für die Bürger in Nordrhein-Westfalen. Das zeigt eine neue Analyse des Landesumweltamtes.
Bei der UN-Klimakonferenz in Madrid (COP25, bis 13. Dezember 2019) läuft die entscheidende Woche. Eine aktuelle Analyse des nordrhein-westfälischen Landesumweltamtes (Lanuv) zeigt, dass das Thema Klimawandel die Menschen an Rhein und Ruhr ganz direkt betrifft. Demnach werden an warmen Sommertagen 11,1 Millionen NRW-Bürger unter Hitzebelastung, sollte die Durchschnittstemperatur um ein Grad steigen. Derzeit sind es 6.9 Millionen.
„Egal was in Madrid beschlossen wird - auf diesen Temperaturanstieg werden sich die Städte in NRW auf allle Fälle einstellen müssen“, sagte eine Lanuv-Sprecherin auf Nachfrage der Redaktion. Soll heißen: Die Kommunen sind aufgefordert, Kühle spendende Grün- und Wasserflächen im Stadtgebiet zu erhalten, neue anzulegen und Frischluftschneisen nicht zu verbauen.
Belastungen für Herz und Kreislauf in warmen Nächten
Das Lanuv hatte bereits im Jahr 2018 eine Klima-Analyse vorgelegt. Diese ist jetzt noch einmal durch Zensus-Daten verfeinert worden. Hitzebetroffen heißt hier: Die Menschen leben in einer thermisch ungünstigen oder sogar sehr ungünstigen Situation. Wenn die Außentemperatur an warmen Sommertagen in der Nacht nicht mehr unter 20 Grad fällt, behindert das einen erholsamen Schlaf und belastet Herz und Kreislauf.
Die Lanuv-Analyse bricht die Daten herunter bis auf kommunale Ebene. Ein Blick in die Rhein-Ruhr-Schiene:
In Düsseldorf zum Beispiel steigt die Zahl der Hitzebetroffenen von jetzt 492.772 (84,2% der Bevölkerung) auf 548.021 (93,7%), in Duisburg von 362.600 (74,2%) auf 453.786 (92.8%), in Essen von 294.474 (51,8%) auf 483.714 (85,1%). In Dinslaken steigt die Zahl von 46.000 Bürgern (49.5%) auf 59.107 (89,3%), in Moers von 82.298 (80,4%) auf 93.805 (91,6%), in Wesel von 41.553 (69%) auf 51.684 (85,8%), in Kleve von 35.076 (74,1%) auf 39.955 (84,5&%). Selbst kleinere Städte direkt am Wasser bleiben nicht von der Entwicklung verschont: In Emmerich steigt die Zahl der Hitzebetroffenen auf 20.213 (67,4%) auf 23.406 (78,1%).
Suche nach Strategien zum Umgang mit dem Klimawandel
Die neue Analyse des Lanuv könnte die Diskussion vor Ort um Stadtplanung neu befeuern – etwa in Düsseldorf, wo kräftig gebaut wird. Der Erhalt (oder auch Nicht-Erhalt) von Freiflächen ist ein zentrales Thema beim Streit um den Regionalplan Ruhr. Und in Duisburg war bei der Planung des neuen Stadtquartiers in Frage aufgeworfen worden, ob eine Frischluftschneise beeinträchtigt wird.
Vor Ort und regional rüsten sich Kommunen und Gebiete für Umgang mit dem Klimawandel. „Klimaresiliente Städte“ sind ein großes Thema bei der Ruhrkonferenz. Die Region Köln-Bonn hat just ihre umfassende Strategie zur Klimawandelanpassung veröffentlicht – dabei geht es ausdrücklich auch um den Erhalt von Kaltluftentstehungsflächen.