Am Niederrhein. Politiker und Behörden erinnern an die Testpflicht und raten von unnötigen Reisen ab. Die Inzidenz im Nachbarland ist weiter sehr hoch.
Während in den grenznahen Landkreisen auf deutscher Seite die Corona-“Notbremse“ greift, sind in den Niederlanden ab diesem Mittwoch (28. April 2021) Lockerungen für Handel und Außengastronomie geplant - wohlgemerkt: trotz anhaltend hoher Inzidenz. Landräte am Niederrhein sind nicht glücklich darüber.
„Unsere niederländischen Freunde müssen alle Lockerungen gegen das einhergehende Risiko abwägen“, mahnte Viersens Landrat Andreas Coenen (CDU) auf Nachfrage der Redaktion. Lockerungen müssten „so gestaltet werden, dass die Menschen weiter den nötigen Abstand wahren und das Pandemiegeschehen unter Kontrolle bleibt“, so Coenen weiter. Borkens Landrats Cay Zwicker (CDU) warnte gegenüber den Westfälischen Nachrichten explizit vor „Einkaufstourismus“.
Kleves Landrat Silke Gorißen (CDU) mahnte, dass Corona von allen ein hohes Maß an Eigenverantwortung erfordere: „Jeder muss hinterfragen, welche Fahrten und Kontakte wirklich notwendig sind – nicht nur bei Fahrten in die Niederlande“, so Gorißen. Sie könne nachvollziehen, dass sich jeder nach mehr Normalität sehne. Aber: „Aufgrund der immer noch sehr angespannten pandemischen Lage ist ein normaler Alltag für uns alle aktuell aber noch nicht möglich.“
Niederlande sind weiter „Hochinzidenzgebiet“
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Fest steht: Die Niederlande sind weiter sogenanntes „Hochinzidenzgebiet“. Selbst wer aus Deutschland nur kurz ins Nachbarland einreist, muss sich darüber im Klaren sein, dass er auf dem Rückweg einen Corona-Test machen muss, heißt es beim Kreis Viersen. Die Niederlande meldeten zuletzt eine Wocheninzidenz von 309 Fällen je 100.000 Einwohner. Gerade aber in der grenznahen Provinz Nordlimburg gibt es viele Neuinfektionen.
Ein Blick auf die Zahlen in beliebten Einkaufsstädten an der Grenze: Für Venlo war eine Inzidenz von 453,8 angegeben, Roermond kommt sogar auf 480,70 und Nimwegen auf immerhin 347,2. Der auf deutscher Seite angrenzende Kreis Kleve hingegen verzeichnete am Montag eine Inzidenz von 166,7 und der Kreis Viersen eine Inzidenz von 136,9.
Shoppen nach Termin wird im Nachbarland abgeschafft
Trotzdem - und trotz voller Intensivstationen - wollen die Niederlande ab Mittwoch eine Öffnung von Außengastronomien täglich von 12 bis 18 Uhr mit reduzierter Gästezahl erlauben. Der Einzelhandel soll ebenfalls öffnen dürfen, mit beschränkter Kundenzahl. Shoppen nach Termin wird abgeschafft. Auch die abendliche Ausgangssperre wird aufgehoben. „Wir wagen das Risiko, am 28. April den ersten vorsichtigen Schritt zu machen“, hatte Premier Mark Rutte erklärt.
Ruttes Sicherheitsminister Ferdinand Grapperhaus und Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) wandten sich an diesem Montag in einem gemeinsamen Appell an die Bürger auf deutscher Seite. unnötige Reisen in die Niederlande sollten auch nach dem Ende des Lockdowns dort unbedingt vermieden werden, so die eindringliche Botschaft.
Minister: „Kommen Sie erst in besseren Zeiten wieder“
„Kommen Sie erst in besseren Zeiten wieder in die Niederlande“, so Grapperhaus. Jetzt sei nicht die Zeit für Geselligkeit, für Freundschaftsbesuche oder zum Einkaufen auf der anderen Seite der Grenze. „Das gute Wetter darf uns nicht dazu verleiten, alle Vorsicht über Bord zu werfen“, mahnte Reul. das Corona-Virus lebe von der Mobilität und Begegnungen.
„Ich kann keine Prognose darüber geben, wie viele Deutsche kommen werden“, sagte Venlos Stadtsprecher Robert Bouten auf Nachfrage der Redaktion. Er verwies auf die Beschränkungen in den Läden sowie die Reservierungspflicht für die Außengastronomie. Und er erinnerte ebenfalls noch mal an die Testpflicht - die Bundespolizei kontrolliert an der Grenze. Die Stadt behalte die Situation im Blick, versicherte Bouten.
Schilder und Bodenmarkierungen in der Innenstadt
Ähnliches ist aus Nimwegen zu hören: Die Stadt bereitet sich auf die kommenden Tage vor und wird eigenen Angaben mit Warnungen einschreiten, sollte es zu voll werden. Die Kommune beginnt bereits an diesem Montag, Schilder und Bodenmarkierungen mit dem Hinweis auf genügend Abstand und die geltenden Corona-Maßnahmen in der Innenstadt anzubringen, wie eine Sprecherin wissen lässt. Gäste aus Deutschland müssten sich an die geltenden Regeln halten, betont sie. Besondere Maßnahmen für die Besucher gebe es aber nicht.