Am Niederrhein. Brassen, Hechte, Bitterlinge und andere: Seit zehn Jahren führen Biologen ein Fisch-Monitoring an der Niers durch. Sie haben 35 Arten erfasst.

Gute Nachrichten von der Niers: Im Zuge einer nunmehr zehnjährigen Untersuchung sind Biologen auf einen weitgehend stabilen Fischbestand von bemerkenswerter Vielfalt gestoßen. „Die Niers ist auf dem Weg der Besserung“, sagte Ansgar Reichmann, Leiter der Biologischen Station Krickenbecker Seen, auf Nachfrage der Redaktion (25. März 2021).

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Im Auftrag des Niersverbandes erfassen die Biologen seit dem Jahr 2010 den Fischbestand an ganz unterschiedlichen Stellen im 113 Kilometer langen Fluss. Brassen und Döbel sind typisch für eine Flachland-Bach wie Niers. Besonders häufig sind Rotauge und Flussbarsch. Streckenweise fühlt sich der Hecht wohl. Auch Zander schwimmen in der Niers.

Bitterling-Bestände haben örtlich deutlich zugelegt

Im Verlaufe der Jahre registrierten die Biologen 35 verschiedene Fisch-Arten, etwa 20 davon sind offenbar ständige Bewohner. Mit dabei: anspruchsvolle, besonders schützenswerte Arten wie der Bitterling. „Der Bitterling legt seine Eier in Muscheln“, erklärt Stefani Pleines von der Biologischen Station. Ohne Muscheln also keine Bitterlinge. In der Niers haben die Bestände der Fischart örtlich deutlich zugelegt, etwa zwischen Viersen und Grefrath.

Solche Entwicklungen sind beachtlich, weil der Fluss seine eigene Geschichte hat. Noch bis in 60-er und 70-er Jahre hatte die Niers den Spitznamen „Rio Tinto“, wegen der Färbe-Abwässer der für den Niederrhein typischen Textilindustrie. Die Gewässerqualität bezeichnet Biologin Pleines als mittel bis gut - „je nach Abschnitt“. Ausgezahlt haben sich die Renaturierungen durch den Niersverband, die Pleines ausdrücklich lobt.

Biologin: Weitere Renaturierungen an der Niers nötig

Wichtig sei aber, dass die Renaturierungen weitergehen. „Der Fluss ist für Fische bis heute nicht für komplett durchgängig“, mahnt Pleines. Jedenfalls nicht für alle Arten - einige Einwanderer indes haben sich kräftig ausgebreitet. Beispiel: Grundeln, die ursprünglich nicht in die Niers gehören.

Nahaufnahme von einem Bitterling-Männchen: Die Bestände in der Niers haben sich örtlich gut entwickelt.
Nahaufnahme von einem Bitterling-Männchen: Die Bestände in der Niers haben sich örtlich gut entwickelt. © picture alliance / Zoonar | Eric Hepp

Über Main-Donau-Kanal, Rhein und Maas sind sie vom Schwarzen Meer aus in die Niers eingewandert. In den ersten Jahren der Untersuchung entdeckten die Biologen noch keine, beziehungsweise nur einzelne Exemplare im Fluss. Zuletzt jedoch zählten sowohl Schwarzmeergrundel wie auch Marmorierte Grundel zu den häufigsten Fischarten in der Niers.

Eingewanderte Arten: Grundeln versus Koppen?

Welchen Einfluss das auf andere Fischarten hat, müsse noch untersucht werden, betont Expertin Pleines. Zumindest örtlich sehen die Biologen aber eine Konkurrenz zwischen Grundeln und zum Beispiel Koppe. Ob daraus eine Verdrängung wird, müsse sich noch zeigen. Bislang geht der Koppen-Bestand insgesamt jedenfalls nicht zurück.

Bemerkenswert: In den zurückliegenden Dürre-Sommern hat der Fischbestand in der Niers nicht nachhaltig gelitten - trotz Erwärmung und Mini-Wasserständen. Die Fische hätten zwar auch unter Stress gestanden, sagt Pleines. Sauerstoff war teilweise knapp. Allerdings habe sich auch hier die eigene Gesichte des Flusses ausgewirkt, dieses Mal positiv.

Nette fiel im Dürre-Sommer trocken, Niers nicht

Die Niers, die südlich von Mönchengladbach entspringt und die Kreise Viersen und Kleve durchfließt, wird im Oberlauf nämlich von Sümpfungswasser vom Bergbau im Rheinischen Revier gespeist. Dadurch kommt ständig Wasser nach, auch in heißen Sommern. „Die Nette hingegen war kilometerweit trockengefallen“, berichtet Pleines. Freilich war Wasserstand in der Niers aber niedriger als sonst.

Aber auch das hatte aus Sicht der Biologin sein Gutes: „Das Mähboot des Niersverbandes konnte wirklich nur in Flussmitte fahren“, berichtet Pleines. An den Seiten hätten sich die Fische in den ungemähten Wasserpflanzen verstecken und vermehren können.