An Rhein und Ruhr. Das Katholische Büro in NRW stellt sich nach dem Stopp der Osterruhe auf Präsenz-Gottesdienste ein. Die Evangelische Kirche will zunächst warten.

Nach der überraschenden Rücknahme der Osterruhe rechnet das Katholische Büro in NRW fest mit Präsenz-Veranstaltungen. „Wir richten uns darauf ein, unter den bisherigen Maßnahmen auch zu Ostern Gottesdienste zu feiern“, so Leiter Antonius Hamers auf NRZ-Anfrage. Er gehe davon aus, dass die am Montag im Beschlusspapier von Bund und Ländern geäußerte Bitte der Politik, Oster-Gottesdienste ausschließlich virtuell zu veranstalten, hinfällig sei. Eine Stellungnahme des NRW-Gesundheitsministeriums lag der Redaktion bis Mittwochnachmittag noch nicht vor.

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Kanzlerin Angela Merkel hatte die Maßnahmen zur Osterruhe am Mittwoch überraschend gekippt. Diese wurde im Beschlusspapier unter Punkt vier geregelt. Da darin auch der Wunsch nach einem Verzicht auf Präsenz-Gottesdienste aufgeführt wurde, sei die Bitte an die Kirchen laut Hamers „obsolet“. Bei lokal hohen Inzidenzen könne es jedoch zu weiteren Einschränkungen kommen - darunter zum Beispiel eine Reduzierung der Besucherzahl oder eine Verkürzung der Dauer.

Evangelische Kirche: „Warten ab, was wir auf den Tisch bekommen“

Jens Peter Iven, Sprecher der Evangelischen Kirchen im Rheinland, äußerte sich am Mittwoch zurückhaltender: „Wir warten ab, was wir von der Politik auf den Tisch bekommen.“ Iven wolle sich nicht an Mutmaßungen beteiligen. „Mir ist bekannt, dass in Hessen für morgen Gespräche angekündigt wurden.“ Wann die Politik in NRW auf die Kirchen zugehe, wisse er nicht. Bereits am Dienstag hatte Iven die Frage aufgeworfen, „warum die bewährten Hygieneschutz-Maßnahmen, die alle EKD-Gliedkirchen für Gottesdienste haben, nun nicht mehr ausreichen sollen“.

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Auch Hamers hatte sich von dem Vorstoß von Bund und Ländern überrascht gezeigt: „Derzeit, und das gilt letztlich auch schon seit Weihnachten, finden nach unserer Einschätzung in der Evangelischen Kirche im Rheinland gut 90 Prozent der Gottesdienste in digitalen Formaten statt.“ Für Präsenzveranstaltungen gebe es zudem strenge Abstands- und Hygieneregeln. Laut der Corona-Schutzverordnung des Landes NRW müssen Religionsgemeinschaften die Teilnehmerzahl begrenzen, den Mindestabstand gewährleisten, auf Gesang verzichten und Kontaktdaten erfassen. Eine medizinische Maske ist ebenfalls Pflicht.

„Ostern ist, wie es der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing heute gesagt hat, das wichtigste Fest für uns und die Gottesdienste sind kein Beiwerk“, betonte Stephan Kronenburg, Sprecher des Bistums Münster, am Dienstag. „Wenn das im zweiten Jahr in Folge nicht möglich sein sollte, würde das für viele Gläubige sehr schmerzhaft sein.“ Zumal sich die strengen Gottesdienstregeln zu Weihnachten laut Hamers bewährt hätten und Präsenz-Veranstaltungen unter diesen Voraussetzungen umsetzbar seien.

Gottesdienste: Gläubige vermissen Präsenz-Veranstaltungen

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„Auftrag der Kirche ist es, für die Seele von Menschen zu sorgen“, sagte Iven. Dazu gehöre auch, Gläubige „die Gemeinschaft untereinander erleben zu lassen“. Viele Kirchenmitglieder würden mit den digitalen Gottesdiensten gut zurechtkommen. „Aber uns erreichen auch Rückmeldungen, dass die Gläubigen die klassische Form des gemeinsamen Feierns und Beisammenseins sehr vermissen.“ Es mache einen großen Unterschied, den Segen über einen Bildschirm oder vor Ort in der Kirchengemeinschaft zu erhalten.

Auch Thomas Klimmek, Sprecher des Erzbistums Köln, betonte den hohen Wert von Präsenz-Gottesdiensten: „Man kann fest davon ausgehen, dass das für viele Menschen aktuell ein großer Einschnitt ist.“ Den Vorstoß von Bund und Ländern wollte Klimmek am Dienstagmittag aber nicht kommentieren. „Nach dem gestern am späten Abend gefassten Beschluss der Bundesregierung werden heute zunächst Gespräche geführt, wir können uns daher jetzt noch nicht dazu äußern.“

Pfarrei St. Vitus bleibt bei Rückkehr zu regulärem Gottesdienst

Die Katholische Kirchengemeinde St. Vitus in Emmerich hat hingegen angekündigt, trotz der Bitte von Bund und Ländern ab Palmsonntag (28. März) zum regulären Präsenz-Gottesdienst zurückzukehren. Die Gemeinde habe ihr Hygienekonzept nochmal verschärft, sagte Pfarrsekretärin Sandra Wolff.

In NRW gibt es allerdings auch Stimmen, die sich für einen Gottesdienst-Verzicht über die Osterfeiertage positionieren. So forderte Thomas Brödenfeld, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Wesel, eine Absage aller Präsenz-Veranstaltungen vom 28. März bis 18. April. Das britische Coronavirus breite sich rasend schnell aus und nutze „jede Nachlässigkeit, die wir ihm bieten“. Aus diesem Grund sei die Bitte der Politik laut Brödenfeld gerechtfertigt.

>>> Jüdischer Landesverband sagt Präsenz-Veranstaltungen ab

Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden Nordrhein hat angekündigt, aus Rücksicht auf seine Gemeindemitglieder auf alle Präsenz-Veranstaltungen zu Pessach verzichten zu wollen. „Die jüdische Tradition lehrt uns, dass der Schutz des Lebens an erster Stelle steht“, sagte Geschäftsführerin Dr. Inna Goudz. Es sei schmerzhaft, die Gläubigen nicht in die Synagoge einladen zu können, „aber es herrscht durchweg Verständnis“. Pessach ist eines der wichtigsten Feste im jüdischen Kalender. Bei dem achttägigen Fest, das in diesem Jahr am 27. März beginnt, wird im Familienkreis an den Auszug aus Ägypten und der Befreiung aus der Sklaverei erinnert.