Kreis Viersen. Im Stadtteil Kaldenkirchen will das Unternehmen künftig pro Tag 430 Lkw-Anhänger auf die Schiene bringen. Baubeginn noch in 2021?

Von der Straße auf die Schiene - und umgekehrt: Seit mehreren Jahren schon verlädt die Firma Cargobeamer in Nettetal-Kaldenkirchen, direkt an der Grenze zu den Niederlanden, ganze LKW-Anhänger nebst Fracht auf Züge nach Norditalien. Künftig soll das automatisiert und im viel größeren Umfang geschehen, in einem 30 Millionen Euro teuren Terminal. "Im Idealfall kann der Baustart bereits gegen Ende dieses Jahres erfolgen", sagte Firmen-Sprecher Tim Krause der Redaktion (5. Februar 2021).

Die Baupläne für das Terminal im Kreis Viersen waren bereits öffentlich ausgelegt gewesen, im Dezember endete die Eingabefrist. "Wir sind positiv gestimmt, das Planfeststellungsverfahren im Laufe der kommenden Monate abzuschließen zu können", erklärte der Sprecher. Derzeit bearbeite man Eingaben der Stadt sowie von Trägern öffentlicher Belange, sprich: Verbänden und Organisationen. "Von Bürgern haben uns keine Hinweise erreicht", so Krause weiter.

Lebensmittel, Autoteile und Konsumgüter

Cargobeamer, ein Unternehmen aus Leipzig, hat ein System für kombinierten Güterverkehr entwickelt, mit eigener Technik und speziellen Waggons. Damit bedient es schon seit 2015 u. a. die Strecke Kaldenkirchen - Domodossola in italienischen Region Piemont. Von den großen Seehäfen Rotterdam und Antwerpen kommende Lkw fahren mit Lebensmitteln, Autoteilen oder Konsumgütern in Kaldenkirchen vor, die Zugmaschinen werden abgekoppelt und die Sattelauflieger auf die Schiene verladen und über die Alpen gebracht.

Die Verladung erfolgt bislang mit sogenannten "Reachstackern" - eine Art Gabelstapler mit Greifarm. Cargobeamer hat nur wenige Mitarbeiter in Kaldenkirchen vor Ort, Tim Krause spricht von "drei oder vier". Im künftigen Terminal sollen die abgestellten Sattelauflieger automatisch und horizontal direkt auf die Waggons geschoben werden. Das erlaubt eine deutliche Steigerung der Frequenz.

Start mit zunächst 30 Mitarbeitern

Mit dem Terminal sei man in der Lage, täglich etwa 6 Zugpaare umzuschlagen statt bisher einem - also sechs ankommende und sechs wieder verlassende Züge: "Dies entspricht etwa 430 umgeschlagenen Sattelaufliegern", erklärte Firmensprecher Krause. Den Autobahnen (hier konkret: A 61 und A 40) erspare man so viel Verkehr. Das Terminal werde nach etwa zehn Monaten Bauzeit fertig gestellt. Cargobeamer plant zunächst mit 30 Mitarbeitern, denkt aber schon an Ausbau.

Perspektivisch will man in Kaldenkirchen zwölf Zugpaare pro Tag abfertigen können. In Domodossola wird auch ein Terminal gebaut, ebenso im französischen Calais. In Deutschland wird das Terminal das erste neben dem Werkbahnhof in Leipzig sein, weitere sollen folgen. "Unsere Wachstumsziele für die kommenden Jahre sind ambitioniert", erklärte Cargobeamer-Sprecher Krause. Der besondere Blick gilt Nordrhein-Westfalen und dem Niederrhein als Logistik-Drehscheibe.

Duisburger Hafen will auch ein automatisiertes Terminal

Überlegungen für ein weiteres automatisiertes Umschlagterminal gibt es bereits für den Duisburger Hafen, wo über die "neue Seidenstraße" wöchentlich 50 bis 60 Züge aus China ankommen, darunter erste Züge mit Cargobeamer-Technik. Hafenbetreiber Duisport und das Leipziger Unternehmen hatten vor gut zwei Wochen mitgeteilt, diese Partnerschaft auszubauen.

Duisport beteiligt sich sogar direkt finanziell an dem Unternehmen Cargobeamer. Eine konkrete Summe wurde öffentlich nicht genannt. Die Umschlagtechnologie von Cargobeamer habe sich "zu wegweisenden Konzept für umweltfreundliche und nachhaltige Verkehrskonzepte entwickelt", lobte Hafen-Chef Erich Staake.