Kreis Viersen. Ein Entwickler will auf dem ehemaligen Militärflughafen in Niederkrüchten-Elmpt einen 150 Hektar großen Logistikpark errichten.

Für die geplanten Gewerbeflächen auf dem Gelände des ehemaligen britischen Militärflughafens in Niederkrüchten-Elmpt zeichnet sich ein Investor ab. Verantwortliche des Kreises Viersen und der Gemeinde Niederkrüchten machten an diesem Montag (26. Oktober 2020) deutlich, dass man "in den nächsten Wochen" mit der Unterzeichnung eines Kaufvertrages rechne.

Auf insgesamt 150 Hektar soll ein "Logistik- und Leichtindustriepark" entstehen mit Potenzíal für 5000 Arbeitsplätze - "konservativ geschätzt", wie Landrat Andreas Coenen (CDU) betonte. Rechne man Zulieferer und Komplementärfirmen hinzu, komme man wohl auf 8500 Arbeitsplätze, meinte der Landrat.

Gelände ist über A 52 angebunden

Das insgesamt sogar 882 Hektar große Gelände der früheren "Javelin Barracks" - von den Briten bis 2001 als Flugplatz genutzt - gilt als eine größten Entwicklungsflächen in Nordrhein-Westfalen. Der Logistik- und Leichtindustriepark soll auf einem Teilgebiet in unmittelbarer Nähe zur A 52 entstehen. Das Areal verfügt damit über eine direkte Anbindung sowohl an die Rhein-Ruhr-Region wie auch in die Niederlande. Als "Leichtindustrie" gilt insbesondere die Konsumgütererzeugung.

Bei der Realisierung wird von einem Zeitraum von zehn Jahren ausgegangen. Verhandelt wird den Angaben zufolge mit einem europaweit tätigen Immobilienentwickler, der einen starken Finanzpartner im Rücken habe. Dieser werde nach Unterzeichnung des Kaufvertrages selbst die Öffentlichkeit suchen, hieß es an diesem Montag. Ein Unternehmensname wurde noch nicht genannt, ebenso gab es keine Angaben zum beabsichtigten Kaufpreis für die Fläche.

Exklusive Gespräche mit dem Immobilienentwickler

Landrat Coenen zeigte sich optimistisch, dass es tatsächlich zur Unterzeichnung kommt: "Der Ball liegt auf dem Elfmeterpunkt - und wir haben gute Schützen." Die Gewerbepark sei eine "Großchance für die Gemeinde, den Kreis und die Region ", und die werde man nutzen. Niederkrüchtens Bürgermeister Karl-Heinz Wassong (parteilos) rechnet mit Zuzug, nicht nur in der Gemeinde selbst. Mit Nachbarkommunen - auch auf niederländischer Seite - sei man im Gespräch über potenzielle Wohnbauflächen.

Der offenbar langfristig interessierte Entwickler hatte sich unter 13 Interessenten aus einem Bieterverfahren mit europaweiter Ausschreibung herausgeschält. Sieben von ihnen hatten ein Angebot abgegeben. Die von Kreis Viersen, der Wirtschaftsförderung des Kreises und der Gemeinde Niederkrüchten eigens für das Flughafengelände gegründete Entwicklungsgellschaft (EGE) verhandelt nun ausschließlich mit diesem einen Flächenentwickler. "Wir haben Exklusivität hergestellt", sagte Landrat Coenen.

Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe nötig

Man habe sich überzeugt, dass dieser Entwickler einen starken Finanzpartner an der Seite habe, um das Projekt wirklich stemmen zu können. Weil die Fläche in Niederkrüchten-Elmpt noch baureif gemacht werden muss und Abrissarbeiten zu tätigen sind, müsse insgesamt von einem Investitionsvolumen in dreistelliger Millionenhöhe ausgegangen werden, sagte Viersens Kreisdirektor Ingo Schabrich, der einer der EGE-Geschäftsführer ist.

Mit Blick auf das notwendige Bebauungsplanverfahren wird von einem Spatenstich ab dem Jahr 2023 ausgegangen. Weil die Gewerbeflächen im Bereich der früheren Kasernengebäude und Offiziershäuser entstehen sollen, werden keine besonderen Probleme mit Altlasten erwartet. Etwa 20 der 150 Hektar sind für Kleinbetriebe vorgesehen. "Mich erreichen schon jetzt ganz viele Anfragen", berichtete Bürgermeister Wassong.

Investor setzt auf nachhaltiges Bauen

Kreis-Wirtschaftsförderer Thomas Jablonski betonte die Bedeutung als Zukunftsbranche. Derzeit zähle die Branche 10.800 Beschäftigte im Kreisgebiet. "Logistik bietet Chancen auch für Arbeitskräfte mit nicht so hohen Bildungsabschlüssen", sagte Ingo Schabrich, der auch Sozialdezernent ist. Er glaubt, dass werde helfen bei der Bewältigung der Corona-Folgen auf dem Arbeitsmarkt.

Das Areal befindet sich derzeit noch in Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), würde an die EGE verkauft, die es dann weiterveräußert. Der als Käufer favorisierte Entwickler setzt den Angaben zufolge auf nachhaltiges Bauen mit besonders energieeffizienten Gebäuden und dem Einsatz von Photovoltaik und Solarthermie. Bei der Gestaltung des Logistikparks soll die besondere Geschichte des Areals eine Rolle spielen.

In der Spitze bis zu 6000 Soldaten in Elmpt

Der frühere britische Militärflughafen war nach dem Zweiten Weltkrieg - wie Weeze - einer von fünf neugebauten Stützpunkten der Royal Air Force (RAF) nahe der niederländische Grenze. In der Spitze waren in Elmpt bis zu 6000 Soldaten stationiert. Der RAF-Stützpunkt war nach der Nachbargemeinde Brüggen benannt, befindet sich aber auf Niederkrüchtener Gebiet. Nach dem Ende des Flugbetriebs nutzte die britische Armee das Areal vor allem noch für Fernmeldeeinheiten.

Im Jahr 2010 gaben die Briten ihren Abzug bekannt, 2015 wurde das Areal schließlich übergeben. Für das gesamte Gelände zeichnen sich unterschiedliche Nutzungen ab, teilweise gibt es sie schon. Ein Golfplatz besteht fort, 250 Hektar wurden als Naturerbe an die Deutsche Bundesstiftung Umwelt übergeben, im Bereich der früheren Rollbahnen sind sieben Windkraftanlagen geplant.