An Rhein und Ruhr. Grüne Fachleute verfassen Agrarpapier. Der Schlüssel zur Lösung vieler Probleme liegt für sie in einer Reduzierung der Tierbestände.
Drei trockene Sommer in Folge, der Preis für Schweinefleisch ist eingebrochen, der für Milch auf dem Niveau von vor 30 Jahren, Kredite für neue Ställe drücken... Die Krise in der Landwirtschaft ist ziemlich umfassend. "Viele Bauern denken darüber nach, ob sie es nicht lieber sein lassen sollen", sagt Norwich Rüße, Agrar-Experte der Grünen im NRW-Landtag, gegenüber der Redaktion (4. Februar 2021).
Mit seinen Parteikolleginnen Anne-Monika Spallek (Sprecherin Bundes-AG Landwirtschaft) und Ophelia Nick (Sprecherin Landes-AG Ländlicher Raum) hat Rüße jetzt das Themenpapier "Für eine bäuerliche Landwirtschaft und gute Tierhaltung" verfasst. Spallek, Nick und Rüße sehen viele Höfe in einer Sackgasse. Der alte Glaube, dass Wachstum helfe, Krisen zu meistern, führe nicht weiter.
"Viele Tiere bedeuten viel Verlust"
Bei Ferkeln etwa machen Bauern derzeit mit jedem Tier Verlust: "Und viele Tiere bedeuten dann viel Verlust", sagte Rüße. Ein Schlüssel liegt für ihn und seine Mitautorinnen in einer Reduzierung der Tierbestände, die Landwirtschaft müsse sich von ihrer Orientierung auf den Weltmarkt weitgehend lösen. "Eines unserer Hauptprobleme sind viel zu volle Märkte", ist der Grünen-Experte überzeugt.
Nach Vorstellung von Spallek, Nick und Rüße sollen Corona-Hilfen für einen Umbau der Landwirtschaft genutzt werden. Regionale Produktion, Verarbeitung und Vermarktung müssten massiv gefördert werden. Mit den Geldern als Ausgleichszahlungen solle aber auch die Verkleinerung der Tierbestände vorangetrieben werden - so wie von der sogenannten Borchert-Kommission vorgesehen, aber bisher kaum umgesetzt.
NRW-Weidetierprämie deutlich erhöhen
Die umgehende Umsetzung der Haltungsstufe 2 in den Ställe (47 % mehr Platz) werde das Angebot an Schlachtschweinen um bis zu 32 % reduzieren: "Das würde die Märkte sehr entlasten", meinte Rüße, der selbst Landwirt im Münsterland ist. Auch die Zahl der Milchkühe müsse reduziert werden. Den Grünen schwebt eine deutliche Aufstockung der NRW-Weideprämie vor (derzeit 50 Euro). Sie müsse entbürokratisiert und degressiv gestaltet werden - "damit auch kleine Betriebe etwas davon haben".