An Rhein und Ruhr. Der “Schweine-Stau“ an Schlachthöfen baut sich langsam ab. Exportbeschränkungen infolge der Tierseuche ASP sorgen für neue Probleme.

Der durch Einschränkungen in der Corona-Pandemie bedingte "Schweine-Stau" löst sich bundesweit nur langsam auf. Für Nordrhein-Westfalen meldet das Umweltministerium in Düsseldorf: An allen großen Schlachthöfen wird "fast wieder zu 100%" geschlachtet.

"Aktuell werden bevorzugt schwergewichtige Schweine geschlachtet", erklärte ein Sprecher auf Nachfrage der Redaktion (13. Januar 2021). Zudem könne durch höhere Schlachtzahlen von Sauen und verringerte Ferkelimporte davon ausgegangen werden, dass das Angebot schlachtreifer Schweine kontinuierlich sinken werde.

In der Spitze stauten sich 700.000 Tiere

Derzeit ist es noch beträchtlich: Laut Interessensgemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V. (ISN) hatte es kurz vor Weihnachten bundesweit noch einen Überhang von 640.000 Tieren gegeben, die eigentlich schon zur Schlachtung vorgesehen sind, aber noch in den Ställen warten, während neue nachrücken.

Bedingt durch Feiertage und Jahreswechsel dürfte sich an diesem Überhang in der Summe bislang wenig verändert haben. Einige Wochen zuvor hatte der Überhang allerdings noch in der Spitze bei 700.000 Tieren gelegen. Der NRW-Anteil an der Schweinehaltung bundesweit liegt bei rund einem Viertel (27%).

Fortlaufende Testung an Schlachthöfen

Entstanden war der "Schweine-Stau" durch Arbeitseinschränkungen und zeitweilige Betriebsausfälle auf Schlachthöfen infolge von Corona-Ausbrüchen. "Wenn jetzt keine neuen Infektionsfälle im Schlacht- und Zerlegebereich auftreten, wird ein weiterer kontinuierlicher Abbau erfolgen", zeigte sich der Ministeriumssprecher überzeugt. In NRW zeigten verschiedene Maßnahmen Wirkung.

So habe das Gesundheitsministerium eine fortdauernde Testung der Schlachthof-Mitarbeiter durchgesetzt; auf Antrag würden Ausnahmen für Sonntags- und Feiertagsarbeit bewilligt, Nachtschichten können flexibler genutzt werden. Zugleich entspanne sich die Lage bei den schweinehaltenden Betrieben - etwa weil energiereduziert gefüttert und Stallalternativen genutzt werden.

Keine Verwendung für Köpfe und Pfoten

Allerdings sorgen die durch die Afrikanische Schweinepest im Wildschweinbestand hervorgerufenen Exporteinschränkungen für neue Probleme: Sie betreffen vor allem Schlachtnebenerzeugnisse wie Köpfe, Ohren, Pfoten und Innereien, die in Deutschland kaum, nicht (oder nicht mehr) auf dem Teller landen.

Aus Sicht des NRW-Umweltministeriums steht fest: Die bisher eng durchgetaktete Fleischerzeugung müsse auf lange Sicht flexibler werden, Schritt für Schritt - "damit Krisenzeiten ohne Einschränkungen erforderlicher Schlachtkapazitäten überwunden werden können", so der Sprecher.

Mehr Platz in den Ställen, Schlachthöfe in den Regionen

Mehr Flexibilität in den Ställen sei nötig (sprich: mehr Platz) - und eine regionalisierte Schlachthofstruktur. Für den Umbau der Tierhaltung in der Landwirtschaft hatte das Ministerium im vergangenen Jahr eine "Nutztierstrategie" vorgelegt.