Am Niederrhein. Als in Dinslaken am Samstag ein Wildschwein in ein Kaufhaus eindrang, reagierten Kunden richtig. Vorfälle in Städten kommen immer mal wieder vor.

Ein Wildschwein hat am vergangenen Samstag (28. November 2020) in einem Woolworth-Kaufhaus in Dinslaken für Aufregung gesorgt. Kunden retteten sich auf Tische und Stühle; laut Polizei entstand „erheblicher Sachschaden“, als das stattliche Tier in den Geschäftsräumen kraftvoll seine Runde drehte. Menschen wurden nicht verletzt.

Der Spuk war nach einiger Zeit vorbei, das Wildschwein trollte sich. Es wurde draußen noch auf Straßen und Parkplätzen von Passanten gesichtet, ehe es wohl im anderthalb Kilometer entfernten Wald verschwand . Die Polizei vermutet, dass das Schwein in die Geschäftsräume eingedrungen war, weil es sein Spiegelbild in der gläsernen Eingangstüre entdeckt hatte - das Antlitz eines vermeintlichen „Konkurrenten“? Mehrfach soll das Wildschwein gegen die Türe gedonnert sein.

„Üblicherweise bleiben Wildschweine in ihren Bereichen“

Die Menschen im Ladeninnern haben jedenfalls wohl getan, sich in Sicherheit zu bringen. „Wildschweine sind wehrhafte Tiere“, sagt Andreas Schneider vom Landesjagdverband auf Nachfrage der Redaktion. Ausgewachsene Wildschweine bringen 100 bis 150 Kilo auf die Waage. Aus Berlin gibt es immer wieder Meldungen; in NRW komme es nicht oft vor , dass Wildschweine direkt in Siedlungsgebiete vordringen: „Üblicherweise bleiben sie in ihren Bereichen.“

Ein Wildschwein sorgte in einer Woolworth-Filiale in Dinslaken für Aufregung. (Symbolbild)
Ein Wildschwein sorgte in einer Woolworth-Filiale in Dinslaken für Aufregung. (Symbolbild) © dpa | Lino Mirgeler

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Manchmal passiert aber eben doch. Im Januar dieses Jahres etwa verwüstete eine Rotte ein Wohnzimmer im ostwestfälischen Bad Salzuflen. Im Frühjahr ärgerten sich Bürger in Wuppertal über von Wildschweinen umgegrabene Gärten. Und in Bad Honnef bei Bonn pflügten die Tiere auf der Suche nach Nahrung Sportplätze und Friedhöfe um.

In Wäldern und auf Feldern finden Wildschweine reichlich Futter

Unabhängig von diesen konkreten Fällen, sondern ganz grundsätzlich rät Andreas Schneider vom Landesjagdverband, keine Speisereste wie Kotelettknochen auf Komposthaufen oder in offenen Papierkörben zu entsorgen: „So etwas kann die Tiere anlocken.“

Wildschweine gelten als Gewinner des Klimawandels und haben sich in sich in NRW ausgebreitet. Sie vermehren sich stärker als noch vor einigen Jahren. Angesichts häufiger „Mastjahre“ in den Wäldern mit Massen von Bucheckern und Eicheln ist der Tisch für sie üppig gedeckt; auch in der Landwirtschaft finden die Tiere auf großen Maisfeldern reichlich Nahrung.

Rund 65.000 Wildschweine im Jagdjahr 2019/2020 erlegt

Mit Blick auf die drohende Afrikanische Schweinepest (ASP) , die durch Wildschweine übertragen wird, hat das NRW-Umweltministerium die Jagd auf die Tiere erleichtert. Ziel ist es, den Bestand kurz zu halten. Im abgelaufenen Jagdjahr erlegten Jäger in NRW rund 65.000 Wildschweine. Die Wildschweinjagd befinde sich damit „auf Rekordniveau“, sagt Andreas Schneider vom Landesjagdverband.