Am Niederrhein. Kreis-Politiker wollen, dass der Kies-Abbau am Niederrhein “maßvoll“ bleibt. NRW-Landesregierung soll einen Dialogprozess einleiten.

Umweltschützer begrüßen, dass der Kreis Viersen auf eine Begrenzung des Kiesabbaus in der Region drängt. "Der Hunger der Kiesindustrie auf neue Abgrabungsflächen am Niederrhein hält unvermindert an, der aktuelle Landesentwicklungsplan leistet dem Vorschub", klagte die Landesvorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu), Heide Naderer, gegenüber der Redaktion (31. Oktober 2020).

Es sei gut, dass der Kreis Viersen "die Notbremse zieht": "Der ungehinderte Flächenverbrauch muss endlich gestoppt werden", forderte Naderer. Der Landesentwicklungsplan ignoriere die Bedürfnisse der Menschen vor Ort und begünstige die "weitere Zerstörung von Natur, wertvoller niederrheinischer Kulturlandschaft und landwirtschaftlicher Fläche", so die Nabu-Vorsitzende.

Landesregierung soll Beteiligte an einen Tisch holen

Man stelle sich nicht generell gegen Kiesförderung: "Aber der Abbau muss maßvoll bleiben und Rücksicht auf unsere niederrheinische Kulturlandschaft und kommende Generationen nehmen“, betonte Viersens Landrat Andreas Coenen (CDU). Der Kreistag hatte Donnerstag einen Forderungskatalog verabschiedet., für den sich örtliche Initiativen stark gemacht hatten. Im Zentrum steht der Ruf nach einem generationenübergreifenden Gesamtkonzept für den Kies-, Sand- und Tonabbau in Nordrhein-Westfalen. Der Abbau müsse sich künftig an konkreten örtlichen Bedarfen orientieren und Fördermengen reduziert werden.

Zudem solle eine finanzielle Abgabe für die Entnahme eingeführt werden - der "Kies-Euro" zugunsten von Naturschutzprojekten vor Ort. Die Kreis-Viersener Politiker wollen, dass die NRW-Landesregierung betroffene Kreise, Städte und Gemeinden, sowie Rohstoffindustrie, Landwirte, Bürgerinitiativen und Wasserwirtschaft an einen Tisch holt: "Wir möchten, dass das Land einen breit angelegten und vor allem dialogorientierten Beteiligungsprozess ermöglich", erklärte Landrat Coenen.

BUND: "Landesentwicklungsplan handwerklich miserabel"

"Der Viersener Landrat ist einer der wenigen in der CDU, die noch verantwortungsbewusst und vorausschauend Politik machen", meinte Holger Sticht, Landesvorsitzender des Umweltverbandes BUND. Die Landesregierung unter Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) gehöre eindeutig nicht dazu, so Sticht weiter.

"Der Landesentwicklungsplan ist nicht nur zukunftsunverträglich, er ist auch handwerklich miserabel gemacht", schimpfte Sticht. BUND und Kreis Viersen haben - unabhängig voneinander - Klagen gegen den Plan eingereicht. Der Kreis verlangt wie der Kreis Wesel eine Rücknahme der Verlängerung der Versorgungszeiträume für Lockergesteine.

Aktionsbündnis fordert: Abbauflächen reduzieren

Auch das Aktionsbündnis "Niederrheinappell", das vielfältige kies-kritische Initiativen und Gruppen versammelt, begrüßte den Forderungskatalog ausdrücklich. "Wer einen maßvollen Kiesabbau möchte, muss die abzubauenden Flächen reduzieren", erklärte Sprecherin Simone Spiegels.

Es gelte, Vorsorgezeiträume im Landesentwicklungsplan zurückzunehmen, die Bedarfsplanung neu zu regeln und das strikte Abgrabungsverbot in Wasserschutzzonen im Landeswassergesetz nicht wie geplant zu streichen: "Alle diese Punkte liegen im Handlungsspielraum der Landesregierung", erklärte Spiegels.