Rheinberg. Der Schwarze Adler in Rheinberg wird von einer Genossenschaft betrieben. Nur durch ihren Einsatz gibt es den bekannten Gastronomiebetrieb noch.

Die Gaststätte Schwarzer Adler in Vierbaum ist schon seit Jahrzehnten eine bekannte Adresse. Vor allem für kulturbegeisterte Menschen, die gerne Kabarett, Kunst oder Musik genießen. Einige der Großen der Zunft – von Herbert Knebel über Helge Schneider und Jürgen Becker bis hin zu Blues-Gitarrist Joe Bonamassa, heute ein Garant für gefüllte Konzerthallen, standen auf der Bühne der Kulturkneipe. Trotzdem hätte diese beinahe schließen müssen. Denn mit 70 Jahren wollte Vorbesitzer Ernst Barten kürzer treten und den Schwarzen Adler nicht mehr betreiben, für dessen Erfolg er mit Ehefrau Luise Theile gesorgt hatte. Da auch Tochter Franka das Geschäft nicht allein weiterführen wollte, wurde ein Nachfolger gesucht.

Genossenschaft zur Rettung

Das gestaltete sich allerdings schwierig. „Es musste etwas geschehen, damit der Schwarze Adler erhalten bleiben kann“, sagt Fritz Wagener. Mit den beiden anderen Adler-Stammgästen Werner Susmann und Marco Nöchel entwickelt er die Idee, eine Genossenschaft zu gründen. „Ich hatte von einem Bekannten viel darüber gehört und so kam es zu dieser Idee“, berichtet Wagener. Und dieser Weg ist nicht unbedingt leicht. Denn Genossenschaften werden gründlich geprüft, müssen schon vor Gründung ein Konzept vorlegen, das ihre Wirtschaftlichkeit belegt. Den Gründern gefiel allerdings das demokratische Prinzip dahinter. „Egal wie viele Anteile jemand besitzt, auf der Versammlung hat jeder nur eine Stimme“, erklärt Fritz Wagener. Und so gründeten sie am 30. September 2019 die Schwarzer Adler Vierbaum eG, wie die Genossenschaft offiziell heißt.

Schon bei der ersten Veranstaltung zur Entwicklung der Idee, war das Interesse groß. „Es kamen so viele Menschen, dass sie nicht in den Saal passten“, erzählt Wagener. Und so fanden sich mehr als 250 Menschen dazu bereit, Anteile an der Genossenschaft zu zeichnen – zu einem Preis von 1000 Euro pro Stück. Und mittlerweile gibt es 300 Genossen. Darunter prominente Unterstützer wie Kabarettist Herbert Knebel oder Gitarrist Ozzy Ostermann. Die übrige Finanzierung des Geschäftsmodells erledigte ein Kredit der Volksbank. „Wir haben so insgesamt 650.000 Euro Kapital“, erklärt Wagener. Viel davon floss in den Erwerb der Kultkneipe. „Wir haben quasi den laufenden Betrieb übernommen. Ernst Barten hat noch die Silvesterparty gegeben und ab 1. Januar waren wir da.“ Seither gab es umfangreiche Renovierungsarbeiten – von einer renovierten Küche bis zu neuen technischen Anlagen für den Betrieb.

„Luftkurort“ Schwarzer Adler

Der Anlass für die neuesten Investitionen ist allerdings Corona. Die Genossenschaft hat zu den bestehenden Belüftungsanlagen drei Luftreiniger mit Hepa-14-Filtern angeschafft, die 99,995 Prozent von Pollen, Keimen und Viren aus der Luft holen. „Der Schwarze Adler ist jetzt quasi ein Luftkurort“, scherzt Fritz Wagener. Für Menschen, die sich wegen Corona sorgen, könnte das auf jeden Fall eine kleine Beruhigung sein. Aus dem gleichen Grund soll der Biergarten winterfest werden. Dazu wollen die Genossen Infrarotstrahler installieren, um zu ermöglichen, dass bei kühleren Temperaturen Gäste im Außenbereich sitzen können.

Fritz Wagener, Vorstand der Schwarzer Adler Genossenschaft im Biergarten der Kultkneipe, den die Genossen winterfest machen wollen.
Fritz Wagener, Vorstand der Schwarzer Adler Genossenschaft im Biergarten der Kultkneipe, den die Genossen winterfest machen wollen. © NRZ | Florian Langhoff

Die Kultkneipe wird dabei wie ein Wirtschaftsunternehmen betrieben, wie es sich für eine Genossenschaft gehört – selbst wenn die ursprüngliche Idee eine idealistische war. Wenn der Laden entsprechende Gewinne erwirtschaftet, könnte es auch eine Rendite für die Genossen geben – Rückvergütung heißt das im Fachjargon. „Darauf kam es natürlich den meisten nicht an“, sagt Fritz Wagener. Trotzdem ist somit die Investition in die Rettung des Schwarzen Adlers mehr als eine großzügige Spende – nämlich eine Sachanlage. Denn die Genossen sind gleichzeitig Miteigentümer des Betriebes. Der hat, wie für eine Genossenschaft normal – aber für eine Kneipe eher ungewöhnlich – neben einem Vorstand auch einen Aufsichtsrat. Und das Personal besteht nicht aus Ehrenamtlern, sondern aus Angestellten – wozu ein eigener Koch samt Küchenteam gehören. „Viele Menschen kommen gezielt wegen des Essens zu uns“, sagt Wegener. Die Auswahl auf der Speisekarte ist groß. Von Currywurst und Burger über Fischgerichte und Speise mit mediterranem Touch bis zum Filetsteak vom Weiderind ist für jeden Geschmack etwas zu bekommen.

Nur eins ist im Schwarzen Adler nicht in der Hand der Genossenschaft. Das Kulturprogramm. Um das kümmert sich – wie schon seit mehr als 30 Jahren – Ernst Barten. Nicht mehr als Chef im Haus, sondern als Vorsitzender des Vereins Kulturinitiative Schwarzer Adler. Allerdings, ebenfalls wegen Corona, derzeit in abgeschwächter Form. „Er ist noch immer für die Buchungen und die gesamte Abwicklung zuständig und möchte das auch im kommenden Jahr noch weiter machen“, sagt Fritz Wagener. Für ein ansprechendes Kulturprogramm im Schwarzen Adler soll also auch in Zukunft gesorgt werden.

Weitere Genossen und die Geschichte des Schwarzen Adlers

Ein Beitritt zur Genossenschaft ist, durch die Zeichnung eines Anteils im Wert von 1000 Euro, auch weiterhin möglich – und erwünscht.

Der Schwarze Adler existiert seit mehr als 200 Jahren – zuerst als Postkutschenstation und dann als typische Dorfkneipe. Ernst Bartens Eltern kauften den Gastronomiebetrieb in den 50er-Jahren.

1980 verhinderte Ernst Barten den geplanten Abriss des Schwarzen Adlers, indem er dafür sorgte, dass das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wurde. 1982 startete er mit seinem neuen Konzept: Blues, häufig mit Künstlern aus aller Welt, und dazu Kabarett in der Kneipe.

Mehr Informationen zu Betrieb und Kulturprogramm unter www.schwarzer-adler.de im Netz.