Düsseldorf/Köln. Die Karnevalsession in NRW fällt wegen der Corona-Krise zu großen Teilen aus. Umzüge werden abgesagt. Das ist das Ergebnis des Karnevals-Gipfels.

  • Vier Festkomitees und der Bund Deutscher Karneval haben sich am Freitag mit Vertretern der NRW-Landesregierung zu einem Karnevals-Gipfel getroffen.
  • Die großen Karnevalszüge werden in dieser Session ausfallen.Karnevalsbälle oder das Feiern auf der Straße nicht möglich sein.
  • Lediglich sogenannte „karnevalistische Kulturveranstaltungen“ sollen unter strengen Auflagen stattfinden können.

Die Karnevalssession 2020/21 in Nordrhein-Westfalen fällt der Corona-Pandemie zu großen Teilen zum Opfer. Die vier großen Karnevals-Komitees der Städte Düsseldorf, Köln, Bonn und Aachen verständigten sich am Freitag bei einem „Karnevals-Gipfel“ mit der Landesregierung in Düsseldorf auf eine weitgehende Reduzierung der Brauchtumsveranstaltungen in diesem Herbst und Winter. Große Umzüge wie der Rosenmontagszug in Düsseldorf werden demnach nicht stattfinden.

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Auch Karnevalsbälle oder der typische Straßenkarneval werden auf Grund der Corona-Schutzverordnung des Landes NRW nicht möglich sein. Lediglich sogenannte „karnevalistische Kulturveranstaltungen“ sollen unter strengen Auflagen stattfinden können. Eine Sprecherin des Festkomitees Kölner Karneval erläuterte, darunter müsse man sich Veranstaltungen mit etwa 100 bis 150 Teilnehmern vorstellen.

„Wir haben in den vergangenen Wochen alle Möglichkeiten durchgespielt und sind leider zu dem Schluss gekommen, dass nach derzeitigem Stand nur eine klare Absage an geselligen Veranstaltungen wie Sitzungen, Bällen, Partys und Umzügen erfolgen kann“, sagte Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, am Freitag nach den Beratungen.

Karnevals-Gipfel Düsseldorf: Karnevalszüge in NRW fallen aus

„Gesellige Karnevalsveranstaltungen“ seien in diesem Jahr „nicht möglich“, sagte der nordrhein-westfälische Staatskanzleichef Nathanael Liminski. Er rief die Karnevalisten auf, in diesem Jahr „zu Hause im kleinen Kreis“ zu feiern: „Fahrt an den tollen Tagen nicht in die Karnevalshochburgen“, appellierte Liminski. Es müsse verhindert werden, dass der Karneval zu einem Infektionsherd werde. Man müsse jedem sagen: „Das ist nicht der Karneval, den er in früheren Jahren so erlebt hat.“

Liminski verwies auf die geltenden Corona-Schutzbestimmungen: Für den Karneval könne hier „keine Ausnahme gemacht werden“, sagte er. „Das gilt auch für den Straßenkarneval - ein Umzug fällt unter das Verbot von Straßenfesten.“

Für die Karnevalisten stehe „Gesundheit an erster Stelle“, sagte Kuckelkorn. „Es kann kein Feiern um jeden Preis geben.“ Den Karnevalisten verlange diese Saison „viel Kreativität“ ab, sagte Kuckelkorn. Es gehe nun darum, den „kleinen Rahmen zu nutzen, der uns bleibt“.

Die Landesregierung will das Karnevalsbrauchtum finanziell unterstützen. An wen das Geld genau gehen soll und zu welchen Bedingungen, führte Liminski nicht aus. Die weitgehende Absage des Karnevals bedeutet für die närrischen Hochburgen massive wirtschaftliche Einbußen. Einer 2019 veröffentlichten Studie zufolge liegt der geschätzte karnevalsbedingte Umsatz allein in Köln bei etwa 631 Millionen Euro. Nach der Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) sind in Köln rund 6500 Arbeitsplätze vom Karneval abhängig. Vor allem das Gastgewerbe profitiert von den Narren.

Karnevalsvereine fordern Rechtssicherheit vom Land

Die Chefs der Karnevalshochburgen in Köln, Bonn, Aachen und Düsseldorf hatten sich schon im Vorfeld mit dem Ziel zusammengetan, die Absage des Karnevals erreichen. Das berichtete der WDR am Mittag,

Der Präsident des Bundes Deutscher Karneval, Klaus-Ludwig Fess, betonte vor dem Start des Karnevals-Gipfels gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass er eine offizielle Absage von karnevalistischen Großveranstaltungen durch die Regierung im ersten Quartal begrüßen würde. So gäbe es für alle Karnevalsvereine in NRW - also nicht nur die in den großen Städten - eine Rechtssicherheit.

Auch Dirk Bonkhoff, Präsident des Landesverbands Rechter Niederrhein im Bund Deutscher Karneval, betonte im Gespräch mit dieser Redaktion: „Ohne klare Vorgaben gibt es ein massives finanzielles Risiko für die Vereine.“ Viele Vereine hätten keine großen finanziellen Rücklagen und Sitzungen seien unter Coronaschutzbedingungen mit weniger Publikum kaum oder gar nicht finanzierbar, so Bonkhoff.

Jacques Tilly hält Pauschalabsage für "unangebracht"

Bei einer kompletten Absage der Session seien aber noch deutlich mehr als nur die Vereine betroffen, erinnert der Karnevalist. So würden etwa Künstler und Kostümverleiher einen wichtigen Teil ihrer Einnahmen verlieren, auch viele Gastronomen, die sonst vom Karneval profitiert haben, würden leer ausgehen.

Der bekannte Düsseldorfer Karnevalswagenbauer Jacques Tilly hielt eine Pauschalabsage des gesamten Karnevals im Vorfeld der Beratungen in der Staatskanzlei für „unangebracht“, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion sagte. Er ist der Meinung, dass zumindest für die Veranstaltungen, die unter freiem Himmel stattfinden, Kompromisslösungen gefunden werden sollten. „Wir dürfen uns durch Corona nicht lebendig begraben lassen.“ Trotzdem würde er die Entscheidungen der Veranstalter respektieren, wenn sie sich für eine Absage aussprechen würden: „Die Komitees wissen schon, was sie tun.“

Absage bedeutet massive wirtschaftliche Einbußen für Hochburgen

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Die neue Linie der Karnevalisten kam einer Kursänderung gleich: Sie hatten dem Gesundheitsamt ein detailliertes Konzept vorgelegt, das bei dem Treffen in der Staatskanzlei besprochen werden sollte. Das Konzept enthalte verschiedene Handlungsempfehlungen zur Sessionseröffnung und einem möglichen Sitzungskarneval, hatte Hans-Jürgen Tillmann, Geschäftsführer des Comitees Düsseldorfer Carneval im Vorfeld erklärt.

Die umfangreichen Absagen bedeuten für die Karnevalshochburgen massive wirtschaftliche Einbußen. Einer 2019 veröffentlichten Studie zufolge liegt der geschätzte karnevalsbedingte Umsatz allein in Köln bei etwa 631 Millionen Euro. Nach der Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) sind in Köln rund 6500 Arbeitsplätze vom Karneval abhängig. Vor allem das Gastgewerbe profitiert von den Narren. (mit afp und dpa )