An Rhein und Ruhr. Corona erschwert auch den Wahlkampf. Die Parteien setzen daher noch stärker als zuvor auf die sozialen Netzwerke, um Wähler zu erreichen.

Veranstaltungen mit den Kandidaten, Wahlkampfstände, Begegnungen mit Wählern. Die Corona-Pandemie schränkt die Parteien bei ihrem Kommunalwahlkampf ein. Teilweise wird deswegen der Wahlkampf stärker über soziale Medien ausgetragen. „Durch die Pandemie wird letztlich nur ein Trend verstärkt, der bereits vorher feststellbar war: Die Zunahme von digitalen Wahlkampfmitteln“, erklärt Parteienforscherin Dr. Isabelle Borucki, die an der NRW School of Governance der Universität Duisburg-Essen forscht und lehrt. „Ich habe schon vor Corona gesagt, wir sollten 100 Prozent unseres Budgets für den digitalen Wahlkampf ausgeben“, sagt René Schneider. Der Vorsitzende des Weseler Kreisverbandes der SPD ist davon überzeugt, dass der Wahlkampf der Zukunft vor allem digital funktioniert. „Durch die Pandemie sind die sozialen Medien als Kanäle noch wichtiger geworden“, sagt er.

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In der Landesgeschäftsstelle der Grünen in hat man den digitalen Bereich des Wahlkampfes ebenfalls schon länger im Blick. „Wir haben einen starken Fokus darauf gelegt, unsere Ortsverbände in dem Bereich zu schulen“, erzählt Volontärin Pia Lorenz. Im März haben die Grünen ein Online-Camp veranstaltet, bei dem der Fokus auf der Präsentation in den Sozialen Medien lag. „Wir hatten ein Angebot, das sich sowohl an Einsteiger als auch an erfahrene Nutzer richtete“, erklärt Nicolas Dombeck, Referent für Online-Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Der Landesverband der Grünen unterstützt die Mitglieder vor Ort mit einer Rahmenkampagne im Wahlkampf – genau wie CDU und SPD. „Es kommt allerdings immer darauf an, dass man vor Ort die richtigen Themen anspricht“, sagt Pressesprecher Oliver Koch. Deswegen agieren die Ortsverbände der Parteien im Wesentlichen eigenständig.

Plattform-Auswahl je nach Partei und Zielgruppe

Was den Wahlkampf im Internet angeht, so ist dieser mittlerweile meist maßgeschneidert. Alles wird an die Kandidaten angepasst. Und an die Zielgruppe. Hier sind die Parteien auf unterschiedlichen Kanälen aktiv. „Die AfD ist hauptsächlich auf Facebook vertreten, die Grünen auf Instagram, dicht gefolgt von der Union, während die SPD vor allem auf Twitter und Youtube unterwegs ist. Spitzenreiter auf Youtube sind die Grünen“, erklärt Dr. Isabelle Borucki. Dabei geht der Trend dahin, Kampagnen digital und analog gemeinsam zu planen und auszuführen, stellt die Parteienforscherin fest. So macht es zum Beispiel die SPD im Kreis Wese l . Hier hat man eine Agentur damit beauftragt, die Werbung zu erstellen. So gibt es ein Video zu sehen, indem Landratskandidat Peter Paic einen übergroßen „Packen wir’s an“-Schriftzug zu meißeln scheint. Und viele Motive, die sich in den Youtube-Videos der Partei finden, können Wähler auf den Wahlplakaten entdecken.

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Und die Parteien trumpfen mit verschiedenen Themen auf. „Unsere Beiträge zur Bewerbung der Briefwahl sind überdurchschnittlich gut gelaufen“, erklärt Henrik Bröckelmann, Referent für Kommunikation und Medien der CDU in NRW. „Auch Beiträge zu den Kernthemen der CDU erreichen hohe Reichweiten“, sagt er weiter. Bei den Grünen hat man auf Instagram mit Beiträgen zu den Schulabschlüssen in NRW gepunktet. Die SPD im Kreis Wesel hat vor allem mit ihren regionalen Themen viele Reaktionen bekommen.

Positive und negative Effekte des Wahlkampfs im Internet

Apropos Reaktionen: Dass die im Internet oft harscher ausfallen, als im direkten Kontakt am Wahlkampfstand ist eine Erfahrung, die man bei allen Parteien teilt. Und im Extremfall wird auch mal gelöscht, statt mit „Trollen“ eine, am Ende sinnbefreite, Diskussion zu führen. „Sachliche Kritik nehmen wir gerne entgegen“, sagt Henrik Bröckelmann von der CDU.

Über die positiven Effekte der Internet-Kommunikation freut man sich. „Es gibt viele Menschen, die uns direkt Fragen stellen und darauf fokussieren wir uns“, berichtet Nicolas Dombeck von den Grünen. „Außerdem kann man viele Inhalte und Formate testen und deren Erfolg messen“, sagt er. Am Ende ist auch im digitalen Raum die Interaktion zwischen den Menschen das Wichtigste.