An Rhein und Ruhr. Umweltverbände sammeln Unterschriften für ihre Volksinitiative. “Das Interesse ist enorm“, berichtet BUND-Landesvorsitzender Holger Sticht.

Ihr Logo ist die Wildbiene, die einen Stift in den Farben des Bundeslandes in der Hand hält: In Nordrhein-Westfalen läuft in diesen Tagen die Unterschriftensammlung für die Volksinitiative Artenvielfalt an. Die großen Umweltverbände verteilen Sammellisten, ehrenamtliche Helfer werden mit Material für Infostände versorgt. "Das Interesse ist enorm, wir kommen kaum nach", berichtet BUND-Vorsitzender Holger Sticht an diesem Freitag (31. Juli 2020) gegenüber der Redaktion.

In der Rhein-Ruhr-Region werden an diesem Wochenende an mehreren Stellen Unterschriften gesammelt - zum Beispiel am Sonntag, ab elf Uhr "Tag der offenen Tür" in der NABU-Naturarena in Wesel-Bislich. Aktive vom BUND sind am gleichen Tag am Arboretum in Hamminkeln. Bereits am Samstag sammeln auch die Grünen auf dem Markt in Kevelaer und BUND-Aktive auf dem Averdunkplatz in der Duisburger Innenstadt (11 bis 14 Uhr).

Mindestens 66.000 Unterschriften nötig

Die Volksinitiative läuft bis zum Sommer 2021: Mindestens 66.000 Unterschriften brauchen Naturschutzbund (Nabu), BUND und die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) bis dahin, damit sich der Landtag in Düsseldorf mit ihren Forderungen etwa zur Reduktion des Flächenverbrauchs und zu Biotopverbünden beschäftigt.

Viele Tier- und Pflanzenarten in Nordrhein-Westfalen bedroht

Hirschkäfer gibt es zum Beispiel im Diersfordter Wald bei Wesel. Die stark gefährdeten Käfer lieben alte Eichenwälder, brauchen viel Totholz. Mehr Wälder sollten sich selbst überlassen werden, fordern die Naturschutzverbände.
Hirschkäfer gibt es zum Beispiel im Diersfordter Wald bei Wesel. Die stark gefährdeten Käfer lieben alte Eichenwälder, brauchen viel Totholz. Mehr Wälder sollten sich selbst überlassen werden, fordern die Naturschutzverbände. © Imago | Eric Baccega
Dramatisch sind die Rückgänge bei Feldvögeln: Beim Kiebitz ist der Bestand binnen 25 Jahren um 90% zurückgegangen auf jetzt weniger als 6000 Brutpaare in NRW, berichtet Birgit Königs vom Nabu. In der NRW-Volksinitiative wird ein Ausbau der naturverträglichen Landwirtschaft gefordert.
Dramatisch sind die Rückgänge bei Feldvögeln: Beim Kiebitz ist der Bestand binnen 25 Jahren um 90% zurückgegangen auf jetzt weniger als 6000 Brutpaare in NRW, berichtet Birgit Königs vom Nabu. In der NRW-Volksinitiative wird ein Ausbau der naturverträglichen Landwirtschaft gefordert. © Nabu | Nabu
Schmetterling des Jahres 2020: Der Grüne Zipfelfalter ist eigentlich anspruchslos, aber auch in NRW stark gefährdet. Er liebt lichte Wälder sowie die Waldmäntel an Wäldern und Heiden. Pestizid- und Düngeeinträge müssten verringert werden:
Schmetterling des Jahres 2020: Der Grüne Zipfelfalter ist eigentlich anspruchslos, aber auch in NRW stark gefährdet. Er liebt lichte Wälder sowie die Waldmäntel an Wäldern und Heiden. Pestizid- und Düngeeinträge müssten verringert werden: "Und wir brauchen ein Aufforstungsverbot für Naturschutzgebiete", sagt Holger Sticht vom BUND. © BUND | W. Schön
Die Speer-Azurjungfer ist
Die Speer-Azurjungfer ist "Libelle des Jahres 2020". Sie kommt in Moorgebieten vor, ist aber in NRW fast ausgestorben. "Wir haben zu wenige Moore unter Schutz gestellt", sagt Holger Sticht vom BUND. Zum Teil seien die Schutzgebiete auch in einem schlechten Zustand. © BUND | Michael Post / GdO
Ein Gartenschläfer: Für diese Art weist die Rote Liste eine Gefährdung unbekannten Unmaßes aus.
Ein Gartenschläfer: Für diese Art weist die Rote Liste eine Gefährdung unbekannten Unmaßes aus. "Gartenschläfer ernähren sich unter anderem von Insekten, das Insektensterben dürfte hier eine Rolle spielen", sagt Holger Sticht. Grünflächen in Stadt und Vorstadt müssten stärker nach Bioversitätskriterien gepflegt werden © BUND NRW | Pröhl, fokus-natur.de
Die gefährdeten Kreuzkröten bewohnen Binnendünen und Flussauen, ersatzweise Kiesgruben und Industriebrachen. Biotopverbünde und eine Begreenzung des Flächenverbrauchs würden ihnen helfen, sagen die Naturschützer.
Die gefährdeten Kreuzkröten bewohnen Binnendünen und Flussauen, ersatzweise Kiesgruben und Industriebrachen. Biotopverbünde und eine Begreenzung des Flächenverbrauchs würden ihnen helfen, sagen die Naturschützer. © Funke Foto Services | Volker Herold
83% der Orchideen-Arten in NRW sind gefährdet - auch das Breitblätterige Knabenkraut (Foto), das auf Feuchtwiesen beheimatet ist. Viele Standorte seien überdüngt oder entwässert worden, klagt Holger Sticht vom BUND. Eine Wiedervernässung würde helfen, ebenso die Förderung von extensiver Mahd und Beweidung.
83% der Orchideen-Arten in NRW sind gefährdet - auch das Breitblätterige Knabenkraut (Foto), das auf Feuchtwiesen beheimatet ist. Viele Standorte seien überdüngt oder entwässert worden, klagt Holger Sticht vom BUND. Eine Wiedervernässung würde helfen, ebenso die Förderung von extensiver Mahd und Beweidung.
Ein Mauersegler: Die Zahl der Brutpaare geht zurück, weil Nistmöglichkeiten an Gebäuden achtlos wegsaniert werden.
Ein Mauersegler: Die Zahl der Brutpaare geht zurück, weil Nistmöglichkeiten an Gebäuden achtlos wegsaniert werden. "In Städten muss mehr Rücksicht darauf genommen werden, dass dort eben nicht nur Menschen leben", meint Birgit Königs vom Nabu. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener
Eine Wildbiene fliegt eine Blume an: 50% der Wildbienenarten und Wespen in NRW sind gefährdet. Der Verlust von Lebensräumen setzt ihnen zu, sie reagieren auch sehr empfindlich auf Pestizide. Die von den Naturschützern geforderte Begrenzung des Flächenverbrauches sowie eine Dünge- und Pestizid-Reduktion dürfte auch ihnen helfen.
Eine Wildbiene fliegt eine Blume an: 50% der Wildbienenarten und Wespen in NRW sind gefährdet. Der Verlust von Lebensräumen setzt ihnen zu, sie reagieren auch sehr empfindlich auf Pestizide. Die von den Naturschützern geforderte Begrenzung des Flächenverbrauches sowie eine Dünge- und Pestizid-Reduktion dürfte auch ihnen helfen. © dpa | Maurizio Gambarini
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"Wir sind sehr zuversichtlich", sagte Nabu-Sprecherin Birgit Königs. Die drei Verbände selbst zählen mehr als 435.000 Mitglieder. Hinzu kommt ein wachsender Kreis von 31 Unterstützern, dem auch die Parteien SPD und Grüne angehören.

Die Bedrohung der Artenvielfalt sei den Bürgern im Lande als Gefahr sehr bewusst: "Schon vor Corona - und jetzt immer noch. Nur die schwarz-gelbe Landesregierung hat das noch nicht verstanden", meinte BUND-Chef Sticht. "Die Menschen wollen, dass etwas passiert", sagte Nabu-Sprecherin Königs. Informationen zur Volksinitiative Artenvielfalt gibt es hier.