An Rhein und Ruhr. Bei Häusern ist die Lage das wichtigste Preis-Kriterium. Am Niederrhein gibt es ein besonderes Preisgefälle, das Käufer für sich nutzen können.
Die große Nachfrage nach Wohnimmobilien hält trotz der Corona-Krise weiter an. Es gebe wenige Objekte auf dem Markt und gleichzeitig eine hohe Nachfrage, erklärt Jens Belting, Immobilienberater der Niederrheinischen Sparkasse RheinLippe, im Gespräch mit der NRZ.
Das hat Auswirkungen auf die Preise: seit 2017 hätten die Preise sowohl für Neubauten als auch für bestehende Immobilien deutlich angezogen. Einer der Gründe sind die aktuell niedrigen Zinsen, wie Friedrich-Wilhelm Häfemeier, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, erklärt: „Durch die Zinssituation ist es derzeit leichter Häuser zu kaufen.“
Wer ein Eigenheim sucht, der findet sich auf einem sehr angespannten Markt wieder. Aber auch auf einem angespannten Markt gibt es Tipps, etwas günstiger an ein Haus zu kommen. Die besten Chancen haben dabei Interessenten, die örtlich flexibel sind. Denn aan Rhein und Ruhr gibt es große Preisunterschiede.
Niederrhein: Süd-Nord-Gefälle bei Immobilienpreisen
So ist etwa ein Häuschen in Düsseldorf und seinem Umland deutlich teurer als am nördlichen Niederrhein: „Für einen freistehenden Neubau zahlen sie am Niederrhein möglicherweise 400.000 Euro, in Düsseldorf kostet das gleiche Haus mindestens das Doppelte.“
Auch am Niederrhein selbst gibt es erkennbare Unterschiede. Zwischen Emmerich und Dinslaken gibt es ein Süd-Nord-Gefälle. Heißt konkret: Je weiter man sich dem Ruhrgebiet nähert, desto teurer wird Bauland oder eine Bestandsimmobilie.
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Nach Angaben der Nispa können da je nach Bauart mehrere Zehntausend Euro Unterschied dazwischen liegen: So kostet etwa ein neu gebautes Reiheneigenheim mit 100 bis120 Quadratmetern Wohnfläche in Dinslaken rund 260.000 Euro, während in Hamminkeln lediglich rund 210.000 Euro fällig werden.
Wer jetzt ein Haus kauft, profitiert von den niedrigen Zinsen: „Vor sechs bis sieben Jahren lag die Abzahlung eines Kredits ungefähr auf dem Mietniveau einer vergleichbaren Immobilie. Bei den aktuellen Zinsen ist es für den, der jetzt finanziert, günstiger als zur Miete“, sagt Sparkassendirektor Häfemeier.
Investoren drängen auf den Markt
Neben Selbstnutzern würden aktuell aber auch viele Investoren auf den Immobilienmarkt drängen, erklärt der Sonsbecker Makler Wolfram Büren. Mögliche Strafzinsen auf Bankguthaben würde dazu verleiten, vorhandenes Geld zu investieren. „Der Begriff Betongold kommt nicht von ungefähr“, so Büren.
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Das Leben in der Stadt oder in einer ländlichen Region haben jeweils ihre Vor- und Nachteile, die Hauskäufer mit ihrem Leben vereinbaren müssen. Ein Trend ist jedoch deutlich zu beobachten, sagt Wolfram Büren: Junge Familien ziehe es vermehrt raus aus der Stadt und aufs Land. Hier sei es nicht nur grüner und ruhiger, sondern viele würden sich auch sicherer fühlen als in der Großstadt. Von einer großen Stadtflucht könne aber keine Rede sein, sagen die Immobilienexperten der Nispa.
Nachfrage bei Gewerbeimmobilien durch Corona gesunken
Während die Nachfrage nach Wohnimmobilien ungebrochen hoch ist, sieht es bei Gewerbeimmobilien anders aus, wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Düsseldorf mitteilt. „Außer in Spitzenlagen geht die Nachfrage nach Büro- und Einzelhandelsflächen zurück. Besonders dramatisch ist die Situation bei Hotelbauten. Hier werden Projekte verschoben oder es wird aufgrund der aktuell sehr angespannten Lage auf diese ganz verzichtet“, sagt Marion Hörsken, Geschäftsführerin Branchenbetreuung der IHK Düsseldorf.
Wie sich der Immobilienmarkt in Zukunft entwickelt, ist derzeit noch nicht genau abzusehen. Bei der Niederrheinischen Sparkasse RheinLippe geht man von einer kurzen Entspannung aus. „Ich schätze, es wird eine temporäre Delle von vielleicht zwei Jahren geben“, sagt Sparkassendirektor Häfemeier. Die Nachfrage werde in Folge der Corona-Krise etwas nachlassen, vermutet er.