Bedburg-Hau. Die Flucht aus der Forensik Bedburg-Hau endete für einen Patienten tödlich, der zweite sitzt in U-Haft. Sicherheitskonzept auf dem Prüfstand.
Nach dem Ausbruch der beiden Insassen aus der forensischen Klinik in Bedburg-Hau Ende Mai, bei dem ein Täter durch einen Schuss eines Polizisten starb, laufen die Ermittlungen weiter. Unter anderem wird ein Gutachter beauftragt, um die Schuldfähigkeit des überlebenden Täters festzustellen. Zudem hat die Forensik in Bedburg-Hau im Kreis Kleve ihr Sicherheitskonzept überprüft.
Der Fall sorgte Ende Mai für viel Aufsehen. Die beiden Täter bedrohten einen Pfleger mit einem Messer und nahmen ihn als Geisel. Inzwischen haben die Ermittlungen ergeben: Das Messer ist den Tätern durch einen Pfleger ausgegeben worden.
Die Täter wollten mit dem Messer Brot schneiden
Das Messer war grundsätzlich unter Verschluss und wurde gegen Unterschrift ausgehändigt. Es handelte sich um ein Brotmesser. Der Patient wollte sich Brot abschneiden. Die teilweise Selbstversorgung bei Speisen gehört zum Konzept der Station, erklärt ein Sprecher des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), der Träger der Klinik ist.
Zusätzlich haben sie sich aus Rasierklingen ein Schneidewerkzeug gebaut, erläutert ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Kleve. Anschließend haben nach Angaben des LVR-Sprechers die beiden Patienten einen Klinikmitarbeiter dazu gedrängt, unter einem Vorwand die Zugangstüren zum Gebäude durch einen Pförtner öffnen zu lassen. Ihm wurde erklärt, dass es sich um einen regulären Ausgang zur Entsorgung von Müll handelte. Weitere Fluchthelfer habe es nicht gegeben, ergab eine Anfrage der Redaktion an die Staatsanwaltschaft.
LVR bietet dem betroffenen Mitarbeiter Hilfe an
Der Täter ist nicht in die Klinik nach Bedburg-Hau zurückgebracht worden, dem LVR zufolge befinde er sich noch in Untersuchungshaft.
Wie es dem Mitarbeiter geht, teilt der LVR nicht mit. „Aus Datenschutzgründen können wir zum Gesundheitszustand keine Auskunft geben. Die LVR-Klinik hat jedoch psychiatrische Betreuung durch Dritte angeboten, um die Situation aufzuarbeiten“, sagt LVR-Sprecher Michael Sturmberg.
Das Sicherheitskonzept in Bedburg-Hau ist laut Landschaftsverband überprüft worden. „Besondere Ereignisse, wie die Ende Mai, führen immer dazu, dass die Sicherheitsmaßnahmen erneut überprüft und angepasst werden. Dies ist auch in diesem Fall geschehen, unter anderem insbesondere hinsichtlich der Ausgabe von gefährlichen Gegenständen an Patienten und der Abfallentsorgung auf den Stationen“, so Sturmberg gegenüber der Redaktion. Weitere Details nannte er „aus Sicherheitsgründen“ nicht.