An Rhein und Ruhr. Erste größere Messen sind im September in Düsseldorf, Essen und Köln geplant. Den von Corona hart getroffenen Hotels dürfte das helfen.

Die von der Corona-Krise hart getroffenen Hoteliers in der Region warten sehnsüchtig auf den Neustart des für sie oft so wichtigen Messebetriebs. Bei der Vorstellung einer Tourismus-Werbekampagne vor wenigen Tagen hatte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) in Aussicht gestellt, dass es in Nordrhein-Westfalen bald wieder Messen geben werde.

Die grundsätzlichen Voraussetzungen dafür hatte NRW bereits zum 30. Mai mit Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen geschaffen - „als erstes Bundesland“, wie eine Sprecherin von Minister Pinkwart an diesem Donnerstag (18. Juni 2020) auf Nachfrage der Redaktion sagte. Das Messegeschäft benötigt allerdings Vorlaufzeit – zumal es hier auch um die Umsetzung von Infektionsschutz-Maßnahmen und Absprachen mit Behörden geht.

Üblicherweise mehr als sechs Millionen Besucher

Als erste größere Messen in NRW zeichnen sich nach Angaben des NRW-Wirtschaftsministeriums ab die Sanitärfachmesse SHK (Essen, 1. bis 4. September) die Gartenmesse Spoga+Gafa (Köln, 6. bis 8. September) sowie der Caravan Salon in Düsseldorf (5. bis 13. September) ab. Teilweise sind kleinere Veranstaltungen vorgeschaltet – die Messe Essen etwa hat angekündigt, bereits im nächsten Monat mit der Hochzeitsmodemesse European Bridal Week (4. bis 6. Juli) an den Start zu gehen.

Mit üblicherweise mehr als 100 internationalen Leitmessen pro Jahr und mehr als sechs Millionen Besuchern gilt NRW als bedeutendste Messeregion der Republik. 40% aller internationalen Messen in Deutschland finden in NRW statt. Mit Düsseldorf, Köln und Essen liegen drei der vier großen Messestandorte im Rheinland, beziehungsweise der Rhein-Ruhr-Region; der vierte ist Dortmund.

Mehr als jeder zweite Betreb fürchtet Insolvenz

Messebesucher bilden neben anderen Geschäftsreisenden, Städtetouristen und Erholungssuchenden ein wichtiges wirtschaftliches Standbein für das Beherbergungsgewerbe. Wie hart es von der Coronakrise getroffen wurde, zeigt das an diesem Donnerstag vorgestellte „Tourismusbarometer Rheinland“ - eine Erhebung für die IHKs in der Region und in Essen. Mehr als jeder zweite Betrieb im Gastgewerbe (55%) fürchtet, dieses Jahr Insolvenz anmelden zu müssen.

Im „Lockdown-Monat“ ging die Zahl der Übernachtungen im Rheinland teilweise um 90% zurück. Für März und April geht das Institut dwif, das das Barometer erstellt, von nrw-weit 1,1 Milliarden Euro Umsatzausfall im Übernachtungstourismus aus. Die Zahlen von 2019 wirken wie ferne Vergangenheit. Mit fast 30 Millionen Übernachtungen – einer Million mehr als im Vorjahr – war 2019 für den Tourismus im Rheinland mit seinen rund 2400 Betrieben und 230.000 Beschäftigten das zehnte Rekordjahr in Folge. „Umso schmerzhafter waren die Geschäftseinbrüche durch Corona“, so Markus Seibold vom dwif.

Corona-Erfahrung wird den Tourismus verändern

Nach der Finanzkrise 2008 benötigte der Übernachtungstourismus ungefähr zwei Jahre, um sich wirtschaftlich zu erholen. Laut Seibold ist davon aus zu gehen, dass die Regeneration unterschiedlich rasch stattfindet – bei Campingplätzen und Ferienwohnungen eher schnell, Hotels in Städten und Gruppenunterkünfte benötigten mehr Zeit. Klar sei, dass die Corona-Erfahrung den Tourismus verändern werde. Die ein oder andere Geschäftsreise entfällt künftig womöglich, weil sich Dinge auch Videokonferenz regeln lassen. Dafür könnte der heimatnahe Erholungstourismus profitieren.

Mit Sorge hat dwif-Fachmann Seibold registriert, dass die Investitionsbereitschaft in der Branche bereits 2019 deutlich zurückging – auch wenn unterm Strich im Rheinland 9000 zusätzlich Übernachtungsmöglichkeiten entstanden. „Durch die Krise wird die Investitionsbereitschaft aus nachvollziehbaren Gründen nicht zunehmen“, sagte Seibold. Perspektivisch könne das einen Modernisierungsstau bedeuten. Seibold sorgt sich auch, dass Tourismus-Organisationen leiden könnten.

Beethoven-Jahr wurde kurzerhand verlängert

Sehr positiv wurde die Hilfe in Krisenzeiten wahrgenommen - einmal die durch die Politik in Bund und Land, aber eben auch die ganz praktische Unterstützung durch die Politik in den Kommunen vor Ort und die Partner dort.

Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg, nannte die Verlängerung des Beethoven-Jahrs in Bonn bis September 2021 als Beispiel für einen flexiblen Umgang mit der Krise. Möglichst viele der ursprünglich geplanten mehr als 300 Kulturprojekte sollen wegen Corona nicht gestrichen, sondern lediglich verschoben werden: „Davon werden Hotellerie und Gastronomie profitieren.“