An Rhein und Ruhr. Fahrpreise sollen fairer werden. Künftig können 15.000 Kunden an der nächsten Phase des “Nexttickets“ teilnehmen. App ist ab sofort nutzbar

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) macht den nächsten Schritt hin zu einem neuen Fahrpreissystem. Mit dem "Nextticket" werden Fahrkarten ähnlich wie beim Taxi berechnet. Zum Grundpreis von 1,40 Euro kommen 26 Cent je Kilometer Luftlinie dazu. Bedeutet: Auch, wenn die Bahn Schlenker fährt oder eine Wabengrenze überschritten wird, bleibt der Preis niedrig. Umgekehrt verspricht der VRR: Die Fahrt wird niemals teuer als mit einem der gewohnten Stufentickets.

"Es wird alles leicht" lautet das Versprechen, das auch in einem kurzen HipHop-Video lautstark beworben wird: Bargeldlos, kontaktlos, problemlos lautet die Botschaft. Pilotregion ist der Bereich Düsseldorf und Neuss. Denn da besteht eine besonders problematische Wabenregelung: Die Fahrt über den Rhein kostete meist sechs Euro, mit der Luftlinienberechnung jedoch halbiert sich der Preis auf gut drei Euro. Das System funktioniert aber im gesamten Verkehrsverbund. Die Nutzerzahl allerdings ist auf zunächst 15.000 Kunden begrenzt.

Ab der 20. Fahrt im Monat gibt es 50 Prozent Rabatt

Wichtig für viele: Weitere Nutzungen sind zum Pauschalpreis buchbar: für 1,40 Euro pro Fahrt können beliebig viele Kinder mitgenommen werden, für 3,60 Euro gibt es die Fahrradmitnahme oder den Übergang in die erste Wagenklasse. Zudem gibt es einen Stufenrabatt. Wer innerhalb von 30 Tagen mehrfach fährt, bekommt ab der fünften Fahrt zehn Prozent Rabatt, ab der 20. Fahrt reist man für die Hälfte. Vor einem Jahr war eine zweite Pilotphase gestartet worden, die deutlich mehr Kunden zog als erwartet. Zunächst hatte man eine Abrechnung nach Linienkilometern erwogen.

Wer 24 Stunden den Nahverkehr intensiv nutzt, zahlt maximal 30,40 Euro, der maximale Preis für die 30-Tage-Nutzung liegt bei 193,90 Euro: Diese automatische Kostenbremse sorgt dafür, dass der Kunde mit der neuen App preislich in keinem Fall schlechter fährt. Zum Start muss der Kunde lediglich die Ticketapp herunterladen, sich mit Bankverbindung registrieren und bei Einstieg in Bus oder Bahn per App einchecken und beim Ausstieg wieder auschecken. Und das Ortungssystem des Smartphones muss logischerweise aktiviert sein.

Besonders attraktiv bei Fahrten zwischen Nachbarstädten

"Düsseldorf und Neuss wachsen noch enger zusammen", meinte Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel mit leichtem Lächeln bei der Vorstellung der nächsten Phase des Nexttickets. Preisbeispiel: die Fahrt von der Stadthalle Neuss zum Düsseldorfer Landtag kostet normalerweise 6 Euro, jetzt werden für die Strecke mit sieben Kilometern Luftlinie 3,22 Euro fällig: 1,40 Euro Grundpreis plus 7 km a 26 Euro. Eine Fahrt von der Bochumer Ruhruni nach Duisburg zum Kalkweg würde immerhin noch um 2,56 Euro billiger und kostete nur noch 10,24 Euro.

Stephan Lommertz, Geschäftsführer der Stadtwerke Neuss, erläutert: "Nahverkehr wird digitaler und preiswerter." Es gebe nun keinen Grund mehr, mit dem Auto von Düsseldorf nach Neuss oder zurück zu fahren. Schon an der Pilotphase "Nextticket 1.0" hatte man in Neuss den Kunden der 44.444. Kunden begrüßen können. "Das ist eine Zielmarke, die wir uns da auch wünschen würden."

Ideale Lösung für Menschen, denen das Smartphone näher ist als das Portmonee

Reiner Breuer, Neusser Bürgermeister, spricht gar von einer "kleinen Revolution": digitales Einchecken und Auschecken, faire Preise: "Das wird einen Schub auslösen in Sachen Digitalisierung des öffentlichen Nahverkehrs." Eine ideale Lösung für Zeiten, in denen vielen das Smartphone näher sei als das Portmonee.

Besonders attraktiv sei die Nutzung für Gelegenheitsfahrer, die nicht in die Geheimwissenschaft der Waben und Tarife einsteigen müssen, sondern schlicht per App digital ein- und auschecken. Eine Lösung, die gerade in Neuss, nahe an der Grenze zum Aachener Verkehrsverbund und zum Verkehrsverbund Rhein-Sieg, besonderen Wert entfalten könnte, so Hans-Jürgen Petrauschke, Landrat des Rheinkreises Neuss. Noch aber ist die App soweit nicht, sie kann nur VRR.