An Rhein und Ruhr. Seit Dienstag ist die neue Corona-Warn-App verfügbar. Wie ist die Handhabung für Senioren? Wolfgang Witte und Wilma Dams wagen den Selbstversuch.

Lange hat es gedauert, nun ist sie endlich da: Seit Dienstag ist die offizielle Corona-Warn-App des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Deutschland verfügbar. Sie soll dabei helfen, Infektionsketten besser nachvollziehen zu können und somit die Ausbreitung des Virus weiter einzudämmen. Das Herunterladen und die Installation der App ist freiwillig. Doch wie funktioniert das genau? Was gilt es zu beachten? Wie barrierefrei ist die App? Zwei Senioren wagen in der Tagespflege Mutter-Teresa-Haus in Dinslaken den Selbstversuch.

"Mein erster Eindruck ist, dass die App für Senioren sehr leicht zu handhaben ist", erklärt Stefan Stürznickel, Leiter des Regionalbüros für Alter, Pflege und Demenz der Caritas am Niederrhein. Jessica Tepass stimmt nickend zu. Sie leitet unter anderem die Beratenden Dienste im Fachbereichen Pflege. "Das größte Hindernis ist wohl die Installation an sich", erklärt sie. Beide sind sich einig: Unter den Senioren werden die Smartphones immer verbreiteter. "Viele werden da unterschätzt", sagt Tepass.

Im App-Store und im Internet

Wilma Dams (79) und Wolfgang Witte (73) betreten den Raum. Die beiden Senioren haben ihre Smartphones bereits in der Hand. Jessica Tepass setzt sich neben Dams. Es kann losgehen. "Zunächst müssen wir in den App-Store gehen", erklärt Tepass. Dams drückt auf das richtige Feld. Beim App-Store können zahlreiche weitere Apps heruntergeladen werden. "Dort muss in das Suchfeld Corona-Warn-App eingegeben werden, anschließend auf Suchen klicken", sagt Tepass. Dams Handy rüttelt kurz, dann die ernüchternde Nachricht: Die App kann nicht gefunden werden. "Dann müssen wir wohl über das Internet rein", erklärt Tepass.

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Die Corona-Warn-App auf einem Smartphone. An Rhein und Ruhr wollen sich auch viele Senioren daran beteiligen. Bei technischen Schwierigkeiten greifen sie oft auf Hilfe aus der jüngeren Generation zurück. (Symbolbild)
Von Simon Gerich und Matthias Alfringhaus

Bei wem die App nicht im App-Store heruntergeladen werden, der kann sie auch über die Internetseite der Bundesregierung bekommen. In weniger als 30 Sekunden ist die App heruntergeladen, Dams klickt auf das neue Symbol auf ihrem Display. "Gemeinsam Corona bekämpfen", prangt in großen Buchstaben auf dem Startbildschirm. Bevor die App startet, präsentiert sie eine Menge Informationen zum Datenschutz.

Wer positiv getestet wird, teilt dies der App mit

"Hier wird alles genau erklärt", sagt Tepass. "Weiter unten müssen sie nach dem Lesen auf weiter klicken." Der Datenschutz verspricht unter anderem, dass die App so wenig personenbezogene Daten wie möglich verarbeitet. Das heißt: Es werden keine Daten erfasst, die auf die Identität, den Gesundheitszustand oder den Standort des Nutzers schließen lässt.

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Nächster Schritt: Die Risiko-Ermittlung muss per Klick bestätigt werden. "Was heißt das?", fragt Dams. Jessica Tepass gibt ein Beispiel: "Falls jemand in ihrer Nähe war, der mit dem Coronavirus infiziert ist, bekommen sie eine Nachricht", erklärt sie. Die App arbeitet mit der Datenübertragung Bluetooth. Laut RKI sendet Bluetooth verschlüsselte Codes an an andere Geräte. Diese Codes geben Auskunft über das Datum, die Dauer und die Entfernung zu einem Mitmenschen.

Angst vor Stigmatisierung

Wer nun positiv auf das Virus getestet wird, kann dies der App mitteilen. Personen, die sich zuvor im Umfeld aufgehalten haben, bekommen über die App dann eine Mitteilung mit weiteren Anweisungen. "Das war es schon", sagt Tepass mit einem Lächeln. Die App ist nun vollständig auf Dams Smartphone installiert. "Ich habe das Handy bereits seit zwei Jahren", erklärt sie. "Es war nicht schwierig, aber Hilfe brauche ich schon". Anders Wolfgang Witte. Er konnte die App direkt im App-Store finden und problemlos installieren.

"Eigentlich müssten alle angehalten werden, die die technischen Voraussetzungen haben, sich daran zu beteiligen", sagt Jessica Tepass. Sie glaubt an den Erfolg der App, möchte mit gutem Beispiel vorangehen, Ängste und Sorgen nehmen. Das größte Problem für viele Senioren sei die Angst vor Stigmatisierung. Das kann auch Wolfgang Witte bestätigen: "Ich mache es mit der App, um mitzumachen. Aber die Angst ist schon da", erklärt er. "Ich möchte nicht Schuld sein, wenn ich das Virus habe und wegen mir dann ein Haus wie dieses geschlossen wird." Diese Angst sollte nicht bestehen, sind die Caritas-Mitarbeiter sich einig. "Man muss immer wieder vermitteln, dass diese App lediglich ein weiterer Schutz ist", sagt Stefan Stürznickel.