Hünxe. Ein Handyvideo zeigt den Angriff zweier Wölfe in Hünxe - wenige Meter von einem Wohnhaus entfernt. Kein Grund zur Sorge, sagt Michael Herbrecht.

Ein Handyvideo, das den Angriff zweier Wölfe auf einen Rothirsch zeigt, sorgte über Ostern in den sozialen Netzwerken für Aufsehen. Am Mittwoch bestätigte das Landesumweltamt (Lanuv) die Echtheit der Aufnahmen. Bei den beiden Tieren auf dem Video handle es sich laut Experten der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) zweifelsfrei um Wölfe.

Einer der Ersten, die am Ort des Geschehens waren, ist Revierförster Michael Herbrecht. „Mein Nachbar Herr Mölleken hat mich am Samstag hinzugerufen und mir die Aufnahmen gezeigt“, so Herbrecht. Er selbst habe die Tiere aber nicht gesehen. Weil der Hirsch laut Mölleken lahmte, habe Herbrecht zusammen mit einem Expertenteam nach dem verwundeten Tier gesucht – jedoch ohne Erfolg. Auch von den beiden Wölfen fehlte jede Spur.

Herbrecht vermutet, dass der Hirsch bereits vor der Hetzjagd der Wölfe verletzt war. Dafür spreche ein Video, das ihm vor einiger Zeit von einem Bürger zugespielt wurde und das ebenfalls einen lahmenden Hirsch zeige. „Das würde auch erklären, wie die beiden Wölfe das Tier von seinem Rudel trennen konnten“, so Herbrecht. Normalerweise hätten es Wölfe eher auf Kälber abgesehen, da die Verletzungsgefahr bei einem Hirsch viel zu groß sei. „Bricht sich ein Wolf zum Beispiel im Kampf den Unterkiefer, ist das sein sicheres Todesurteil.“

Revierförster Herbrecht: "Erfahrener Wolf würde Hirsch nicht attackieren"

Herbrecht geht deshalb - ähnlich wie die Experten - davon aus, dass es sich bei den beiden Tieren um die im Wolfsgebiet Schermbeck ansässige Wölfin GW 954f sowie einen jungen Rüden handelt. „Ein erfahrener Wolf würde einen Hirsch nicht attackieren“, so der Revierförster. Es sei denn, das Beutetier könne sich kaum noch verteidigen oder liege bereits wehrlos auf dem Boden. Auch auf dem Handyvideo lasse sich bei genauerer Betrachtung erkennen, dass sich eines der beiden Tiere – mutmaßlich Wölfin GW 954f – deutlich passiver verhalte.

Der Wolfsangriff in Hünxe sei aber kein Grund zur Sorge. „Dass Wölfe zu zweit jagen, hätte keinerlei Auswirkungen für Nutztiere“, so Herbrecht. Bei den vom Lanuv empfohlenen Maßnahmen zum Schutz der Herde spiele es keine Rolle, ob Wölfe einzeln oder in kleinen Gruppen angreifen. Auch eine Gefahr für Menschen sei weiterhin äußerst unwahrscheinlich. „Die Tiere auf dem Video haben ihre Scheu nicht verloren“, ist sich der Revierförster sicher. „Ein Wolf kann ein Haus oder ein Auto nur nicht mit Menschen zusammenbringen.“ Deshalb seien die Tiere auch sofort geflohen, als sie die Rufe der Mieterin hörten.