Kreis Wesel. Der Kreis Wesel hat seine Coronavirus-Abstrichzentren in Moers und Dinslaken eingestellt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen dazu.
Nur wenige Tage nach dem Start hat der Kreis Wesel den Betrieb der beiden Corona-Abstrichzentren in Moers und Dinslaken sowie des mobilen Abstrichzentrums vorerst wieder eingestellt. Kreis und die Kassenärztliche Versorgung Nordrhein begründen das mit den fehlenden Kapazitäten für die Abstriche in den Laboren. Wir beantworten die wichtigsten Fragen dazu:
Wofür sind solche Abstrichzentren überhaupt gedacht?
Die Abstrichzentren auf dem Gelände der Trabrennbahn in Dinslaken und im Bethanien-Krankenhaus in Moers sind als zentrale Anlaufstelle für Corona-Tests gedacht gewesen. Es gibt solche Zentren auch in anderen Städten und Kreisen. Damit sollen die Arztpraxen entlastet werden, die bis zum Start der Zentren die im Kreis Wesel meisten Abstrichtests auf das Coronavirus übernommen hatten. Die niedergelassenen Ärzte sollten Menschen mit Coronavirus-Symptomen an die Zentren verweisen.
Wie viele Abstriche wurden in den Zentren genommen?
Der Andrang in den Abstrichzentren war vom Start weg groß. Auf der Zufahrt zur Trabrennbahn in Dinslaken bildeten sich am Donnerstag lange Staus. Allein in Dinslaken wurden laut Dr. Michael Weyer, Arzt und Vorsitzender der KV Nordrhein, bis zum Freitag 173 Abstriche genommen. Aus Moers waren zunächst keine genauen Zahlen bekannt.
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Warum wurde der Betrieb nun vorerst eingestellt?
Die Abstriche, mit denen eine Corona-Erkrankung nachgewiesen werden kann, könnten zwar weiter genommen aber nicht mehr ausgewertet werden, heißt es es von der Kreisverwaltung. Der Fachdienst Gesundheitswesen des Kreises könne „nicht sicherstellen, dass bei neu genommen Abstrichen auch der entsprechende Test auf den Coronavirus in einem Labor durchgeführt wird“. Die Kapazitäten der Labore sind schlichtweg überlastet. Das Bethanien-Krankenhaus in Moers hatte bereits Ende der vergangenen Woche auf Engpässe hingewiesen.
Wer ist mit der Prüfung der Proben beauftragt?
Zuständig war zunächst nur ein Unternehmen, das auch ein Labor in Moers betreibt. Allerdings war das mit der Auswertung der Proben offenbar schnell überfordert. Ein Teil der Proben wurde laut Dr. Michael Weyer, deswegen bereits an ein Labor derselben Firma in Ingelheim geschickt – auch in Köln fand sich ein weiteres Labor, das sich bereit erklärte 100 Abstriche zu analysieren. Das hätte aber nicht gereicht.
Was ist der Grund für die Schwierigkeiten in den Laboren?
Ein Enzym, das bei dem Testverfahren zwingend benötigt wird, um das Coronavirus nachzuweisen, wird knapp. Das teilte am Dienstag das Ingelheimer Unternehmen Bioscientia mit, das das Labor in Moers betreibt. Die Firma testet jeden Tag 5000 Proben auf das Virus. In NRW werde besonders viel getestet, doch bei dem Verfahren könne es sich auch um ein „flächendeckendes Problem handeln“. Grundsätzlich würde man auch bei Bioscientia gern mehr testen, aber „wir können es nicht“. Ein Großteil des Enzyms werde aus Amerika importiert.
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Wie lange halten die Abstriche?
Die Test sind auch bei Einhaltung der Kühlkette nur drei bis vier Tage haltbar. Danach werden sie unbrauchbar – sie können also nicht ohne die Zusage eines Labors auf Vorrat genommen werden. Der Kreis Wesel verspricht, dass alle Bürger, die bereits einen Test abgegeben haben, auch ein Ergebnis erhalten sollen.
Was plant der Kreis Wesel nun?
Der Kreis Wesel arbeite „unter Hochdruck an einer Lösung“ und frage die Kapazitäten bei allen bekannten Laboren im Umkreis von 150 Kilometern telefonisch ab, „um den Betrieb der Zentren möglichst bald wiederaufzunehmen“, betont Sprecherin Anja Schulte. Dabei geht es auch um kleinere Kapazitäten. Denn diese seien möglicherweise noch vorhanden. Auch einzelne Einrichtungen oder Hausärzte könnten durchaus noch kleinere Verträge mit Laboren über eine kleinere Menge an Tests haben.
Was bedeutet das für Menschen, die glauben, an Corona erkrankt zu sein?
Der Kreis Wesel rät: Wer Symptome hat, soll vorsorglich zuhause bleiben - so als wäre er positiv auf Corona getestet worden. Erst recht sollte, wer sich krank fühlt und Kontakt zu einem mit Corona infizierten Patienten hatte, zuhause bleiben bis der Infekt vorbei ist, rät Dr. Weyer. Zwei bis drei Tage nach Abklingen der Symptome könne man wieder arbeiten gehen. Generell, so betont Anja Schulte, sollen sich alle Bürger an die am Wochenende erlassenen Auflagen halten.
Wer sich krank fühlt und nicht weiß, ob er Kontakt mit einem Infizierten hatte – was ja auch aufgrund nicht vorhandener Testkapazitäten möglich ist - soll seinen Hausarzt anrufen. Dieser sei befugt, Patienten sieben Tage krank zu schreiben, ohne dass diese zuvor in der Praxis vorstellig werden oder dass die Krankenkassenkarte vorliege, so Dr. Weyer. Bedingung sei nur, dass der Patient der Praxis bekannt sei.