Kreis Wesel/Dinslaken/Moers. Die Abstrichzentren in Dinslaken und Moers sind geschlossen. Die Labore können die Tests nicht analysieren. Das ist der Grund. So geht es weiter.

Der Kreis Wesel hat den Betrieb der Corona-Abstrichzentren in Dinslaken und Moers sowie den Betrieb des mobilen Abstrichzentrums bereits nach wenigen Tagen wieder eingestellt. Grund sind nach Auskunft des Kreises Wesel und der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, die die Zentren organisiert hat, mangelnde Kapazitäten der Labore. Die Abstriche, mit denen eine Corona-Erkrankung nachgewiesen werden kann, könnten zwar genommen aber nicht mehr ausgewertet werden.

Der Betrieb der Abstrichzentren im Kreis Wesel werde „ab sofort und bis auf weiteres eingestellt“, teilt der Kreis Wesel mit. Der Fachdienst Gesundheitswesen des Kreises könne „nicht sicherstellen, dass bei neu genommen Abstrichen auch der entsprechende Test auf den Coronavirus in einem Labor durchgeführt wird“.

Betrieb wurde während der Arbeit eingestellt

In Dinslaken wurde das Abstrichzentrum an der Trabrennbahn am Donnerstag in der vergangenen Woche eröffnet. Am Montag wurde die Arbeit mitten im Betrieb eingestellt. Grund: Schon am Donnerstag und Freitag wurden 173 Abstriche genommen. Allerdings war das mit der Auswertung der Proben beauftragte Labor aus Moers mit der Flut der Tests offenbar überfordert. Ein Teil der Proben wurde laut Dr. Michael Weyer, Arzt aus Dinslaken und Vorsitzender der KV Nordrhein, deswegen bereits von dort an ein Labor in Ingelheim geschickt.

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Weyer, der am ersten Tag die Abstriche im Dinslakener Zentrum selbst vorgenommen hat, fand ein weiteres Labor in Köln, das sich bereit erklärte, 100 Abstriche zu analysieren. „Es ist aus ethischen Gründen aber nicht vertretbar, dass die Proben nach dem Windhund-Prinzip ausgewertet werden“, so Dr. Michael Weyer. Denn das hätte bedeutet: Wer zuerst kommt, gehört noch zu den 100 Patienten, deren Tests vom Labor ausgewertet werden können, wer zu spät kommt, dessen Test wird möglicherweise nicht mehr ausgewertet. Die Test sind auch bei Einhaltung der Kühlkette nur drei bis vier Tage haltbar. Danach werden sie unbrauchbar – sie können also nicht ohne die Zusage eines Labors auf Vorrat genommen werden.

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In Moers hatte Dr. Ralf Engel vom Bethanien-Krankenhaus bereits Ende vergangener Woche auf einen möglichen Engpass in den Labors hingewiesen. Die Folge: Am linken Niederrhein machen das Bethanien, das St. Josef (Moers) und das St. Bernhard (Kamp-Lintfort) nur noch Abstriche von stationär aufgenommenen Patienten, die deutliche Symptome aufweisen.

Das ist der Grund für die Schwierigkeiten

Ein Grund für die Schwierigkeiten in den Laboren: Ein Enzym, das bei einem Testverfahren zwingend benötigt wird, um das Coronavirus nachzuweisen, wird knapp. Das teilte am Dienstag Dr. Hendrik Borucki auf NRZ-Anfrage mit. Borucki ist Pressesprecher von Bioscientia. Das Unternehmen mit Sitz in Ingelheim und Dependance in Moers testet jeden Tag 5000 Proben auf das Virus. „95 Prozent der Proben sind negativ. Wir würden uns wünschen, dass wirklich nur die tatsächlich begründeten Fälle getestet werden müssen“, sagt Borucki.

In der Region werde, auch wegen des starken Ausbruchs im Kreis Heinsberg, besonders viel getestet, doch bei dem Verfahren könne es sich auch um ein „flächendeckendes Problem handeln“. Grundsätzlich würde man auch bei Bioscientia gern mehr testen, aber „wir können es nicht“. Das Unternehmen beziehe das Enzym von Roche Pharma, ein Großteil werde aus Amerika importiert.

Abstrichzentren im Kreis Wesel dicht: So geht es weiter

Nach jetzigem Stand werden alle Bürger, bei denen bisher ein Abstrich vorgenommen wurde, auch noch ein entsprechendes Testergebnis erhalten, verspricht die Kreisverwaltung. Der Kreis Wesel arbeite „unter Hochdruck an einer Lösung“ und frage die Kapazitäten bei allen bekannten Laboren im Umkreis von 150 Kilometern telefonisch ab, „um den Betrieb der Zentren möglichst bald wiederaufzunehmen“.

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Dabei geht es auch um kleinere Kapazitäten. Denn diese seien möglicherweise noch vorhanden. Auch einzelne Einrichtungen oder Hausärzte könnten durchaus noch kleinere Verträge mit Laboren über eine kleinere Menge an Tests haben, so Anja Schulte, Sprecherin des Kreises Wesel.

So sollen sich die Bürger verhalten

Und bis dahin? Die Menschen sollen sich verhalten „als ob“, rät Anja Schulte. Also: Wer Symptome hat, solle vorsorglich zuhause bleiben - so als wäre er positiv auf Corona getestet worden. Erst recht sollte, wer sich krank fühlt und Kontakt zu einem mit Corona infizierten Patienten hatte, zuhause bleiben bis der Infekt vorbei ist, rät Dr. Weyer. Zwei bis drei Tage nach Abklingen der Symptome könne man wieder arbeiten gehen. Generell, so betont Anja Schulte, sollen sich alle Bürger an die am Wochenende erlassenen Auflagen halten.

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Wer sich krank fühlt und nicht weiß, ob er Kontakt mit einem Infizierten hatte – was ja auch aufgrund nicht vorhandener Testkapazitäten möglich ist - soll seinen Hausarzt anrufen. Dieser sei befugt, Patienten sieben Tage krank zu schreiben, ohne dass diese zuvor in der Praxis vorstellig werden oder dass die Krankenkassenkarte vorliege, so Dr. Weyer. Bedingung sei nur, dass der Patient der Praxis bekannt sei. Die Frist werde möglicherweise auf 14 Tage erhöht.

„Ich verstehe, dass die Menschen Sicherheit haben wollen“, sagt Dr. Michael Weyer. Aus medizinischer Sicht allerdings seien die Tests „nicht erforderlich.“ Der vom Coronavirus verursachte Infekt sei ohnehin nur „symptomatisch behandelbar.“