An Rhein und Ruhr. Auf der Linie S 9 häufen sich seit Dezember Verspätungen. Laut Abellio liegt das auch an den Fahrzeugen, die bald auch für die S 3 kommen.

Die Probleme auf den S-Bahnstrecken an Rhein und Ruhr könnten in den nächsten Wochen weiter zunehmen, wenn neue Züge auch auf der Linie S 3 rollen. Im Gespräch mit dieser Redaktion machte Abellio-NRW-Geschäftsführer Rainer Blüm klar, dass er die vom VRR angeschafften Fahrzeuge für kaum geeignet hält für einen klassischen S-Bahn-Betrieb: „Wir haben festgestellt, dass die Haftwerte nicht reichen, um die Kraft des Zuges bei jedem Wetter auf die Schiene zu kriegen. Und wir haben noch nicht alle Wetterbedingungen erlebt.“

Auf den Linien S 9 und RE 49, wo die Züge seit Mitte Dezember zwischen Wesel, Oberhausen, Haltern, Bottrop, Essen und Wuppertal fahren, war es seitdem zu massiven Verspätungen und Zugausfällen gekommen. Ab dem 1. März wird Abellio mit den neuen Zügen auch die Linie S 3 von Oberhausen über Essen nach Hattingen übernehmen.

„Abellio hat selbst vertraglich die Einsatztauglichkeit der Fahrzeuge bestätigt“

In den Augen des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR), der insgesamt 41 Exemplare des neuen Zuges mit dem Namen „Stadler Flirt XL“ bestellt und bereits 26 bekommen hat, geht die Kritik ins Leere: „Abellio hat sogar selbst vertraglich die Einsatztauglichkeit des Fahrzeugs bestätigt“, so der VRR. Die Fahrzeuge wurden für eine Nutzungsdauer von 30 Jahren beschafft.

Rainer Blüm, Vorsitzender der Geschäftsführung von Abellio NRW: „Wir haben festgestellt, dass die Haftwerte nicht reichen, um die Kraft des Zuges bei jedem Wetter auf die Schiene zu kriegen.“
Rainer Blüm, Vorsitzender der Geschäftsführung von Abellio NRW: „Wir haben festgestellt, dass die Haftwerte nicht reichen, um die Kraft des Zuges bei jedem Wetter auf die Schiene zu kriegen.“ © / FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Das Problem, so Abellio: Die größere Kraft der neuen Triebwagen wird auf wenige Achsen übertragen, bei feuchter Witterung und Steigungen rutschen die Räder schneller durch als bei den bisher eingesetzten Siemens-Triebzügen. Ergebnis: Der „Flirt“ kann nicht so schnell beschleunigen wie es der Fahrplan vorsieht.

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Das Ein- und Aussteigen dauert länger

Hinzu kommt: Weil Bahnsteige auf der Strecke höher sind als der Einstieg muss für jeden Rollstuhlfahrer eine Rampe ausgefahren werden. Dauer pro Ein- oder Ausstieg: zweieinhalb Minuten. Blüm will vom VRR zwischen Essen und Wuppertal viereinhalb Minuten mehr Fahrzeit haben. Der VRR weist dies allerdings zurück, lediglich für den Streckenteil Vohwinkel-Wuppertal-Hagen sei man noch in der Diskussion mit Abellio und DB-Netz über die genauen Fahrzeiten.

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Abellio sollte auch hier eigentlich ab Dezember bereits den Verkehr übernehmen sollen, wegen fehlender Fahrzeuge und Lokführer war dies jedoch zunächst bis Mai 2021 zurückgestellt worden. Die neuen Züge, vom VRR bestellt und von Abellio betrieben, sind außerdem auf diesen Linien im Einsatz:

  • Duisburg-Gelsenkirchen-Herne-Dortmund (S 2/RB 32)
  • Essen-Bochum-Witten-Hagen (RB 40)
  • Wesel-Dinslaken-Oberhausen-Essen-Wuppertal (RE 49)

Die S-Bahn-Linien S 1 (Solingen-Düsseldorf-Duisburg-Essen-Dortmund) und S 4 (Dortmund-Unna) sollen weiter mit den modernisierten Siemenszügen gefahren werden.