An Rhein und Ruhr. Die „Walsumbahn“ von Oberhausen in den Duisburger Norden war immer ein Stiefkind des Bahnverkehrs. Jetzt wollen Politik und VRR sie wachküssen.

„Deutschland muss wieder Bahnland werden“, so kurz und plakativ brachte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) auf den Punkt, was der VRR vor erst drei Monaten per Beschluss auf die Schiene gebracht hat: die Wiederbelebung der Bahnstrecke von Oberhausen durch den Duisburger Norden nach Voerde-Spellen und möglichst weiter nach Wesel.

Innerhalb eines Jahres soll die Studie auf dem Tisch liegen

Dafür nehmen VRR (50 Prozent) und die Anliegerkommunen insgesamt mehr als 200.000 Euro in die Hand: Eine Machbarkeitsstudie soll binnen Jahresfrist Wege aufzeigen, welche Varianten für die Bahnstrecke in Frage kommen und sich wie rechnen. Immerhin gab es schon mehrere Anläufe: Zum einen war geprüft worden, ob die Bahnstrecke Güterzüge der Betuwe-Linie würde aufnehmen können. Beim zweiten Mal warben die Bahnfans von „ProBahn“ vergeblich für eine Wiederbelebung. Doch jetzt gibt es vielerorts in der Region Überlegungen, neue alte Bahnstrecken wiederzubeleben – nicht nur im VRR.

Sieben Männer und viel guter Wille für eine Studie. Von links: Ronald R.F. Lünser Vorstandssprecher des VRR, Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz, Landesverkehrsminister Hendrik Wüst, Frank Heidenreich, Vorsitzender des Finanzausschusses des VRR, Gastgeber Sören Link, Oberbürgermeister Duisburg, Ansgar Müller, Landrat des Kreises Wesel, und Dirk Haarmann, Bürgermeister der Stadt Voerde.
Sieben Männer und viel guter Wille für eine Studie. Von links: Ronald R.F. Lünser Vorstandssprecher des VRR, Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz, Landesverkehrsminister Hendrik Wüst, Frank Heidenreich, Vorsitzender des Finanzausschusses des VRR, Gastgeber Sören Link, Oberbürgermeister Duisburg, Ansgar Müller, Landrat des Kreises Wesel, und Dirk Haarmann, Bürgermeister der Stadt Voerde. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

„Die Zeit ist jetzt so gut wie nie“, wirbt auch VRR-Chef Ronald Lünser für die Studie. Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) betonte: „Dieses Mal meinen wir es ernst, kommunenübergreifend, parteiübergreifend.“ Da nickt der Kreis der sieben Männer einmütig. So einen großen Rahmen bekommt die Bahn selten. Im Mercatorsaal des Duisburger Rathauses ließen gleich sieben Politpromis den Stift kreisen und unterschrieben die juristisch zu nichts verpflichtende Willenserklärung und hielten stolz ein so genanntes Zuglaufschild in die Kamera.

Im Mai 1983 fuhren die letzten Züge

Die Plastikdinger gab es zuletzt ungefähr, als der letzte Zug nach Walsum rollte, im Mai 1983. Die Walsumbahn hatte damals noch keinen schönen Namen, es rollten Akku-Triebwagen (eine Technik, die die Bahn offenkundig ebenfalls zur falschen Zeit beerdigt hat) kommentarlos von Oberhausen über Hamborn nach Walsum. Und waren dem Güterverkehr für die Kraftwerke Voerde und Walsum eher im Weg. Und da es ja eine neue Autobahn A59 gab, verabschiedete man sich vom Menschentransport auf der Schiene.

Nun also die Rolle rückwärts zur Bahn. Zuglaufschilder haben zwar keine Fragezeichen, aber immerhin Klammern, die die Problematik der Bahnstrecke deutlich machen. Nur die alte neue Strecke Oberhausen-Hamborn-Walsum steht da ohne Klammern. In Klammern wird die Strecke von und nach Duisburg oder Essen gedacht und im Norden bitteschön bis Wesel – auch, wenn die Strecke mancher schon als „neue S-Bahn“ beschreibt, steht auf dem Laufschild vorsichtig „Regionalbahn“ – vom Image her liegt das eher eine Klasse tiefer.

Was, wegen der bereits Ende des Zweiten Weltkriegs gesprengten Brücke über die Lippe, den Wiederaufbau drastisch teurer machen dürfte. Wenn man die Züge nicht südlich der Lippe in Friedrichsfeld an die Hauptbahn Emmerich-Wesel-Oberhausen anbindet. Klar ist auch: Das Potenzial vor allem im Duisburger Norden ist groß, eine echte verkehrliche Bedeutung wird die Walsumbahn indes erst bekommen, wenn die Züge nicht in Oberhausen enden, sondern nach Essen oder eher noch bis Duisburg und Düsseldorf durchfahren.

Die Planer im VRR wissen schon heute: Für Züge südlich von Duisburg wird es eng

Doch der VRR weiß auch: südlich von Duisburg ist es auf den Gleisen nach Düsseldorf bereits heute eng – der geplante sechsgleisige Ausbau schafft zwar Platz für den RRX, aber nicht für viel mehr. Deswegen macht die Studie zur Walsumbahn vor allem dann Sinn, wenn man sie verknüpft mit der bereits begutachteten Ratinger Weststrecke, die Duisburg und Düsseldorf über Wedau, Ratingen-Lintorf und Düsseldorf-Rath miteinander verknüpfen könnte.

Schöne neue Eisenbahnwelt – und eher Zukunftsvision als Lösung der aktuellen Verkehrsengpässe zum nächsten Fahrplanwechsel. Selbst Verkehrsminister Wüst weiß das und erinnerte sich an ein Projekt am Rande seines Wahlkreises: „Von der Elektrifizierung der Bahnstrecke Bocholt-Wesel war schon die Rede, da ging ich noch zur Schule.“ Die soll jetzt 2021 Wirklichkeit werden. Wüst hat 1995 in Bocholt Abitur gemacht...