Am Niederrhein. Umweltschützer sehen die Wiederansiedlung des Bibers in NRW als eine Erfolgsgeschichte. Der Niederrhein ist einer der Verbreitungsschwerpunkte.
Leibhaftig bekommt man die scheuen, nachtaktiven Tiere eigentlich nicht zu Gesicht. Ihre Spuren aber sind an der Bislicher Insel bei Xanten kaum zu übersehen: abgenagte Baumstümpfe, bei denen oft noch eine zarte Mitte steht. „Ich staune immer wieder, welch’ große Bäume Biber fällen können“, erzählt Ilka Weidig, die dort das Naturforum des Regionalverbandes Ruhr (RVR) leitet. Manchmal freilich fällen Biber Bäume auch nur halb - vor einigen Wochen musste ein RVR-Ranger mit der Motorsäge ausrücken, weil ein angenagter Baum auf einen Weg zu kippen drohte.
Der Niederrhein ist neben der Rur-Eifel ein Verbreitungsschwerpunkt des einst in Nordrhein-Westfalen vollständig ausgerotteten Säugers. Ab dem Jahr 2002 waren im Kreis Wesel 26 Elbe-Biber ausgewildert worden. Später wanderten Biber aus niederländischen Wiederansiedlungsgebieten in die Kreise Kleve und Viersen ein. Bereits 2014 war die Niers von der Landesgrenze bis Wachtendonk komplett besiedelt. NRW-weit geht das Landesumweltamt von mittlerweile wieder mehr als 1000 Tieren aus.
Zwei Biberfamilien an der Bislicher Insel
„Die Wiederansiedlung des Bibers ist eine Erfolgsgeschichte“, sagt Holger Sticht, Landesvorsitzender des Umweltverbandes BUND. Die weiterhin strenggeschützten Nager hatten sich zuletzt die Lippe hinauf ausgebreitet, auch von der Sieg waren Biber gemeldet worden. Sticht sieht gleichwohl noch viel Platz an den Gewässern in NRW. „Einst hat es hier Biber an jedem Bach und Fluss gegeben“, sagt der BUND-Landeschef.
Biber sind hervorragende Schwimmer und Taucher, der muskulöse Schwanz - „Kelle genannt“ - hilft dabei als Paddel und Steuer. Und: Biber sind Baumeister. Für ihre Familien bauen sie am Wasser hölzerne Burgen und Dämme, wie man eine zum Beispiel auf der Bislicher Insel von der ersten Beobachtungshütte aus sehen kann. Die bis zu 30 Kilo schweren Tiere sind reine Pflanzenfresser. Sie ernähren sich von Blättern und Knospen, aber eben auch von Zweigen und Rinde. Die besondere Vorliebe gilt Weichhölzern wie Pappeln und Weiden. 15, vielleicht 20 Biber mögen es an der Bislicher Insel sein. „Ausgegangen wird von zwei Familien“, sagt Naturforumschefin Weidig.
Neuer Lebensraum für andere Tier- und Pflanzenarten
BUND-Chef sieht in Bibern eine „Schlüsselart“ – wo sie siedelten, komme gleich ein ganzes Bündel anderer Arten mit in die von den Bibern gestalteten Lebensräume, Amphibien etwa oder Insekten. Zudem, so Sticht weiter, seien Biber gut für den Hochwasserschutz und fürs Klima, weil sie mit ihren Bauten das Wasser in der Fläche hielten. Der BUND sieht in Bibern Sympathieträger und begleitet die Wiederausbreitung der Tiere intensiv - etwa mit Biberbotschaftern und Biberberatern. Informationen gibt es hier.