Krefeld. Nach dem Affenhausbrand im Zoo Krefeld wurden neue tragische Details bekannt. Drei weitere Menschenaffen überlebten, mussten aber getötet werden.

Nach dem Brand im Krefelder Zoo in der Nacht zu Neujahr ist es zu bisher unbekannten, dramatischen Szenen gekommen: Ein schwer verletzter Gorilla musste am Morgen von einem Polizeibeamten durch mehrere Schüsse aus einer Maschinenpistole getötet werden, da die Tierärztin es nicht schaffte, das Tier einzuschläfern. Dies geht aus einem Bericht des Innenministeriums an den nordrhein-westfälischen Landtag hervor.

„Bei drei Menschenaffen mit schwersten Verletzungen konnten von den Tierärztinnen unmittelbar nach den Löscharbeiten nur noch schwache Lebenszeichen ohne Überlebens-Chance festgestellt werden“, berichtete der Zoo Krefeld am Mittwoch in einer Mitteilung. Zwei Tiere seien ohne Verzögerung durch ein hoch konzentriertes Narkotikum eingeschläfert worden, „um sie von ihren Leiden zu erlösen“, teilte der Zoo mit. Bei einem männlichen Gorilla, habe das Narkotikum jedoch nicht seine volle Wirkung entfaltet. Der Gorilla habe großflächige Hautverbrennungen gehabt. Der Kugelschuss durch die Polizei sei die „schnellste Erlösung des Tieres gewesen“, begründete der Zoo. Bei dem getöteten Tier kann es sich nur um den Silberrücken „Massa“ handeln.

Polizei: Todesschuss für Gorilla war auch rechtlich verpflichtend

Brand im Krefelder Zoo- Mögliche Verursacher stellen sich

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    Dass Tiere von Leiden erlöst werden mussten, hatte Zoo-Chef Wolfgang Dreßen bei der ersten Pressekonferenz am Tag nach dem Brand noch verneint. Am Mittwoch begründete der Zoo Krefeld dies damit, man habe die Information zurückgehalten, um die beteiligten Personen emotional zu schützen. Dies sei „gemeinsam mit den beteiligten Behörden entschieden worden“, teilte der Zoo mit.

    Dass letztlich ein Polizist dem schwer verletzten Gorilla den Todesschuss hatte geben müssen, sei nicht nur berechtigt gewesen, sondern auch rechtlich verpflichtend, erklärte die Polizei: „Ansonsten hätten sich unsere Kollegen nach dem Tierschutzgesetz strafbar gemacht“.

    Polizisten mit Maschinenpistolen schützten Feuerwehr bei Affenhausbrand

    Laut NRW-Innenministerium hatten sich bereits während des Brandes Polizisten mit Maschinenpistolen rund um das Affenhaus postiert, um notfalls verletzte oder panische Tiere zum Schutz der Einsatzkräfte zu stoppen. Dazu kam es nicht. Die Retter gingen laut dem Bericht davon aus, dass alle Tiere tot sind. Gegen 8 Uhr morgens wurden dann zwei schwer verletzte Tiere gefunden, von denen die Tierärztin ein Orang-Utan-Weibchen einschläferte. Den Gorilla tötete der Beamte nach Freigabe durch den Polizeiführer.

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    Mit dem 34-jährigen Schützen seien in den folgenden Tagen aus Fürsorge mehrere „intensive Gespräche“ geführt worden, heißt es in dem Bericht an den Landtag. „Der Bericht des Innenministeriums lässt nur erahnen, wie belastend der Einsatz für die Kräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei sowie die Mitarbeiter des Zoos gewesen sein muss“, sagte die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Verena Schäffer.

    Enorme emotionale Belastung für die Einsatzkräfte

    Tatsächlich sei die „emotionale Belastung bei allen Einsatzkräften sowie beim Personal des Zoos immens“ gewesen, heißt es in dem Bericht. „Während und nach dem Einsatz wurde den Einsatzkräften und den Mitarbeitern eine psychologische Unterstützung angeboten.“

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    Das Landes-Innenministerium führt in dem Bericht auch den aktuellen Ermittlungsstand aus. Demnach hatten bereits um 2.20 Uhr - keine zwei Stunden nach der Alarmierung der Feuerwehr - erste Zeugen Hinweise auf Himmelslaternen gegeben. Am nächsten Tag meldeten sich drei Frauen, die nach Mitternacht fünf der Leuchten hatten steigen lassen. Zwei seien in einem Baum hängen geblieben, drei weiter geflogen. Laut Innenministerium landete eine auf dem Dach des Affenhauses - wo sie laut Bericht „mit unbekanntem, entflammbarem Material in Kontakt gekommen ist. Im weiteren Verlauf kam es zur Flammenbildung und danach zum Vollbrand des Gebäudes.“

    Grünen-Politikerin fordert Brandmeldeanlagen-Pflicht für alle Zoos

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    Die Grünen-Politikerin Schäffer sagte: „Die Landesregierung muss dieses schreckliche Ereignis zum Anlass nehmen, für stärkere Brandschutzbestimmungen in den Zoos zu sorgen. Dazu gehören zum Beispiel die Verpflichtung zur Installation von Brandmelde- und Sprinkleranlagen im gesamten Gebäudebestand.“

    Bei dem Brand im Affenhaus waren mehr als 30 Tiere ums Leben gekommen. Zwei Schimpansen überlebten verletzt. Sie sind laut einer Mitteilung des Zoos von Anfang Januar auf dem Weg der Besserung. (mit dpa)