Essen. Der trockene Sommer 2019 hat die Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners in NRW weiter begünstigt, zeigen neue Daten. Starker Frost wäre gut.
Die feinen Härchen der Raupen, mit Widerhaken und Nesselgift, brennen oder jucken auf der Haut und können allergische Reaktionen hervorrufen: Der Eichenprozessionsspinner („EPS“) breitet sich in NRW weiter aus. Das zeigt eine jüngst vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW veröffentlichte Karte. Inwieweit der bisher milde Winter die Ausbreitung beeinflusst, ist indes nicht klar. Was klar ist: Um den Tieren zu schaden, die 2019 vielerorts zu einer Plage geworden sind, bräuchte es nahezu sibirische Verhältnisse.
„Außentemperaturen ab Minus 16,5 Grad Celsius würden den Tieren zusetzen, vor allem ein ständiger Wechsel von milden Temperaturen und Frost“, sagt Dr. Mathias Niesar, Leiter des Bereichs Wald und Klimaschutz beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW. EPS-Raupen sind keine Warmblüter, ihre Körpertemperatur hängt von der Außentemperatur ab. „Extremer Frost über einen längeren Zeitraum, der dazu führt, dass die Tiere immer wieder einfrieren, würde dazu führen, dass viele von ihnen absterben“, erklärt Niesar. Frost ist indes derzeit für NRW nicht in Sicht.
Eichenprozessionsspinner hat sich in Osten und Süden NRWs weiter ausgebreitet
Der trockene und heiße Sommer 2019 hat dazu geführt, dass Eichenprozessionsspinner in immer mehr Regionen in NRW auftauchen: „Er hat sich im Vergleich zu 2018 in NRW weiter nach Süden und Osten ausgebreitet“, sagt Niesar.
Laut der jüngsten Übersicht des Landesbetriebs Wald und Holz sind das Rheinland, das Ruhrgebiet und das Münsterland nahezu komplett befallen. Einzig in Ostwestfalen und in weiten Teilen von Sauer- und Siegerland ist der Eichenprozessionsspinner offenbar noch nicht zum Problem geworden; aus mehreren Kreisen und Städten fehlen allerdings Daten.
Härchen der EPS-Raupen halten sich Jahre
Eichenprozessionsspinner leben vorwiegend in Süd- und Zentraleuropa. In Osteuropa gibt es sie nicht, wohl weil es dort im Winter zu kalt ist. Die Forschung ist auf dem Gebiet allerdings noch lückenhaft, sagt Niesar. Seit 2001 breitet sich die Population in NRW stark aus. Im Frühsommer 2019 gab es vielerorts extreme Probleme - durch herumwehende Härchen der Raupen.
„Wenn die Tiere sich im Juli und August verpartnern und zu Faltern verpuppt haben, ist das Problem mit den Härchen geringer“, sagt Mathias Niesar. Allerdings sind die Härchen äußerst hartnäckig: „In der Natur halten sie sich zwei Jahre, haften sie etwa an Brennholz, das dunkel und trocken lagert, können sie sich dort zehn Jahre lang halten und bei Berührung entsprechende Probleme auslösen“, erklärt Niesar.
Eichenprozessionsspinner haben kaum „Fressfeinde“
Und wie breiten sich die Eichenprozessionsspinner im Jahr 2020 aus? Noch lasse sich das nicht abschätzen, meint Mathias Niesar: „Ein trockener Sommer würde die Population erneut begünstigen“. Ein nasser Sommer hingegen würde den Tieren Probleme bereiten, etwa durch Pilzbefall. Um die Tiere einzudämmen würde auch ein besonders feuchtes Frühjahr helfen, wenn die Raupen aus den Eiern schlüpfen und sich die Härchen auf ihnen bilden.
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Wirkliche Fressfeinde haben EPS-Raupen in hiesigen Breiten indes keine, außer vielleicht Kuckuck und Wiedehopf. Beide Vogelarten allerdings sind bei uns nurmehr selten, sagt Niesar. Aus den Niederlanden sei jüngst gemeldet worden, dass auch Meisen EPS-Raupen verspeisten. Niesar ist da jedoch skeptisch. Inwieweit Eichenprozessionsspinner durch Parasiten geschädigt werden können, etwa durch Schlupfwespen, sei wissenschaftlich noch nicht erforscht. So hänge es letztlich vor allem am Wetter, was aus den Eichenprozessionsspinner in diesem Jahr wird, meint Mathias Niesar: „Für die Population sind Witterungsfaktoren das Entscheidende“. (dae)