An Rhein und Ruhr. Landwirte beklagen den Flächenfraß in NRW. Täglich gehen 15 bis 24 Hektar Äcker und Weiden verloren. Verband lehnt Freiflächen-Photovoltaik ab.

Als Alternative zur von ihr ungeliebten Windkraft verweist die NRW-Landesregierung immer wieder auf die Solarenergie. Der jüngste Vorstoß von Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) für Freiflächen-Photovoltaik entlang von Autobahnen und Bahntrassen wird bei den Rheinischen Bauern aber sehr kritisch gesehen. „Wir brauchen keine neue Flächenkonkurrenz, unter Photovoltaik-Anlagen wächst kein Brot“, sagte der Bauernpräsident Bernhard Conzen der Redaktion (12. Januar 2020).

Die konsequente Nutzung der Randstreifen von Autobahnen und von Flächen entlang überregionalen Schienenverbindungen ist das zentrale Vorhaben beim Maßnahmen-Paket zum Photovoltaik-Ausbau, das Pinkwart im Dezember vorgestellt hatte. Fachleute sähen hier ein Potenzial von 12.300 Hektar. Für Landwirte seien Pachteinnahmen von 2.500 bis 4.000 Euro pro Hektar und Jahr drin, bei Eigenbetrieb der Anlagen noch deutlich mehr.

Verband: „Für innovative Lösungen offen“

Angesichts immer weiter rückläufigerer Acker- und Weidefläche findet der Vorstoß bei den Rheinischen Bauern (10 000 aktive Landwirte) wenig Gegenliebe. Der tägliche Verbrauch von landwirtschaftlicher Fläche für Bauprojekte und Ausgleichsmaßnahmen liege in NRW ungebremst bei 15 bis 24 Hektar. Auf Maßnahmen der schwarz-gelben Landesregierung, den Verbrauch zu begrenzen, wartet man bis heute.

Lediglich auf schrägen Böschungen, etwa in der Eifel, wo sonst wenig bis gar keine Landwirtschaft möglich ist, könnte sich Bauernpräsident Conzen Freiflächen-Photovoltaik vorstellen. Bei seinem Verband wird aber betont, dass man für „innovative Lösungen offen“ sei – etwa für einen Pilotversuch im Rheinischen Revier zum Anbau von Kulturpflanzen unter Photovoltaik-Anlagen.

Weitere Anlagen auf NRW-Gebäuden beabsichtigt

Derweil gestaltet sich der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen auf landeseigenen Gebäuden noch ziemlich zäh. Pinkwart hatte bei dem Vorstoß im Dezember auch auf entsprechende Bestrebungen verwiesen, einen Kabinettsbeschluss gibt es bereits seit März 2019. Ein konkretes Projekt gibt es bislang nicht zu vermelden. „Erste Planungen haben aber schon begonnen, sodass mit der Realisierung erster Projekte im Laufe der 2. Jahreshälfte 2020 zu rechnen ist“, teilte ein Sprecher des landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetriebes (BLB) auf Nachfrage der Redaktion mit. Ziel sei es, die Anzahl von derzeit 80 Anlagen zum Beispiel auf Gerichtsgebäuden oder Polizeiwachen „signifikant zu erhöhen“, so der BLB-Sprecher.