An Rhein und Ruhr. . Im Gespräch ist die Installation weiterer Photovoltaik-Anlagen auf NRW-Gebäuden. Ein Gutachten noch von Rot-Grün sieht großes Potenzial.

Auf Dächern von Finanzämtern, Polizeiwachen, Gefängnissen, Ministerien, Straßenmeistereien oder Gerichten ist viel Platz für die Gewinnung von Solarstrom. Doch auf den wenigsten landeseigenen Liegenschaften befinden sich bisher Photovoltaik-Anlagen. Das könnte sich nun ändern. Die Landesregierung berät über die Installation weiterer Anlagen. „Damit wollen wir die Energiekosten des Landes reduzieren und aktiven Klimaschutz betreiben“, erklärte ein Sprecher von Finanzminister Lutz Linienkämpfer (CDU) auf NRZ-Nachfrage.

Man wolle die Voraussetzungen dafür schaffen, dass der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) „stärker als bislang wirtschaftliche Photovoltaikanlagen planen, bauen und betreiben“ kann, hieß es weiter. Solche Anlagen stellten „eine risikoarme und umweltfreundliche Standardtechnologie dar, die zum Klimaschutz beiträgt“. Mit ihnen könne das Land zugleich Innovationen fördern und wirtschaftlich handeln.

Einige bestehende Anlagen sind schon sehr alt

Eine konkrete Aussage zum Potenzial vermied der Sprecher. Ein noch zu Zeiten der rot-grünen Vorgängerregierung in Auftrag gegebene Konzeption sieht nach NRZ-Informationen erhebliches Ausbaupotenzial. Fachleute der Essener Gertec GmbH waren im Dezember 2016 zu dem Schluss gekommen, dass auf den Dächern von knapp 600 Liegenschaften (ohne Hochschulen) Solarstromanlagen mit einer Leistung von 28.000 Kilowatt installiert werden könnten.

Der jährliche Ertrag läge demnach bei 26,5 Gigawattstunden, die zum

Finanzminister Lutz Lienenkämper
Finanzminister Lutz Lienenkämper © WP

weitaus größten Teil direkt vor Ort verbraucht werden könnten. 9% des Strombedarfes vor Ort könnten so gedeckt und der jährliche Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid könnte so um 11.000 Tonnen reduziert werden. Auf 50 Mio Euro wurden die Investitionskosten beziffert; in unterschiedlichen Modellen sollen sich die Anlagen binnen acht bis 18 Jahren rechnen, also amortisieren.

Nach Angaben des Sprechers von Finanzminister Lienenkämper sind auf Landesliegenschaften bislang etwa 80 Photovoltaikanlagen in unterschiedlicher Größe installiert. Im Jahr 2017 wurden dadurch etwa 1,3 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt – also 1,3 Gigawattstunden. Aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen im vergangenen Sommer geht hervor, dass einige dieser Anlagen sehr alt. Auf den Dächern der Gefängnisse in Moers und Kleve etwa gibt es Anlagen aus dem Jahr 1998, die komplett ins allgemeine Netz einspeisen. Eine Anlage aus dem Jahr 1999 auf dem Arbeitsministerium in Düsseldorf deckt 4% des Eigenstrombedarfs.

Anlagenpreise gesunken

Die Umstände sind günstig. Anlagen sind in den vergangenen Jahren um 75% billiger geworden. Eine Entscheidung der Landesregierung könnte dem Vernehmen nach in Kürze fallen. Im Gespräch ist, dass der BLB in Anlagen für die Eigenstromerzeugung investiert, die sich binnen höchstens 12 Jahren amortisieren.

>>> HINTERGRUND: Wer verbraucht wieviel Strom?

Eine Giga-Wattstunde (GWh) entspricht einer Million Kilowattstunden (kWh) und einer Milliarde Wattstunden (Wh).

Der durchschnittliche Verbrauch eines Haushalts wird häufig mit 3000 kWh pro Jahr angegeben (abhängig von der Personenzahl). Mit einer Mio Kilowattstunden könnten also 330 Haushalte ein Jahr versorgt werden.

Bei Elektrofahrzeugen wird der durchschnittliche Verbrauch häufig mit 17 Kilowattstunden je 100 Kilometer angegeben (abhängig vom Fahrzeug). Bei einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 km ergibt sich ein Verbrauch von knapp 2600 kWh. Mit einer Mio Kilowattstunden könnten also etwa 385 E-Autos ein Jahr je 15.000 km fahren.