Monheim. Ab diesem Mittwoch ist Busfahren in Monheim am Rhein gratis. Die Stadt kann es sich leisten - trotz Corona. Doch das Angebot gilt nicht für alle.
Es ist kein April-Scherz, das Datum ist bewusst gewählt: Ab dem 1. April können Menschen in Monheim gratis mit dem Bus fahren. Profitieren aber werden nur diejenigen, die auch in Monheim wohnen. Wer in den Nachbarstädten in die Busse des örtlichen Nahverkehrsunternehmens Bahnen Monheim steigt, muss weiterhin ein Ticket bezahlen.
Der Starttermin passt zur Lage: Wegen der Corona-Krise bleiben auch in Monheim die vorderen Türen der Busse derzeit geschlossen - und die Fahrer verkaufen bis auf Weiteres ohnehin keine Tickets mehr im Fahrzeug. Der Busfahrplan wurde zudem ausgedünnt und dem Notfahrplan bei den S-Bahnen angepasst.
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Vorläufig bis 2023 soll das Projekt mit dem Gratis-ÖPNV in Monheim laufen, für das alle gut 44.000 Einwohner Monheims jetzt ihren persönlichen „Bürgerpass“ erhalten haben. Die Plastikkarte ist nicht nur Gratis-Busticket, sondern hat im Zusammenhang mit Monheims Engagement als „smart City“ noch viele weitere Funktionen. So soll der „Monheim-Pass“ verknüpft sein mit einem digitalen „Bürgerschaftskonto“ und damit auch als Zahlungsmittel bei Schwimmbad, Kulturangebot oder Stadtwerken dienen. Zudem wird die Karte durch eine Smartphone-App ergänzt.
Wirklich „kostenlos“ ist der ÖPNV in Monheim gar nicht
3,2 Millionen Euro lässt sich die Stadt Monheim das Bus-Angebot zum Null-Tarif pro Jahr kosten. So ist es im städtischen Haushalt veranschlagt. Was darauf stoßen lässt, dass der Nahverkehr in Monheim genau genommen weiterhin „gar nicht gratis ist“, sagt Detlef Hövermann, Geschäftsführer des kommunalen Nahverkehrsunternehmens Bahnen Monheim: „Der Fahrpreis wird zu 100 Prozent entrichtet - nur eben nicht mehr von den Kunden sondern von der Stadt Monheim“.
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Zu verdanken ist das der nach wie vor traumhaften Finanzlage der Stadt: Monheim hat sich unter Führung von Bürgermeister Daniel Zimmermann, Mitbegründer der lokalen Jugendpartei „Peto“, der bei der Kommunalwahl 2014 mit fast 95 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt worden war, von einer Schulden-Kommune zu einem Steuerparadies entwickelt. Statt roter Zahlen macht Monheim seit Jahren Gewinn. Der Haushalt für 2020 ist nach eigenen Angaben der inzwischen zehnte in Folge mit einem kräftigen Plus.
Monheimer fahren auch in Langenfeld gratis - aber nicht umgekehrt
Nachbarstädte hingegen grollen über Monheims extrem gesenkte Gewerbesteuer und das Abwerben von Unternehmen Der kostenlose Nahverkehr in Monheim könnte beim unmittelbaren Nachbarn Langenfeld für Missstimmung sorgen: Denn während Monheimer in den örtlichen Linien auch in Langenfeld gratis fahren werden, weil die Nachbarstadt zur selben Preisstufe gehört, gilt das Angebot für Langenfelder in Monheim nicht: „Sie müssen weiterhin für ihr Ticket zahlen“, sagt Detlef Hövermann.
Bei der Stadt Monheim und den Bahnen Monheim hofft man, durch den Null-Tarif mehr Bürger für den ÖPNV zu begeistern. So investiert Monheim in Sachen „smart City“ auch unter anderem in ein eigenes Fahrrad-Leihsystem und ein Car-Sharing-Angebot mit Elektroautos. Und die Stadt hat jüngst erstmals mehrere autonom fahrende Busse in den Linienbetrieb genommen.
Abo-Ticket-Kunden zahlt Monheim eine Vergütung
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Im örtlichen Nahverkehr setzt man sich mit Blick auf das Gratis-Projekt ein moderates Ziel: „Wir wollen zehn Prozent mehr Abonnenten gewinnen“, sagt Detlef Hövermann - also Menschen, die vom örtlichen kostenlosen Angebot angelockt werden und sich eine Dauerkarte zulegen, für Ziele über Monheims Preisstufe hinaus.
4400 Menschen in Monheim hatten Ende 2019 bereits über die Bahnen Monheim ein Dauer-Ticket für VRR oder VRS; Monheim liegt auf der Grenze dieser beiden Verkehrsverbünde. Damit die Abo-Kunden ab diesen April nicht Frust schieben, hat die Stadt Monheim auch für sie ein ‘Geschenk’: „Bestandskunden bekommen je Monat 40 Euro erstattet“. Denn das Gratisangebot gilt nur in der örtlichen Preisstufe A.