Neukirchen-Vluyn. Er zwingt uns, den Worten wieder zu vertrauen. Uwe Brosch aus Neukirchen-Vluyn hat seine Gedanken gebündelt, kurz und knapp – ein neues Büchlein.
Manchmal braucht es nur einen Satz, wenige Worte, um einen ganzen Tag darüber nachzudenken. Zum Beispiel:
Die Vernunft lebt, wenn Herz und Verstand miteinander tanzen.
Das ist so ein typischer Brosch. Kurz und präzise, schonungslos und poetisch, sich selbst widerprechend und in der Schönheit des Wortliedes den Widerspruch gleich wieder aufhebend. – Sie kennen das ja nun schon ein bisschen. Immer dienstags finden Sie so einen Brosch unten links auf unserer Seite: „Blüte und Stachel“ nennt der Neukirchen-Vluyner seine Aphorismen – „Ein guter Aphorismus ist Blüte und Stachel zugleich“.
Wahrlich wahr.
Signierstunde in der Barbara Buchhandlung Moers
Uwe und Christine Brosch sind am Samstag, 23. November, 14 bis 15 Uhr, zur Signierstunde in der Barbara Buchhandlung in Moers zu Gast, Burgstraße 3.
Da besteht auch die Möglichkeit, mit den Autoren ins Gespräch zu kommen und den ein oder anderen Gedankenaustausch zu wagen. Kaufen kann man das Büchlein dort auch. 7 Euro.
Nun hat Uwe Brosch, der Mann der auch schon Kinderbücher und Kindermusicals geschrieben hat, der gern mit der Gitarre Songpoet ist und da auch immer etwas mitzuteilen hat – nun hat der Pädagoge seine gesammelten Kurzsatz-Gedanken in ein handliches Büchlein gepackt: „Freude ist wie Frühling in der Seele“. Und seine Frau Christine hat den Worten und Gedanken Farbe gegeben – so fließt das eine in das andere. Schön.
Kurz schreiben ist gar nicht so einfach
„Schreiben“ sagt der Schreiber Brosch, „ist für mich ein Lebensmittel. Es ist die Auseinandersetzung mit mir und der Welt.“ Und für jemanden wie Brosch gehört das zum Leben dazu, das Nach- und Mit- und Vordenken, das Reflektieren und das Zweifeln, das Mahnen und das Zuhören, das achtsam sein und Achtsamkeit schenken. Das Glück spüren, das ein fein gesetzter Satz auslösen kann. Buchstaben-Wohlfühlbaden in Zeiten von Likes und Apps, kargen und gefühllosen Nachrichten, in der die Schönheit von, Wort, Satz und Gefühl nicht mehr gefragt ist.
Auch interessant
Aber das ist ja nun auch die hohe Kunst: schöne Worte finden, schön reden, mit Melodie und Fluss – und doch muss die Form nicht den Inhalt tragen, kann das schöne Wort das Unschöne gnadenlos vorführen. Und es muss auch gar nicht immer einen tiefen, lebensdeutenden Sinn haben, so ein schön gesetztes Wort. Einfach schön sein reicht auch. Witzig sein darf es auch, humorig, albern.
In aller Kürze – schön
Wir nutzen diese vielen Talente von A bis Z immer weniger – um so feiner, ja, umso sinnlicher ist es, wenn einer uns das Wort reicht wie Uwe Brosch es tut.
Auch interessant
uwe brosch. gedankensätzeJa, aber wer liest so etwas heute noch? Wer genießt diesen Luxus, ein Büchlein in die Hand zu nehmen, still zu blättern, einen Gedanken aufzugreifen, ihn festzuhalten, weiterdenken, schön finden, verwerfen, still zu werden. „Och“, sagt der Uwe Brosch, „Ich mag so ‘was. Was ich nicht mag, ist im elektronischen Babbel zu leben.“ Uwe Brosch will nicht moralisieren, will nicht den pädagogischen Zeigefinger heben, will nicht besserwissen. Er will einfach nur miteinander denken.
Hier gibt es weitere Informationen zu Uwe Brosch
Wobei er das ja schon immer getan hat in seinen Arbeiten, mit seiner Musik, in seinen Texten. Nun aber fasst er sich kurz. Ein, zwei Sätze – dann muss das Werk stehen. „Irgendwie hat die Form mich gefunden“, sagt er. „Irgendwann war das Gefühl da, alles zu Verwesentlichen.“ Das Weglassen als Grundprinzip künstlerischen Schaffens schärft den Blick – was für ein Super-Tipp für alle Nonstop-Blabla-Nachrichtenverschicker bei Facebook und Co.
Christine Brosch hat auf ihre Weise mitgestaltet. 100 Aphorismen werden mit sieben Zeichnungen/Bildern aufgefangen und weitergeschickt – sanfte, leichte Farben, mal ruhig, mal wirbelig – hier dürfen Worte kreisen, sich finden, nachwirken.