Am Niederrhein. Bauer halten sich mit Investitionen zurück. Die Firma Lemken fährt dennoch voller Optimismus zur wichtigen Messe „Agritechnica“ nach Hannover.
Wetterunbill setzt der Landwirtschaft rund um den Globus zu. In Deutschland und Europa sind die Landwirte zudem verunsichert durch die Diskussion um neue Umweltauflagen. Kein gutes Klima für Investitionen - der Alpener Landmaschinenhersteller Lemken fährt dennoch voller Optimismus zur weltgrößten Fachmesse „Agritechnica“ (10. bis 16. November 2019) nach Hannover, zu der über 400.000 Besucher erwartet werden.
„Wir sind überzeugt, den Bauern die passenden Innovationen zu präsentieren“, sagte Lemken-Geschäftsführer Anthony van der Ley im Gespräch mit der Redaktion. 120 Mitarbeiter fahren mit nach Hannover. Lemken präsentiert dort gut 30 Maschinen, darunter ein halbes Dutzend Messe-Neueinheiten. Flaggschiff ist die neue selbstfahrende Feldspritze Nova 14, ein Bespiel für Landwirtschaft 4.0.
Fahrwerk kann bis auf 1,60 angehoben werden
Die in der Anschaffung 250.000 Euro teure Spritze hält auf dem Feld per GPS die Spur. Für hochwachsende Kulturen kann das Fahrwerk bis auf 1,60 Meter gehoben werden. „In den nächsten Jahren werden auch 1,80 oder 1,90 Meter möglich sein“, kündigte Produktmanagement-Chef Lars Heier an. Per Computer werden Dosierung und Ausbringung gesteuert – mit nach dem Betrieb nur ganz geringen Restmengen im System der Maschine, wie man bei Lemken betont.
„Ganz ohne Chemie wird es auch künftig nicht gehen“, zeigt sich Geschäftsführer van der Ley überzeugt. Es werde aber weniger Pflanzenschutzmittel geben – und diese gelte es, besonders effizient auszubringen. Angesichts der Diskussion um Glyphosat & Co. baut man bei Lemken bereits seit einiger Zeit verstärkt auf mechanische Unkrautbekämpfung. In Hannover werden die Niederrheiner den Flachgrubber Koralin präsentieren, der mit einer Arbeitbreite von 8,40 Meter auf Stoppelfeldern zum Einsatz kommt.
Klimawandel beschäftigt Landwirte rund um den Globus
Gerade im Bereich der mechanischen Unkrautbekämpfung hat Lemken für die Zukunft noch viel vor. Im August 2018 hatte man die niederländische Gesellschaft Stecketee (50 Mitarbeiter) übernommen, die für ihre Hackmaschinen über eine eigene Kameratechnik zur Pflanzenerkennung verfügt. Stecketee mache sich gut und habe ihren Umsatz bereits jetzt um 50 % gesteigert, berichtet van der Ley.
Für das Familienunternehmen Lemken (1600 Mitarbeiter, 380 Mio Euro Umsatz) gilt es in Hannover, Kunden aus aller Welt zu treffen. Neben Europa sind für die Niederrheiner die Märkte in Russland, der Ukraine, China und Nordamerika besonders wichtig. Der Klimawandel beschäftigt die Landwirte allerorten - nicht nur in den Deutschland, wo es schon den zweiten Trockensommer hintereinander gab. „In Kanada zum Beispiel ist der Winter zu lang geworden“, erzählte Lemken-Geschäftsführer van der Ley. Und in den USA bekomme man das Getreide nicht vom Feld, weil es zuviel geregnet hat und der Boden zu nass ist.
Auch nach 240 Jahren noch: Lemken mit neuem Pflug
Die Verunsicherung bekommt Lemken unmittelbar zu spüren. Noch bis Juni dieses Jahres sei der Auftragseingang außerordentlich gut gewesen – dann aber regelrecht weggebrochen, berichtet van der Ley. Für 2019 hatte das Alpener Unternehmen eigentlich mit einem leichten Plus geplant, nun zeichnen sich immerhin noch stabile Zahlen ab. „Angesichts des schwierigen Umfeldes sind wir zufrieden“, sagte van der Ley.
Die auf der „Agritechnica“ präsentierten Neuheiten sollen den Grundstein für ein gutes nächstes Jahr bei Lemken legen. Das niederrheinische Traditionsunternehmen, das 1780 als Pflugschmiede begann, präsentiert hier mit dem bis zu siebenforchigen Juwel 10 wieder einen neuen Pflug. Selbst nach 240 Jahren könne man hier immer noch mit etwas Neuem aufwarten, meint van der Ley durchaus stolz: Juwel 10 sei besonders leichtzügig, das spare Kraftstoff beim voranfahrenden Traktor, was wiederum gut fürs Klima sei: „Auch hier spielt der Umweltschutz eine große Rolle“, meint der Lemken-Chef.