An Rhein und Ruhr. Seit vier Monaten flitzen E-Scooter über unsere Straßen. Für manche ist es ein Spaß, für Städte zuweilen ein Ärgernis. Neue Regeln sollen kommen.

„Momentan herrscht noch leichte Anarchie auf unseren Straßen“, sagt der Düsseldorfer Verkehrspolitiker Martin Volkenrath. Gemeint sind E-Scooter. Besonders in der Landeshauptstadt gehören die Roller mittlerweile fast schon fest zum Straßenbild. Genau so wie Bilder von Rollern, die kreuz und quer auf Fußgängerwegen liegen, und Meldungen von Unfällen und Alkoholfahrten.

Genau vier Monate ist es her, dass die schnellen Flitzer für den deutschen Straßenverkehr zugelassen wurden. Seitdem haben Leihanbieter wie Lime, Tier oder Circ hunderte Roller in Städten an Rhein und Ruhr verteilt. Doch während hauptsächlich junge Menschen gerne allein, manchmal auch verbotenerweise zu zweit durch die Innenstädte düsen, hadern die Städte immer noch mit passenden Regeln für die Roller.

E-Scooter: Düsseldorf will neue Regeln durchsetzen

„Wir versuchen das derzeit klarer zu regeln“, sagt Volkenrath, der dem Verkehrsausschuss der Stadt Düsseldorf vorsitzt. Nach den Erfahrungen der ersten Monate hatte die Stadt strengere Auflagen für die Betreiber angekündigt. Frühestens ab Januar 2020 sollen die Roller dann etwa nicht mehr auf Bürgersteigen abgestellt werden dürfen. Auch eine Gebühr wolle die Stadt künftig von den Anbietern verlangen.

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Zudem haben die Erfahrungen der ersten Monate gezeigt, dass die Roller keineswegs schon Teil der Mobilitätskette sind, sagt Volkenrath. „Die Menschen nutzen die Roller mehr als Freizeitspaß.“ Das sei auch der Tatsache geschuldet, dass die Leihanbieter bislang fast ausschließlich im Innenstadt-Bereich aufgestellt sind.

Händler sehen Scooter als „Gefahrenherd“

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Sehr skeptisch zeigt sich auch Rolf Fliß, Vorsitzender des Verkehrsausschusses in Essen. Derzeit gebe es einen Hype um die Flitzer, aber es sei nicht abzusehen, wie lange dieser anhält. „Ich bin mal gespannt, wie sich das im Winter entwickelt.“ Weitere Kritikpunkte seien die relativ kurze Lebensdauer der Leihgeräte und die hohe Unfallgefahr.

Auch der Handelsverband Ruhr nimmt die E-Scooter eher als „Gefahrenherd“ wahr, da sie schnell, aber lautlos sind, erklärt Geschäftsführer Marc Heistermann. „Das gilt aber teilweise auch für Fahrräder“, relativiert er. Über beide Verkehrsmittel gebe es häufig Beschwerden. „Kunden wollen sich sicher fühlen“, erklärt er – gerade in Einkaufsstraßen wie der Kettwiger Straße in Essen. In Fußgängerzonen oder auf Gehwegen haben die Roller allerdings ohnehin nichts zu suchen. Sie dürfen nur auf Radwegen oder – falls nicht vorhanden – auf der Fahrbahn gefahren werden.

E-Scooter-Fahrer missachten Regeln

Allerdings scheinen manchen Mietern der Elektro-Flitzer die zugehörigen Regeln entweder unbekannt oder egal zu sein. So erlangte ein junger Mann aus München erst kürzlich zweifelhaften Ruhm in den sozialen Netzwerken, weil er ein Bild gepostet hatte, das ihn mit einem Bierkasten auf dem E-Scooter zeigt. Dieser Transport ist aber verboten: fehlende Ladungssicherung. Auf den ersten Blick mag dieser Fall amüsant klingen, doch immer wieder passieren Unfälle mit den E-Scootern, weil die Fahrer sich nicht an die Verkehrsregeln halten.

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Zudem sorgten die Roller auch schon in anderen Zusammenhängen für Ärger. So müsse etwa die Augsburger Feuerwehr regelmäßig ausrücken, um die Roller aus den Kanälen und Flüssen der Stadt zu fischen, meldete die Augsburger Allgemeine. In Köln sorgten kürzlich Studenten für Aufsehen, die ihr Einkommen mit dem Aufladen der Flitzer aufbessern wollten. Allerdings nutzten sie dafür den Strom aus dem Studentenwohnheim, der pauschal abgerechnet wird, so dass die Kosten auf alle umgelegt werden.