Düsseldorf. Düsseldorf ist eine der erste deutschen Städte mit einem E-Scooter-Verleih. Redakteur Simon Gerich hat das Angebot und den E-Roller ausprobiert.

Im Grunde ist es kinderleicht: Aufsteigen, ein, zwei kräftige Tritte um Schwung zu holen und schon kann es los gehen. Den Rest übernimmt der Elektromotor – völlig lautlos und mit erstaunlich kräftigem Zug. Die ersten paar Meter sind noch ungewohnt, aber das ist schnell verflogen. Intuitive Steuerung, Lenkung und Bremsen wie bei einem Fahrrad, das hat man leicht raus.

Viel wurde über sie gesprochen, geschrieben und leidenschaftlich diskutiert: E-Tretroller. Jetzt sind sie da. Seit zwei Wochen dürfen die Flitzer nun auch in Deutschland über die Straßen fahren, in vielen Städten der Region an Rhein und Ruhr wollen bald Leihanbieter an den Start gehen.

E-Scooter ausleihen

Die App-Ansicht. So lassen sich die Roller schnell und bequem finden und ausleihen.
Die App-Ansicht. So lassen sich die Roller schnell und bequem finden und ausleihen. © Lars Heidrich / FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

In Düsseldorf ist es schon soweit. Als eine der ersten Städte bundesweit können hier E-Scooter ausgeliehen werden. Der Anbieter „TIER“ hat 200 der mintgrünen Roller auf die Straßen der Landeshauptstadt gebracht, seit einer Woche stehen sie zum kurzfristigen Leihen bereit. Was man dazu braucht: eine App auf seinem Smartphone und eine Kreditkarte für die Zahlung. Per GPS zeigt die App den kürzesten Weg zum nächsten Roller: in meinem Fall an der Immermannstraße. Hier stehen drei Roller fein säuberlich in Reihe am Wegesrand. Mit der Handykamera scanne ich den QR-Code, zwei Klicks weiter und der Roller ist freigeschaltet. Minutengenau rechnet die Anwendung meine Fahrt ab, 15 Cent pro Minute, plus ein Euro Entsperrgebühr.

Fahrgefühl

Beim Praxistest im Straßenverkehr nutze ich wann immer es geht die Fahrradwege. Unter den Radlern fällt der Roller mit seinen 20 Kilometern in der Stunde kaum auf, das Fahrgefühl ist angenehm und macht sogar Spaß. Anders sieht es da auf der Straße aus. Im dichten Verkehr in der Düsseldorfer Innenstadt kommt bei mir schon ein mulmiges Gefühl auf, wenn sich schwere Laster und lange Busse nur eine knappe Armlänge an meinem Roller vorbeidrücken.

Der Roller selbst macht einen stabilen Eindruck, ist durch den Motor schwerer als Modelle, die rein durch Muskelkraft angetrieben werden. Die Reifen sind deutlich breiter als normal, vor Gullydeckeln und kleineren Schlaglöchern braucht man so keine Angst zu haben.

E-Roller in der Stadt

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Auf den Straßen ist der Anblick der Roller noch neu. Viele Passanten bleiben stehen, gucken interessiert und fragen neugierig nach. Auf der Kö bin ich bei weitem nicht der Einzige, der mit einem Scooter unterwegs ist. Viele probieren die Gefährte zunächst aus, ein Blick in ihre Gesichter verrät: E-Scooter fahren macht jede Menge Spaß – kann aber auch gefährlich sein. Erste Unfälle hat es mit den kleinen Flitzern schon gegeben, auch in Düsseldorf war in dieser Woche ein Mann schwer verletzt worden. „Das war der bislang einzige bemerkenswerte Sachverhalt“, heißt es dazu von der Polizei Düsseldorf. Für eine Einschätzung, ob E-Scooter die Zahl der Unfälle nach oben treibt, sei es aber noch zu früh, so ein Polizeisprecher. Man werde die Entwicklung aber im Blick behalten. Ähnlich äußert sich auch die Stadt Düsseldorf. „Wir beobachten das“, so Sprecher Volker Paulat.

In Düsseldorf sind sowieso einige Zonen für die Roller gesperrt. Weil sie Fahrrädern gleichgestellt sind, dürfen sie in Fußgängerzonen und anderen besonderen Geländen nicht fahren. In der Straßenkarten-Ansicht der App sind diese Bereiche der Stadt rot markiert, darunter die Altstadt, der Hofgarten und die Rheinwiesen. Auch andere Städte in NRW planen Verbotszonen, wo Roller entweder nicht abgestellt oder gar nicht gefahren werden dürfen. In Köln ist das etwa die Domplatte, in Münster der Aasee und der Kanal darunter.

E-Scooter parken

Mit dem Roller an der Kö entlang: Auf dem Radweg fährt es sich sehr gut.
Mit dem Roller an der Kö entlang: Auf dem Radweg fährt es sich sehr gut. © Lars Heidrich / FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Besondere Parkprobleme gibt es derzeit mit den Rollern in Düsseldorf aber scheinbar nicht. Ab und zu steht ein Roller einsam an einer Straßenecke, viele stehen in Gruppen von zwei bis drei Modellen beieinander. Von Seiten des Anbieters ist man mit dem Start in Düsseldorf und sieben anderen deutschen Städten jedenfalls glücklich: „Wir sind sehr zufrieden mit dem Deutschland-Start und erhalten enorm viel positive Resonanz von unseren Nutzern in Düsseldorf“, so ein Sprecher von „TIER“. Man werde das Angebot in den kommenden Wochen noch weiter ausbauen, auch andere Städte sollen Roller des Anbieters bekommen. Welche Städte das sein werden, verrät das Unternehmen aber noch nicht. Allerdings stehen noch einige andere Anbieter in den Startlöchern – es ist also gut möglich, dass bald in noch mehr Städten an Rhein und Ruhr die schnellen E-Scooter unterwegs sind, entweder als mintgrüne Variante, oder in weiß, gelb oder blau.